Ludwigshafen. Die Verteilung von Spendengeldern an die Ex-Partnerin des mutmaßlichen Doppelmörders von Oggersheim sorgt im größten Stadtteil von Ludwigshafen weiterhin für viel Gesprächsstoff. Inzwischen ist im Internet eine Petition gestartet worden, die bereits 660 Mal unterzeichnet wurde.
„Wir sind gegen die Auszahlung der Spende an die Ex-Freundin!“, heißt der eindeutige Aufruf. Bei der Sammlung waren insgesamt 22 500 Euro zusammengekommen. Rund 5600 sollen nach einem Beschluss des Bau- und Grundstücksausschuss zu einem Vorschlag der Verwaltung an die Frau gehen.
"Entscheidung nicht nachvollziehbar"
Initiiert hat die Unterschriftenaktion die ehemalige Oggersheimerin Patricia Müller. Von 2017 bis 2021 hat sie genau gegenüber des Rossmanns gewohnt, in dem der 26-jährige Somalier sein drittes Opfer angegriffen und lebensgefährlich verletzt haben soll. Bis heute arbeitet die 42-Jährige im Stadtteil.
„Für mein Empathieempfinden war die Entscheidung, dass auch die Ex-Frau des Angeklagten profitieren soll, nicht nachzuvollziehen“, sagt die dreifache Mutter zur Begründung der Petition.
„Für einen Vater, der seinen Sohn auf der Straße hat sterben sehen, ist dieses Vorgehen des Stadtvorstands ein weiterer Schlag ins Gesicht“, findet Müller.
Ex-Partnerin musste umziehen
Da die Tat, bei der am 18. Oktober 2022 der 20-Jährige Jonas Sprengart und der 35-Jährige Sascha ums Leben gekommen waren, wohl vor allem aus Eifersucht geschah, hätte zunächst die Rolle der Frau genau aufgearbeitet werden müssen. Wie mehrfach berichtet, hatte sich die Tat im Umfeld der Wohnung der Frau abgespielt, die sich zuvor von dem 26-Jährigen getrennt hatte.
Im Nachgang der Tat sah sich die Frau Nachstellungen ausgesetzt, weshalb sie umziehen musste. Dafür hat Müller auch Verständnis, gerade, weil die Frau auch Kinder habe, die geschützt werden müssten. „Dennoch ging aus dem Spendenaufruf der Stadt nicht hervor, dass auch die Frau profitieren wird. Sie ist keine Hinterbliebene laut Definition“, sagt Müller. Viele Spender fühlten sich deshalb betrogen.
Das sieht man auch an den Kommentaren in der Petition. „In dem Aufruf ging es um die Hinterbliebenen der Opfer. Das ist eine Vorspiegelung falscher Tatsachen“, schreibt eine Frau.
Eine andere ärgert sich: „Es ist ein Witz! Wenn die Stadt Ludwigshafen der Frau mit dem Umzug helfen möchte, soll sie das bitteschön auf eigene Kosten tun und nicht von den Spendengeldern für die Opfer!“
Wegen Finanznot auf Spenden zurückgegriffen?
Dem Vernehmen nach könnte aber genau die derzeitige finanzielle Situation der Stadt dafür gesorgt haben, dass zur Unterstützung der Frau auf die Spendengelder zurückgegriffen wurde. Denn noch hat Ludwigshafen keinen genehmigten Haushalt für das Jahr 2023 und muss kräftig sparen.
Eine Anfrage an die Verwaltung, ob vom ersten Tag an vorgesehen war, dass auch die Ex-Partnerin von der Sammlung profitieren soll, bleibt unbeantwortet. „Wir bitten um Verständnis, dass das Thema zunächst auf Antrag einer Fraktion in der kommenden Sitzung des Bau- und Grundstücksausschusses am 27. März behandelt werden soll und wir der Diskussion nicht vorgreifen können“, sagt eine Sprecherin
Stadt will nach Sitzung informieren
Im nicht-öffentlichen Teil soll es auf Antrag der Fraktion Grünes Forum und Piraten dann um die umstrittene Verteilung gehen. „Im Anschluss wird die Stadtverwaltung die Öffentlichkeit informieren“, kündigt die Sprecherin an.
Für Patricia Müller und viele Spenderinnen und Spender kann es nur ein Ergebnis geben. „Es ist nicht zu spät, den Fehler wieder gut zu machen“, sagt sie.
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