Angehörige sauer

Messerangriff in Ludwigshafen: Ärger über Spenden für Ex-Frau des Angeklagten

22.500 Euro an Spenden sind nach der Oggersheimer Messerattacke für die Hinterbliebenen gesammelt worden. Dass die Ex-Partnerin des mutmaßlichen Mörders ein Viertel davon erhält, sorgt für Aufruhr

Von 
Julian Eistetter
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Blumen und Kerzen am Tatort im Stadtteil Oggersheim. © Christoph Blüthner

Ludwigshafen. Die Spendenbereitschaft war enorm. Insgesamt 22.500 Euro kamen nach dem tödlichen Messerangriff von Oggersheim aus dem Oktober 2022 für die Betroffenen und Hinterbliebenen zusammen. Doch die Verteilung dieses Geldes durch die Stadtverwaltung sorgt nun für Ärger.

Denn neben den Eltern des getöteten Jonas Sprengart, der Ehefrau des getöteten Sascha und dem lebensgefährlich verletzten Marcel profitiert auch die Ex-Partnerin des mutmaßlichen Doppelmörders in gleichem Maße. Für Jonas’ Vater Kurt Sprengart ist das ein Unding, wie er jüngst am Rande des am Frankenthaler Landgerichts laufenden Verfahrens sagte. Die Rolle der Frau in der ganzen Sache sei noch nicht ausreichend aufgeklärt.

Wie berichtet, soll der 26 Jahre alte Somalier im Bereich der Wohnung seiner Ex-Freundin auf die Männer eingestochen haben - mutmaßlich aus Eifersucht, nachdem diese sich getrennt hatte.

Beschluss des Bau- und Grundstücksausschusses

Beschlossen hatte die Aufteilung der Spendengelder der Bau- und Grundstücksausschuss in einer nicht-öffentlichen Sitzung. Mit Bernhard Wadle-Rohe (Die Linke) hat sich nun das erste Fraktionsmitglied bei den Angehörigen dafür entschuldigt.

„Die Liste der Spendenleistungen wurde am Ende zweier langatmiger Sitzungen im Stadtrat durchgewinkt. Für diese Fehlentscheidung bitte ich die Angehörigen um Verzeihung. Der Teufel liegt oft im Detail. Dieses Detail ist an diesem Tag niemandem aufgefallen“, schreibt er. Wäre die Brisanz erkennbar gewesen, hätte der Ausschuss die Regelung nicht durchgewinkt, ist er überzeugt und fordert Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck auf, die Aufteilung neu zu überdenken. „Die Linksfraktion missbilligt den Missbrauch von Spendenleistungen, die eindeutig dem Opfer und den Angehörigen der Opfer zugeführt werden müssen.“

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Bürger für LU wittern einen Skandal

Deutliche Worte finden auch die Bürger für Ludwigshafen, die nicht im Bau- und Grundstücksausschuss vertreten sind. „Dass die Ex-Partnerin des Messerstechers in gleicher Höhe mit Spendengeldern bedacht wird wie der Schwerverletzte und die Angehörigen der Todesopfer, ist ein Skandal“, sagt Fraktionsgeschäftsführer Timo Weber. Die Entschuldigung der Linksfraktion verdiene Respekt, man habe diese aber von der OB erwartet.

An die Stadtverwaltung habe man eine Anfrage geschickt, die aufklären soll, wie es zu der Verteilung kommen konnte. Dabei sei nach Angaben von Fraktionschef Hans-Joachim Spieß auch von Interesse, warum diese Entscheidung überhaupt in einer nicht-öffentlichen Sitzung getroffen wurde.

Das sagt die Stadtverwaltung

Die Verwaltung erklärt die Verteilung der Spenden auf Anfrage wie folgt: „Wir haben uns von Anfang an entschieden, die unmittelbar von materieller Not betroffenen Angehörigen zu bedenken: die Ehefrau von Sascha, die mit ihren Kindern von einer Sekunde zur anderen alleine dastand, die Eltern von Jonas Sprengart, die nicht nur einen Sohn, sondern zwei Stützen ihres Betriebs verloren haben, den Schwerverletzten Marcel, dessen Leben durch die Tat schlagartig verändert wurde, und die Ex-Lebensgefährtin des Täters mit ihren Kindern, die unverschuldet eine existenziell schwierige Situation erleben müssen.“ Dies habe die Stadtverwaltung im Vorfeld auch so kommuniziert

Die Verwaltung betont, dass die Informationen im Vorfeld der Sitzung rechtzeitig und für alle einsehbar zur Verfügung standen. Alle Fraktionen hätten die Möglichkeit gehabt, sich in die Entscheidungsfindung einzubringen, Hinweise zu geben oder Kritik zu üben. "Dies ist nicht geschehen"

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur