Stadtentwicklung

"Lost Place" in Ludwigshafen: Stadt mietet altes Busdepot

Zertrümmerte Fenster, Graffiti, illegale Bewohner: Seit Jahren steht das ehemalige Busdepot am Ludwigshafener Hauptbahnhof leer. Nun will die Stadt es als Mieterin für ein ganz bestimmtes Projekt nutzen

Von 
Julian Eistetter
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„Lost Place“ nördlich des Ludwigshafener Hauptbahnhofs: Das verlassene Busdepot wird jetzt für einen bestimmten Zweck von der Stadt angemietet. © Julian Eistetter

Ludwigshafen. Das ehemalige Busdepot nördlich des Ludwigshafener Hauptbahnhofs ist ein „Lost Place“, wie man ihn sich vorstellt. Zwischen den Gleisverläufen ist dieser Ort nur schwer zugänglich, die verlassenen Gebäude sind im Verfall begriffen, von der Geschäftigkeit, die hier einst geherrscht haben muss, ist nichts mehr übrig geblieben.

Von sich reden machte das Areal zuletzt aber dennoch, weil auch wohnsitzlose Menschen dessen Einsamkeit offenbar zu schätzen wissen und immer wieder illegal in einem der Gebäude hausten. Der Tod einer Obdachlosen auf den Gleisen in der Nähe warf kurz vor Ostern die Frage auf, wie es um die Sicherung des Geländes bestellt ist und wie es in Zukunft mit den leerstehenden Hallen beziehungsweise Häusern weitergehen soll.

Zumindest mittelfristig besteht in dieser Hinsicht Klarheit, wie die Deutsche Bahn auf Anfrage mitteilt.

Verlassenes Busdepot ist bereits seit Oktober von der Bauprojektgesellschaft Ludwigshafen angemietet

Das rund 16 000 Quadratmeter große Areal ist nämlich bereits seit Oktober 2023 von der Bauprojektgesellschaft (BPG) Ludwigshafen angemietet, wie eine Sprecherin mitteilt. Die Gesellschaft wurde 2020 gegründet, um im Auftrag der Stadt Ludwigshafen die Großprojekte rund um die Hochstraßen und die neue Stadtstraße umzusetzen.

Nach Angaben der Bahnsprecherin läuft der Mietvertrag zunächst bis zum Ende des Jahres 2026, die Fläche soll demnach für die Baustelleneinrichtung rund um das Projekt Abriss Hochstraße Nord und Neubau Helmut-Kohl-Allee genutzt werden.

Das eiserne Tor zu dem Areal soll nachts verschlossen werden. © Julian Eistetter

Ein Sprecher der Stadtverwaltung bestätigt das auf Anfrage. Auf dem Boden des verlassenen Depots sollen Container für Baumaterial und Büros errichtet werden, auch Fahrzeuge und größere Baugeräte sollen hier abgestellt werden. Bereits jetzt nutze die Firma, die die neue Westbrücke über die Gleisanlagen baut, das Grundstück als Lagerfläche - allerdings bislang nur in geringem Ausmaß, wie der Rathaussprecher erläutert.

Die Vorarbeiten für das neue Bauwerk, das die ebenerdige Helmut-Kohl-Allee mit der A 650 verbinden wird, haben schon begonnen. So sei etwa der Boden im Bereich der geplanten Brückenpfeiler auf Kampfmittel untersucht worden, so der Sprecher.

Verwaltung Ludwigshafen macht keine Angaben über die Mietkosten

Die Nutzung durch die Bauprojektgesellschaft, eine 100-prozentige städtische Tochter, ist zunächst bis Ende 2026 vorgesehen. Eine Verlängerung des Mietvertrags mit der Deutschen Bahn ist aus Sicht der Verwaltung jedoch keinesfalls ausgeschlossen.

„Das Projekt Hochstraße Nord und Stadtstraße nimmt aktuell an Fahrt auf. Eine längere Anmietung ist eine Option, sofern die Fläche gemäß Baufortschritt benötigt wird“, sagt der Sprecher. Welche Mietkosten der klammen Stadt Ludwigshafen in den etwas mehr als drei Jahren für das 16 000 Quadratmeter große Grundstück zwischen den Gleisen entstehen, darüber macht der Sprecher keine Angaben.

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Klar ist durch die vorübergehende Nutzung der Fläche auch, dass die verlassenen Gebäude mit den herausgebrochenen Fenstern auf dem Gelände erst einmal stehen bleiben - und von Menschen ohne festen Wohnsitz weiterhin als attraktiver Unterschlupf wahrgenommen werden könnten.

Allein acht „polizeilich relevante Sachverhalte“ hat die zuständige Bundespolizei im vergangenen Jahr in den Gebäuden aufgenommen, wie eine Anfrage Ende April ergeben hatte. Näher ausgeführt wurden die „Sachverhalte“ zwar nicht, die Zahl zeigt aber, dass sich regelmäßig Unbefugte Zutritt zu dem alten Depot verschaffen.

Stadt Ludwigshafen: Deutsche Bahn hat Hausrecht

Die Stadt Ludwigshafen verweist darauf, dass die Bahn als Eigentümerin das Hausrecht habe, die Bauprojektgesellschaft als Mieterin habe lediglich Nutzungsrecht. Der Rathaussprecher betont, dass der Zutritt zum Gelände über eine Beschilderung nur „dem befugten Personenkreis gestattet“ sei. Bauzäune und Verbotsschilder rund um die Gebäude sollen Eindringlinge fernhalten. Daneben habe das Gelände ein Zufahrtstor, das in den Nachtstunden verschlossen werde.

Die ehemalige Depot-Halle, aus Richtung Hauptbahnhof aufgenommen. © Julian Eistetter

Betriebshof wurde Ende des Jahres 2020 stillgelegt

Ob das ausreichen wird, um unerwünschten Besuch in den leerstehenden Gebäuden zu vermeiden, wird sich zeigen. Vielleicht hat es ja auch eine abschreckende Wirkung, wenn das verlassene Depot in der heißen Phase der Arbeiten wieder deutlich betriebsamer wird mit all den Fahrzeugen und Geräten. So wie vor seiner Stilllegung Ende 2020.

Bis dahin wurde das Gelände laut Bahn als Betriebshof für Busverkehrsdienstleistungen des Geschäftsbereichs Bus/Straße der DB Regio AG im Raum Ludwigshafen unter anderem für die Busverkehr Rhein-Neckar (BRN) genutzt. „Nach Ausschreibungsverlust der Busverkehrsleistungen in diesem Raum wurde der Standort dafür nicht mehr gebraucht“, so die Sprecherin.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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