Ludwigshafen. Eine Generationenaufgabe wird gestartet: Grundlegend verändern wird sich ein großer Bereich der nördlichen und westlichen Ludwigshafener Innenstadt in den nächsten Jahrzehnten.
Grund: Durch den Abriss des 15-stöckigen Rathaus-Centers und den Bau der Helmut-Kohl-Allee, die die marode Hochstraße Nord ersetzt, wird ein 39 Hektar großes Gelände frei. Wie soll das Gebiet City West zwischen Rhein und Hauptbahnhof künftig genutzt werden? Wo sollen Wohnungen, Gewerbeflächen, Schulen, Kitas, Freizeiteinrichtungen oder Grünflächen entstehen?
So wird City West entwickelt
- City West wird von Rhein und Hauptbahnhof begrenzt und in Abschnitten frei.
- Der Abriss des Rathaus-Centers soll bis Ende 2025 abgeschlossen sein.
- Die 1,8 Kilometer lange Hochstraße Nord soll von Anfang 2026 bis 2031 abgebrochen werden. Voraussetzung für diesen Termin ist allerdings, dass die Ausweichstrecke Hochstraße Süd bis Anfang 2026 fertig ist - wonach es derzeit aussieht.
- Die meisten Neubauprojekte könnten laut OB vermutlich im Zeitraum 2032/2035 starten. Früher ist dies wohl im Westteil des Geländes möglich, denn die neue Brücke über den Hauptbahnhof zur Helmut-Kohl-Allee soll schneller fertig sein.
- Die Mehrzahl der Grundstücke ist im Besitz der Stadt oder städtischen Gesellschaften wie der GAG.
- Auf dem Areal befinden sich indes auch das BASF-Industriegleis vom Hauptbahnhof zum Werksgelände oder die Verwaltung des Rhein-Pfalz-Kreises am Europaplatz, die verlagert werden soll.
- Die Neugestaltung von City West koordiniert die LCE LU-City Entwicklungs-GmbH mit Geschäftsführerin Sonja Müller-Zaman. Die städtische Gesellschaft unter dem Dach der GAG ging aus der Rheinufer Süd Entwicklungsgesellschaft hervor, sie wurde nach dem Ende des anderen städtebaulichen Großvorhabens umfirmiert. ott
Bei der Gestaltung des neuen Quartiers wird die Stadtverwaltung die Bevölkerung einbinden und setzt auf eine mehrstufige Bürgerbeteiligung, wie Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (parteilos) verspricht. Bis Anfang 2025 das Konzept unter Mitwirkung von drei Planungsteams entwickelt werden. Nachfolgend Antworten auf einige wichtige Fragen.
Welche Überlegungen hat die Stadtverwaltung für das Areal?
"Wir wollen dort ein modernes, umweltgerechtes und resilientes Stadtquartier schaffen", formuliert die Oberbürgermeisterin die Grundsätze. Es sei die riesige Chance, dass die Stadtteile Mitte und Nord, aber auch die Generationen generell zusammenwachsen. Weil das neue Quartier später vornehmlich von Leuten genutzt werde, die heute jung sind, sollte sich diese Altersgruppe besonders am Planungsprozess beteiligen, wünscht sich Steinruck. Ähnlich wie am Rheinufer Süd, wo Industriebrachflächen in ein hochwertiges Wohngebiet umgewandelt wurden, werde die Gestaltung von City West ebenfalls ein langer Prozess, der aber stets transparent ablaufen soll.
Welche Vorbereitungen sind bislang erfolgt?
Die stadtnahe LCE Lu-City Entwicklungs-GmbH hat mit der Fraunhofer-Gesellschaft mehrere "Bausteine und Querschnittsthemen" wie Wohnen, Bildung, Freizeit, Arbeitsplätze, Mobilität, Grünflächen und Frischluftschneisen für das neue Quartier formuliert. Das künftige Konzept soll in einem sogenannten Werkstattverfahren entwickelt werden, das Stadtverwaltung und LCE am Montag, 19. August, starten. Dafür hatten sich bundesweit 20 Planungsbüros beworben.
Wie umfangreich ist die fachliche Begleitung bei der Konzepterstellung?
Drei der 20 gemeldeten Planungsbüros sind beim weiteren Prozess einbezogen, sagt LCE-Geschäftsführerin Sonja Müller-Zaman. Es sind die Planungsgemeinschaften Hähnig-Gemmeke Architekten (Tübingen), Adept (Kopenhagen) und Rheinflügel Severin (Düsseldorf). Stimmberechtigt ist ein sechsköpfiges Fachgremium von Stadtplanern und Landschaftsarchitekten (Markus Neppl/Karlsruhe, Christa Reicher/Aachen, Stephan Lenzen/Bonn, Heike Röttgen/Limburgerhof, Martin Rieger/Ludwigshafen und Boris Olschewski/Ludwigshafen). Hinzu kommt ein Sachgremium, dem unter anderem der Stadtvorstand, die GAG-Spitze sowie die Ortsvorsteher der Südlichen und Nördlichen Innenstadt angehören.
Wie können sich die Bürger beteiligen?
Der erste, dreiwöchige Online-Dialog startet am Montag, 19. August. Dabei können Bürgerinnen und Bürger unter www.ludwigshafen-diskutiert.de Wünsche äußern und Anregungen geben. Bei vier Terminen bis Januar besprechen die Fachleute die eingegangenen Überlegungen. Zwischenergebnisse sollen am 17. Dezember und am 29. Januar jeweils im Bloch-Zentrum den Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt werden. Eine Jury aus Vertretern des Fach- und Sachgremiums befindet Anfang 2025 über die besten und nachhaltigsten Entwürfe. Die endgültige Entscheidung fällen indes die stadträtlichen Gremien.
Ludwigshafen gilt als die bundesweit am stärksten versiegelte Stadt. Was ist in puncto Klimaschutz geplant?
Auf diesen Aspekt will die Stadtverwaltung ein sehr großes Augenmerk legen. "Angesichts des Klimawandels ist es wichtig, Kühleffekte in die Innenstadt zu bringen", so Steinruck. Erinnert sei daran, dass bereits beim Konzept einer Landesgartenschau in Ludwigshafen vor rund 30 Jahren eine grüne Achse vom Ebertpark über den Friedenspark zum Rheinufer vorgeschlagen wurde. Für Maßnahmen der Grüngestaltung bei City West sieht Steinruck trotz der desolaten Finanzlage der Stadt kein grundsätzliches Hindernis. Es gebe dafür Fördermittel. "Eigentlich hätte sich das Gelände City West auch für die Ausrichtung einer Bundes- oder Landesgartenschau geeignet. Dies klappt aber nicht, weil die Stadt kein Geld dafür hat", merkt die Oberbürgermeisterin an.
Wird sich die Deutsche Bahn an den Maßnahmen beteiligen?
Nachdem es anfangs schwierige Gespräche mit dem Unternehmen gegeben hat, ist Müller-Zaman erfreut darüber, dass sich die Bahn am Planungsprozess beteiligt. Etwas zurückhaltend ist Steinruck indes bei der Frage der Umsetzung. Denn derzeit sei nicht klar, wieviel Geld die Bahn in Ludwigshafen ausgeben werde. Zumal sich Bedeutung und Auslastung des Hauptbahnhofs in den nächsten Jahren verändern würden.
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