Großprojekt

Hochstraßen-Baustellen in Ludwigshafen: Wo es läuft und wo es hakt

Gefühlt ganz Ludwigshafen ist derzeit eine einzige Großbaustelle. Die Hochstraßen-Projekte sind im vollen Gange. Was aktuell passiert und welches "Sorgenkind" nicht im Zeitplan fertig wird

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Julian Eistetter
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Der Ersatzneubau für die abgerissene Pilzhochstraße im Süden nimmt immer weiter Form an. Gerade wurden zwei weitere Abschnitte im Bereich der Mundenheimer Straße betoniert. © Julian Eistetter

Ludwigshafen. Während im Süden der Ludwigshafener Innenstadt der Ersatzbau für die abgerissene Pilzhochstraße Stück für Stück wächst und die angrenzende Weiße Hochstraße umfassend ertüchtigt wird, beginnen im Norden bereits die vorbereitenden Arbeiten für die neue Westbrücke und die Helmut-Kohl-Allee. Bagger heben westlich des im Abbruch befindlichen Rathaus-Centers tonnenweise Erdboden aus. Die Großbaustellen werden das Stadtbild noch lange prägen. Im Folgenden ein Überblick über den Stand der einzelnen Bereiche.

Ersatzneubau Pilzhochstraße

Zwischen dem Anschluss an die Konrad-Adenauer-Brücke und der Abbruchkante der Weißen Hochstraße entsteht auf 530 Metern der Ersatzneubau für die abgerissene Pilzhochstraße. Nach Angaben von Eberhard Küssner, Gesamtprojektleiter Hochstraßen bei der Bauprojektgesellschaft (BPG) Ludwigshafen, liegen die Arbeiten hier im Plan. Am vergangenen Wochenende seien die Abschnitte drei und vier der Brückenüberbauten im Bereich der gesperrten Mundenheimer Straße betoniert worden. Die Arbeiten hätten wieder nachts stattgefunden, um die durchgehende Versorgung mit Beton zu gewährleisten und die Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten. Pro Abschnitt werden laut Küssner rund 1200 Kubikmeter Beton verbaut, das entspricht etwa 150 Lkw-Ladungen.

Der frisch betonierte Brückenteil der neuen Hochstraße Süd in Ludwigshafen. Bis zum Lückenschluss fehlen noch einige Abschnitte.

© Julian Eistetter

Von den insgesamt 530 Metern seien derzeit etwa 130 Meter geschafft. Das Traggerüst für den fünften Abschnitt sei bereits errichtet und die Verschalung für die Betonage erfolgt. Am Montag sei mit der Bewehrung begonnen worden. „Wir haben hier einen sehr zufriedenstellenden Takt“, sagt Küssner. Gleichwohl muss die Mundenheimer Straße etwas länger gesperrt bleiben als ursprünglich geplant. Noch bis 9. Dezember können Autos und Bahnen nicht aus Süden an den Berliner Platz fahren. Die Auffahrt zur Adenauer-Brücke ist weiterhin frei. Grund für die leichten Verzögerungen hier waren laut Stadt „komplexe Umplanungen und zusätzliche Anpassungen“. Küssner berichtet, dass noch einige Arbeiten für die RNV erledigt werden müssen, etwa demontierte Oberleitungen wieder eingehängt.

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Weiße Hochstraße

Die Weiße Hochstraße schließt im Westen unmittelbar an den Ersatzbau an und verläuft bis zur Pylonbrücke. Auch hier wurden erhebliche Schäden festgestellt, weshalb die Brücke für gut 40 Millionen Euro ertüchtigt wird. Nach Angaben von Eberhard Küssner ist diese Baustelle aktuell das „Sorgenkind“ der Verantwortlichen. „Es ist wie, wenn man ein altes Haus kauft und sanieren will, man erlebt viele Überraschungen“, berichtet er. Die Herausforderung sei deutlich komplexer als gedacht. „Deshalb werden wir hier auch nicht im Zeitplan bleiben“, kündigt der Projektleiter an.

Die Abbruchkante der Weißen Hochstraße vor einigen Monaten. Inzwischen hat sich die Sanierung dieses Bauwerks als "Sorgenkind" des Großprojekts entpuppt.

© Thomas Tröster

Bei der Weißen Hochstraße wurden sämtliche Brückenkappen abgebrochen. Auch die Fahrbahn wird komplett erneuert. Um die Brücke für die seit ihrer Errichtung deutlich gestiegenen Verkehrsbelastungen fit zu machen, werde auch zusätzlicher Bewehrungsstahl eingebaut. „Wir wollen die Brücke für die nächsten Jahrzehnte fit machen, damit wir dann 40 bis 50 Jahre nicht mehr ran müssen“, erklärt Küssner. Der Blick geht dabei insbesondere auf den Schwerlastverkehr, der in den vergangenen Jahrzehnten drastisch zugenommen habe mit immer schwereren Gespannen.

Helmut-Kohl-Allee (Westbrücke)

445 Meter lang soll die neue Brücke werden, die künftig über den Güterbahnhof nördlich des Hauptbahnhofs verläuft. Sie verbindet die A 650 mit der neuen Helmut-Kohl-Allee. Am Bruchwiesenknoten laufen die Vorbereitungen für die Errichtung des westlichen Brücken-Widerlagers, wie Küssner berichtet. Widerlager sind die massiven Bauteile, in denen später die eigentliche Brücke verankert wird. Neben der bestehenden B 44 seien Erdwälle abgetragen worden, um ein freies Baufeld zu bekommen. Der Boden sei auf Kampfmittel untersucht und anschließend mit sogenannten Rüttelstopfsäulen tragfähig gemacht worden. Dabei wird das Erdreich mit Kies oder Schotter aufgefüllt und verdichtet. Auch das Fundament für das Widerlager sei bereits betoniert worden.

In etwa so könnte die neue Westbrücke über die Bahngleise im Bereich des Hauptbahnhofs aussehen. Sie ist die Verlängerung der Helmut-Kohl-Allee Richtung Autobahn 650. © Stadt Ludwigshafen

Helmut-Kohl-Allee (Mitte)

Der Messplatz und der Parkplatz Jaegerstraße im Norden der Innenstadt sind nicht wiederzuerkennen. Bagger haben tonnenweise Erdreich ausgehoben. „Der Boden muss hier neu aufgebaut werden“, erläutert Küssner. Später soll in diesem Bereich die Fahrbahn von der Westbrücke kommend ebenerdig in die Kohl-Allee übergehen. Bei den Grabungen habe es auch hier kleinere Überraschungen gegeben. So wurden etwa alte Kellerräume der Firma Benckiser, Brunnen und sogar eine alte Straße freigelegt. „Diese müssen wir natürlich abbrechen“, sagt Küssner. Bis auf diese „Überraschungseier“ laufe hier aber alles planmäßig.

Vom einstigen Parkplatz Jaegerstraße an der Hochstraße Nord ist nichts mehr zu sehen. Hier laufen die Vorbereitungen für die Helmut-Kohl-Allee. © Julian Eistetter

Nordbrückenkopf Kurt-Schumacher-Brücke

Die Zu- und Abfahrten zur Kurt-Schumacher-Brücke werden bei dem Großprojekt komplett neu geordnet und gestaltet. Ab April finden dafür im Umfeld die ersten Abrissarbeiten statt. So muss die sogenannte blaue Halle hinter dem Getreidesilo am Rhein abgebrochen werden, um Platz zu schaffen. Im weiteren Verlauf muss dann auch der Würfelbunker weichen. Ab Frühjahr 2026 geht es dann in diesem Bereich richtig los.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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