Musik

Lautmalerische Landschaften beim Orgelsommer in Lampertheim

Der Dresdner Organist Sebastian Freitag hat sich beim Orgelsommer in Lampertheim den Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft mit "Die Moldau" von Smetana, aber auch mit unbekannten Stücken angenähert

Von 
Astrid Schwörer
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Organist Sebastian Freitag bei seinem Gastspiel in Lampertheim. © Berno Nix

Lampertheim. Der Organist Sebastian Freitag hat am Sonntag die Reihe des Orgelsommers in der Domkirche der Evangelischen Lukasgemeinde in Lampertheim fortgesetzt. Er entlockte „der großen Blauen“ in einem kurzweiligen Programm ein breit gefächertes Klangspektrum.

Der 20. Lampertheimer Orgelsommer steht unter dem Motto „Feuer – Wasser – Erde – Luft“. „Die vier Elemente haben seit der griechischen Antike großen Einfluss auf den Menschen“, erklärte Initiatorin Heike Ittmann in ihrer kurzen Einführung zu dem Konzert. „Sie haben die Energie und die Kraft, Leben zu stiften und zu zerstören“. Die Kantorin war bei einem Besuch in Dresden auf Sebastian Freitag aufmerksam geworden. „Ich wusste, der Mann muss unbedingt nach Lampertheim kommen“, war sie sich gleich sicher.

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Seit zwei Jahren ist Sebastian Freitag Domorganist an der Kathedrale in Dresden und spielt dort die letzte und größte Orgel aus der Werkstatt Gottfried Silbermanns. Nach seinem Studium der Kirchenmusik und der Orgel an der Hochschule für Musik in Detmold war er von 2013 bis 2022 als Dekanatskirchenmusiker und von 2011 bis 2013 als Interims-Domorganist in Paderborn tätig. Mehrere Jahre hatte er darüber hinaus einen Lehrauftrag an der Universität Paderborn.

Für den Auftritt in Lampertheim hatte er ein außergewöhnliches Programm zusammengestellt. „Gerade bei einem so speziellen Thema findet man Werke, die nicht jeder kennt“, versprach er im Vorfeld den Zuhörerinnen und Zuhörern.

„Sonnenhymnus“ von Max Drischner berührt das Publikum

Berührend und feinsinnig erklang Max Drischners „Sonnenhymnus“, den der schlesische Organist 1924 in E-Dur komponiert hatte. Vorsichtig ließ Freitag die ersten Strahlen hervorbrechen. Eine gleichbleibende Basslinie zog sich durch das ganze Stück und steigerte sich zu einem markanten und einprägsamen Finalthema. Mal langsam und feierlich, dann wieder beschwingt und jubelnd verlieh Freitag der Melodie einen intensiven Glanz.

Konzert

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Auch bei Sigfried Karg-Elerts „Landschaft im Nebel“ aus „7 Pastelle vom Bodensee op. 96“ setzte Freitag das Naturschauspiel eindrucksvoll in Szene. Weiche lyrische Töne stiegen mystisch empor, verschwammen und gewannen wieder an Form.

„Hymne an die Sterne“ intonierte er als poetische Melodie. Fast sphärisch strahlte das Stück in den weiten Kirchenraum und entlud sich schließlich im Fortissimo.

Dagegen brausten die ersten Takte der „Feuerzungen“ des Schweizer Gegenwartsorganisten Carl Rütti stürmisch daher. Zum Mittelteil hin wurden sie etwas ruhiger, um gleich darauf wieder rhythmisch zu züngeln.

Bei seiner „Lied-Symphony op. 66“ verarbeitete der flämische Komponist Flor Peeters Eindrücke von seinen Reisen in die USA. Zu „Lied to the Ocean“ ließ Freitag den mächtigen Atlantik auf der Orgel aufbranden, „Lied to the Desert“ illustrierte die Einsamkeit und Weite der Wüste. Mit „Lied to the Flowers“ brachte er die fruchtbare Landschaft Kaliforniens musikalisch nach Lampertheim und bei „Lied to the Mountains“ erklomm er die Klaviatur stetig in die Höhe.

Smetanas symphonische Dichtung wirbelt über die Tasten

Leise murmelnd entsprang Bedrich Smetanas symphonische Dichtung „Die Moldau“. Es plätscherte, perlte und floss – ein wirbelndes Abenteuer an den Tasten. Dem Künstler gelang es, die Klangfarben des symphonischen Orchesterwerkes auf die Orgel zu übertragen.

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Dabei nutzte er die vielfältigen Registriermöglichkeiten des Instruments aus. Seine anschauliche Phrasierung schuf Raum für Lyrik und Dramatik und brachte die fröhliche Bauernhochzeit, den zarten Tanz der Nymphen und die funkelnde Gischt der Stromschnellen zur Geltung.

Freitag entwarf expressionistische Bilder auf der Vleugels-Orgel und beeindruckte die Zuhörerinnen und Zuhörer mit seinem stimmungsvollen Spiel. Bei Besucherin Elke Habicht war während des Konzertes Urlaubsstimmung aufgekommen. „Wir haben gelesen, dass es ein Stück über den Bodensee geben wird, wo wir gerade Ferien gemacht haben“, erzählte die Viernheimerin. Ihr Mann Thomas ergänzte: „Die Musik hat den typischen Nebel über dem See perfekt widergespiegelt.“

Am kommenden Sonntag, 25. August, spielt Heike Ittmann traditionell das letzte Konzert des Orgelsommers. Zum Abschluss der Konzertreihe werden Kompositionen von Johann Sebastian Bach, Louis Vierne, Sigfrid Karg-Elert und Richard Wagner zu hören sein.

Freie Autorin

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