Lampertheim. Der 20. Lampertheimer Orgelsommer hat am Sonntag mit dem vierten Konzert in der Domkirche seinen krönenden Abschluss gefunden. Die Kantorin Heike Ittmann schloss mit ihrem Auftritt traditionell die erfolgreiche Reihe und konnte bei der Begrüßung erfreut feststellen, dass die Konzertreihe sich steigender Beliebtheit erfreut.
Nicht nur das Kirchenschiff wies zahlreiche Besucher auf. Auch auf der Empore suchten Zuhörer den engen Kontakt mit der Organistin, um auch visuell zu erleben, wie die Vleugelsorgel zum Klingen gebracht wird. Zusätzlich kann man die virtuose Spielkunst der Kantorin unmittelbar erleben.
Heike Ittmann stellte zu Anfang des Konzerts ihr Programm vor und gab kurze Erläuterungen zu den jeweiligen Werken und ihren Zusammenhang mit dem Grundthema Feuer – Wasser – Erde – Luft, den sogenannten Grundelementen, die lebensnotwendig sind, aber gleichzeitig eine zerstörerische Kraft entwickeln können.
Diese Elemente haben, so Ittmann, bei den Komponisten und ihren Werken reichhaltigen Widerhall gefunden. Wobei die Elemente nicht nur als physikalisches Erscheinen zu verstehen sind, sondern auch einen rein geistigen Hintergrund haben können.
Mit Johann Sebastian Bachs „Komm heiliger Geist“ begann das Konzert. Das Werk, welches Ittmann als Ohrenöffner für die folgenden Stücke bezeichnete, erklang unverwechselbar mit filigranen Tonfolgen, die miteinander verwoben waren. Ganz anders aufgebaut war das Werk des französischen Komponisten Louis Vierne. „Irrlichter“ nannte es sich und ließ die vielen Facetten vagabundierender Feuerfunken vor dem geistigen Auge entstehen. Da schwirren die Töne durch den Äther, kommen zur Ruhe, um dann umso machtvoller wieder zu erklingen. Als Teufelswerk bezeichnete Ittmann die Komposition, welche sie gekonnt zur Aufführung brachte.
Mit dem Feuer beschäftigte sich auch das nächste Werk von Sigfrid Karg-Ehlert. „Feuerbestattung“ ist der Titel, es lässt das Auflodern der Flammen bis zum Erlöschen mit machtvollen Akkorden bis zu leisen Tönen erklingen. Ittmann zeigte mit diesem Stück die musikalische Vielfalt des Instruments auf. Eine beeindruckende Performance der Kantorin.
Ausflug in die Welt der Wagner-Opern
Einen Ausflug in die Welt der klassischen Oper ermöglichte die Orgel-Bearbeitung des Vorspiels zum Rheingold von Richard Wagner. Den Rhein thematisiert Wagner mit seinem Wellenspiel, aber auch mit seinen gefährlichen Strömungen. Leise, fast monoton beginnend, steigert sich die Tonfolge auch in dieser Fassung und bereitet den Zuhörer musikalisch auf das kommende dramatische Geschehen vor.
Auch die folgenden Kompositionen stellen immer wieder den Bezug zu den Elementen her. „Walpurgisnacht“ von Petr Eben, einem neuzeitlichen Komponisten, lässt in dem Werk den Tanz der Hexen klanglich erlebbar werden. Der Zuhörer kann sich bei irrlichternden Tönen und kraftvollen Akkorden in das Geschehen hineinversetzen und so den Zauber der Walpurgisnacht miterleben.
„Mein junges Leben hat ein End“ von Jan Pieterszoom Sweelinck stellt hingegen den Bezug zur Erde her. Man spürt die Lebensverdrossenheit, das Leben entflieht in immer sparsameren Tönen.
Richard Wagners „Fliegender Holländer“ bildete den Abschluss des Konzerts. Die Ouvertüre mit ihren dramatischen musikalischen Höhepunkten forderte noch einmal das ganze Können von Heike Ittmann heraus. Stehende Ovationen waren der Dank des Publikums an die Künstlerin, welche mit dem alten Kirchenlied „Nun danket alle Gott“ eine gelungene Zugabe gab. Noch einmal zeigte sie ihr Können an der Orgel, indem sie um die Grundmelodie ein Feuerwerk an Tönen legte.
„Ich bin traurig, dass die Konzertreihe für dieses Jahr nun zu Ende ist“, meinte Heike Ittmann im Gespräch. „Ich wollte mit der Auswahl der Stücke die ausgetretenen Pfade der Musik verlassen und neues Publikum gewinnen“, erklärte die Kantorin und zeigte sich besonders vom Publikum begeistert. Es gab Stammkunden, auch von außerhalb, welche jedes Konzert besuchten, aber auch Newcomer, welche den Sonntagabend einfach mal mit klassischer Musik beschließen wollten.
Viele Interessierte hätten ihr geraten, den Termin zu ändern. Eher den Samstag zu wählen und früher zu beginnen, so lauteten die Vorschläge. „Der Erfolg gibt mir aber recht, die Domkirche ist ein Anziehungspunkt für klassische aber auch neuzeitliche hochwertige Musik geworden“, stellte sie zufrieden fest. Der Termin ist sozusagen der Schlusspunkt der Woche.
Bewirtung nach den Konzerten auf dem Domplatz
Zum Erfolg der Veranstaltungsreihe beigetragen hat natürlich auch der Klang der Vleugelsorgel. Bewährt habe sich auch der kleine Empfang nach dem Konzert auf dem Domplatz. Der Förderverein der Lukasgemeinde mit seinem Vorsitzenden Herbert Eichenauer hatte nach jedem Konzert Tische aufgebaut und die Besucher bewirtet.
Ittmann bedankte sich ausdrücklich beim Förderverein mit seinen vielen Helfern, welche die Konzertreihe erst ermöglicht habe. Auswärtige Solisten hätten sich immer wieder hocherfreut über die hier stattfindenden, anschließenden Gespräche gezeigt und seien überrascht von der interessierten Resonanz der Besucher. Keine Frage: Der Orgelsommer ist vorüber, aber die Planung für das nächste Jahr und die 21. Auflage des beliebten Formats kann bereits beginnen.
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