Infrastruktur

Hauptbahnhof Ludwigshafen: Bäckerei-Eröffnung als Hoffnungsschimmer?

Zu groß, trostlos, abgehängt: Der Hauptbahnhof Ludwigshafen fristet seit Jahren ein trauriges Dasein. Die Tanzschule steht schon wieder leer. Doch der Bahnhof soll wieder an Bedeutung gewinnen

Von 
Julian Eistetter
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Einst als „modernster Bahnhof Europas“ gefeiert, fristet der Ludwigshafener Hauptbahnhof heute eher ein trostloses Dasein. Wie geht es weiter mit der Anlage? © Christoph Blüthner

Ludwigshafen. Vom Prestigeobjekt zum Schandfleck - das ist in aller Kürze die Geschichte des Ludwigshafener Hauptbahnhofes. 1969 bei der Eröffnung als „Wunder der Technik“ gefeiert, verlor der Bahnhof in den Folgejahren rasant an Bedeutung. Schon seit Jahren ist er vom Fernverkehr komplett abgeschnitten, einzig Züge des Regionalverkehrs halten hier noch.

Mit Pflege und Unterhalt des Gebäudes ließ es die Deutsche Bahn (DB) über Jahre schleifen, was die Verantwortlichen im Ludwigshafener Rathaus schon zu dem einen oder anderen Brandbrief veranlasste. Die Schließung der renommierten Tanzschule TanzArt Fornaçon während der Corona-Pandemie war ein weiterer Rückschlag. Gibt es für den Ludwigshafener Hauptbahnhof überhaupt noch Hoffnung?

Die Tanzschule im Hauptbahnhof steht aktuell erneut leer

Ein kleiner Schimmer könnte da eine aktuelle Neueröffnung sein. Ende September nahm die Kette „Heberer - Wiener Feinbäcker“ im Eingangsbereich eine neue Filiale in Betrieb, nachdem Backwaren jahrelang nur aus einem kleinen Pavillon heraus verkauft worden waren. Damit ist zumindest einer der Leerstände in der großen Bahnhofshalle mit neuem Leben gefüllt.

Neben der Bäckerei befinden sich nach Angaben der DB im Ludwigshafener Hauptbahnhof noch eine Eckert Bahnhofsbuchhandlung, die Pizzeria Pizzoteco sowie die Gaststätte Pfalzbahn. Frei ist derzeit laut Aussage einer Sprecherin nur noch eine Ladenfläche, „bezüglich derer Gespräche mit Dienstleistungsanbietern stattfinden“. Nähere Details dazu nennt die Sprecherin nicht.

Die neue Bäckerei-Filiale hat vor wenigen Wochen eröffnet. © Christoph Blüthner

Auch die Räume der Tanzschule, die sich auf einer Ebene unter der Eingangshalle befinden, sind aktuell wieder verfügbar. Nach dem Aus von TanzArt Fornaçon war hier zwischenzeitlich das TanzZentrum Ludwigshafen eingezogen - es blieb ein kurzes Intermezzo. Nach Angaben der Sprecherin befinde sich die DB auch hier in Gesprächen mit potenziellen Nachfolgern. Die Räume der Tanzschule sind aktuell auch auf dem Internetportal Immobilienscout24 eingestellt. Dort wirbt die Bahn als Eigentümerin mit „gut ausgestatten“ Räumen für Tanzunterricht oder Veranstaltungen. Das Objekt befinde sich in „zentraler Lage mit guter Verkehrsanbindung und ausreichend Parkmöglichkeiten“, heißt es dort weiter.

Die Bahn scheint bei den Mietforderungen für die Tanzschule deutliche Abstriche zu machen

Auffällig ist die vergleichsweise niedrige Monatsmiete von 550 Euro, die für die 427 Quadratmeter aufgerufen wird. Die Tanzschule Fornaçon hatte eigenen Angaben nach während Corona aufgegeben, weil die Bahn ihr nicht mehr bei der Miete habe entgegenkommen wollen. Damals, im Sommer 2021, war von einer Miete von mehr als 3000 Euro monatlich die Rede. Die Bahn scheint die Ansprüche also deutlich runtergeschraubt zu haben. Das kann durchaus als Indiz gewertet werden, dass die Lage des Hauptbahnhofs am Rand der Innenstadt eben doch nicht allzu attraktiv für Betreiber ist.

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In genau dieser Hinsicht soll sich in den kommenden zwei Jahrzehnten aber auf jeden Fall etwas tun, zumindest wenn es nach der Stadt Ludwigshafen geht. Im Zusammenhang mit der Neuentwicklung des Quartiers City West rund um die künftige Helmut-Kohl-Allee sollen auch der Bahnhofsvorplatz und dessen Anbindung an die Innenstadt deutlich verbessert werden, wie Sonja Müller-Zaman, Geschäftsführerin der LuCityEntwicklungs GmbH (LCE) im Gespräch mit dieser Redaktion berichtet. Die LCE ist federführend beim sogenannten Werkstattverfahren, in dem die Visionen für das neue Quartier erarbeitet werden. „Der Hauptbahnhof muss dabei mitgedacht werden“, betont sie.

Eine Konzeptstudie der LCE nimmt vor allem den Vorplatz des Ludwigshafener Hauptbahnhofs ins Visier

Aktuell werde ein Konzept entwickelt, das auch Ideen für die Bereiche vor dem Hauptbahnhof beinhalte. Mit der Bahn habe man sich darauf geeinigt, dass die LCE diese Konzeptstudie für das Bahneigentum mit übernehme. „Ziel ist es, den Vorplatz künftig besser oder anders zu nutzen“, sagt Müller-Zaman. Erste konkrete Vorschläge sollen bei einem öffentlichen Termin, einer Bürgerwerkstatt, am 17. Dezember vorgestellt werden. Komplex gestalte sich die Sache, weil die Grundstücke nicht ausschließlich im Besitz der Bahn seien, sondern auch vereinzelt private Eigentümer ins Boot geholt werden müssten.

Der Vorplatz des Hauptbahnhofs - hier Blickrichtung Hochstraße Nord - soll umgeplant werden.

© Christoph Bluethner

Grundsätzlich rechnet die Stadt in Zukunft aber wieder mit einer höheren Bedeutung für den Hauptbahnhof. Zum einen durch die erhöhte Frequenz, die neue Arbeitsplätze und Wohnungen in der City West mit sich bringen. Zum anderen will die Bahn laut Müller-Zaman die linksrheinischen Bahntrassen in den kommenden Jahren aber auch stärker nutzen - wie jetzt schon während der Riedbahnsperrung.

Die Deutsche Bahn verweist auf Maßnahmen für die Generalsanierung ihres Hochleistungsnetzes

Die Bahn verweist in diesem Zusammenhang auf die Generalsanierung ihres Hochleistungsnetzes. Der Streckenabschnitt zwischen Ludwigshafen und Forbach sei Teil der wichtigsten Bahnstrecke durch die Pfalz von Mannheim bis Saarbrücken. „Für den Streckenabschnitt planen wir ein speziell auf dieses Streckenprofil angepasstes Sanierungs-, Ausbau-, Umbau- und Logistikkonzept“, heißt es in dem Vorhaben.

Ein Teil der umfangreichen Arbeiten sei die Modernisierung einer „Vielzahl“ von Bahnhöfen. Konkrete Pläne für den Ludwigshafener Hauptbahnhof sind der Beschreibung des Vorhabens allerdings nicht zu entnehmen.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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