Ludwigshafen. Menschen, die in leichter Sommerkleidung unter Platanen lustwandeln, bis spätabends im Zelt oder im Freien auf Kinoleinwände schauen, diskutieren und am Rhein essen und trinken: Das kennzeichnet das Festival des deutschen Films in Ludwigshafen, das in diesem Jahr bei bestem Sommerwetter fulminant gestartet ist. Schätzungsweise 5000 Besucher seien zum Auftakt am Mittwoch auf die Parkinsel gekommen, sagt Festivalleiter Michael Kötz am Abend, es sei fast „wie eine Explosion an Menschen“.
Die beiden Zelte, in denen der Eröffnungsfilm „Gäste zum Essen“ mit Josefine Preuß uraufgeführt wird, sind ausverkauft, ebenso die anderen Vorstellungen. „Das war ja unglaublich, wie viele Menschen hier gleichzeitig da waren“, sagt Kötz - und zeigt sich sehr zufrieden. Das sei „eine schöne Belohnung für die Arbeit“, aber auch eine „Wiedergutmachung“ nach den Corona-Zeiten und „diesen drei schwierigen Jahren, die wir so gerade überstanden haben, auch mit dem Rettungsfonds der Bundesregierung“.
12 000 Besucher mehr als 2022
Nun wolle man beim Vor-Corona-Jahr 2019 anknüpfen, als rund 100 000 Besucher kamen, 12 000 mehr als 2022. „Und es sieht so aus, als würden wir das können“. Der Vorverkauf sei so „groß und genial“ gewesen, „dass ich dachte: Das kann gar nicht mehr schiefgehen“.
Zuvor würdigen Rednerinnen bei der Eröffnung das Festival, das zum 19. Mal über die Bühne geht. Dass es das schönste seiner Art in Deutschland ist, hat Kötz nun amtlich, nämlich von der rheinland-pfälzischen Kulturministerin Katharina Binz (Grüne). Es sei zudem „eine kulturelle Perle“ für das Land, ergänzt sie bei der humorvollen, teils aber auch nachdenklich stimmenden Zeremonie, die in das zweite Kino übertragen wird.
60 Filme bis 10. September
BASF-Vorstandsmitglied Melanie Maas-Brunner sagt, man lebe in Zeiten einer „Multikrise“, in denen sich alles vermenge und bedrohlich wirke. Auftanken könne man bei einer Auszeit, und sie wünsche „uns allen eine tolle Auszeit“ beim Festival, das ein Gewinn für Stadt und Region sei.
Das Festival bringe die Menschen zusammen und begeistere, sagt Bürgermeisterin Cornelia Reifenberg (CDU), die Stadtoberhaupt Jutta Steinruck (parteilos) vertritt und sich über „eine positive Berichterstattung“ freuen würde, „das gelingt Ludwigshafen nicht immer“.
Tickets – auch rund um die Uhr
- Tickets für das Festival des deutschen Films kann man rund um die Uhr über das Internet beziehen (https://www.festival-des-deutschen-films.de/tickets) oder in einer der Verkaufsstellen erwerben.
- Der Preis für eine Karte beträgt 12,80 Euro, beim Kauf von fünf oder zehn Karten gibt es Rabatte von vier beziehungsweise zehn Euro. Alle Karten sind mit einer festen Sitznummer verbunden.
- Eine Vorverkaufsstelle gibt es in der Rhein-Galerie in Ludwigshafen, Im Zollhof 4, im Erdgeschoss. Sie ist montags bis samstags von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Die Ticketkasse auf der Parkinsel ist von 10 bis 22 Uhr besetzt.
Zwischendrin geht es auch um Geld für das Festival: Vom Land gibt es mehr, von Stadt und BASF weniger, es seien auch für das Unternehmen schwere Zeiten, sagt Maas-Brunner dieser Zeitung. „Aber es (das Festival) hat halt die Bedeutung, und das möchten wir auch gerne weiter machen.“
Beim Festival - laut Reifenberg in Deutschland das besucherstärkste nach der Berlinale - werden bis 10. September 60 Filme gezeigt und fast 300 Filmschaffende erwartet. Die Auftaktkomödie „Gäste zum Essen“ zeigt, wie zwei Welten aufeinanderprallen, als ein gut betuchtes Architektenpaar die Eltern des Freundes der Tochter einlädt, eine Verkäuferin und einen Gärtner. Schnell bröckeln alle Fassaden, und viel Menschliches kommt ans Licht, mal mehr, mal weniger erheiternd.
ZDF-Produktion: Kurzweilig und tiefgründig
Die ZDF-Produktion erntet freundlichen Applaus, der anschwillt, als danach die Schauspieler noch einmal auf die Bühne gebeten werden. „Ich fand ihn sehr interessant, super kurzweilig und tiefgründig, mit überraschenden Pointen“, sagt eine 48 Jahre alte Personalerin aus Speyer, die wie viele andere Gäste schon oft hier war und noch mehr Filme sehen will. „Sehr unterhaltsam“ fand ihn eine 52 Jahre alte Stiftungsmanagerin aus dem südhessischen Lautertal. Einige meinten aber, es sei „doch mehr Klamauk“ gewesen.
Und was sagt Matthias Koeberlin, einer der Hauptdarsteller, auf die Frage, warum man den Film sehen sollte? „Weil er Spaß macht“, so der 49-Jährige, der am frühen Abend mit seinen Kolleginnen und Kollegen per Bus vor das Cateringzelt gefahren wird, wo Medien und Autogrammjäger warten. Im Gegensatz zu seinen Kolleginnen Neda Rahmanian und Julia Nachtmann war er schon mal hier. „Es ist toll, ich habe mich sehr gefreut, dass wir hier sein dürfen.“ Die Lage, die Atmosphäre und die Gastgeber machten das Festival zu etwas Besonderem.
Begeisterte Besucher beim Festival des Deutschen Films
Koeberlin sei schon zweimal dagewesen und sehr nett, berichten Wolfgang und Gerti, Rentner aus Kaiserslautern, die hier Autogramme sammeln, von Anfang an und fast täglich. Einem 74-Jährigen von der Weinstraße gelingt ein Foto mit Josefine Preuß, die sich dafür sogar seinen Strohhut aufsetzt. „Ein schöner Gag“, meint der Stammgast, der die Schauspielerin vorher zwar nicht kannte, sie aber sehr sympathisch findet. Was macht er mit dem Bild? „Das werde ich zunächst mal meinen Kindern schicken“, lacht er, „ein bissel angeben damit“. Zwei 42-jährige Frauen sind so früh da, weil sie „die Atmosphäre aufsaugen“ und einen Film aussuchen wollen, aber sie fänden kein Programm, sagt eine. „Überall liegen die rum, aber nicht hier“, so die andere.
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