Interview zur Bürgermeisterwahl

Ilvesheimer Amtsinhaber Metz: "Die Infrastruktur ist unsere Stärke"

Andreas Metz ist Bürgermeister von Ilvesheim und will das auch bleiben. Im Interview mit dem „MM“ erklärt er, warum der Wohnungsbau für ihn das wichtigste Anliegen ist

Von 
Hans-Jürgen Emmerich und Torsten Gertkemper-Besse
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Amtsinhaber Andreas Metz betont, dass die Gemeinde in den vergangenen Jahre hohe Millionenbeträge in ihre Infrastruktur gesteckt habe. © Marcus Schwetasch

Herr Metz, warum wollen Sie auch in den kommenden acht Jahren Bürgermeister von Ilvesheim bleiben?

Andreas Metz: Warum? Diese Frage hat sich mir gar nicht gestellt. Es stand nie zur Diskussion, nicht wieder anzutreten. Das einzige, was mich daran gehindert hätte, wäre ein Nein meiner Frau gewesen. Es gibt so viele Projekte, die laufen und umzusetzen sind. Mit 56 fühle ich mich noch jung genug. Ich habe jetzt nach 16 Jahren die Erfahrungen, das Netzwerk und das Wissen, die der Gemeinde sehr nützlich sein können.

Das Alter ist also kein Problem für Sie?

Metz: Nein. Ich kann mir nicht vorstellen, jetzt schon in Pension zu gehen, obwohl ich einen Anspruch darauf hätte.

Sie sind schon lange im Amt. Sehen Sie das eher als Vorteil oder als Nachteil?

Metz: Ich wüsste nicht, wo darin der Nachteil liegen sollte.

Wo sehen Sie die Stärken von Ilvesheim?

Metz: Die größte Stärke ist die Zivilgesellschaft, das ausgeprägte ehrenamtliche Engagement, die Vereine, die Bürgerhilfe, der AK Integration, die Kirchen. Deshalb ist es mir auch wichtig, das zu unterstützen, und deshalb nehme ich mir dafür immer Zeit. Die zweite große Stärke, denke ich, ist die Infrastruktur, die wir in den vergangenen Jahren, zum Beispiel in der Kinderbetreuung, schaffen konnten. Ausnahmsweise stehen Betreuungsplätze sogar Kindern von außerhalb zur Verfügung, aber wir können natürlich nicht die Probleme von anderen Kommunen lösen. Die Kinderbetreuung ist sicher ein großes Plus, das wissen die Eltern hoffentlich zu schätzen. Die Ganztagesbetreuung beginnt in der Krippe und geht bis zur Nachmittagsbetreuung in der Grundschule - jeweils bis 17 Uhr.

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Ab 2026 gibt es einen Rechtsanspruch auf die Ganztagesbetreuung in Grundschulen.

Metz: Wir könnten diesen sofort stemmen, sowohl personell als auch organisatorisch. Was eine große Unsicherheit ist, sind die Standards und die Anforderungen an das Personal. Wenn ausschließlich pädagogische Fachkräfte verlangt werden, müssten wir zwei Drittel entlassen. Es geht bei der Betreuung also nicht nur ums Geld, es geht besonders ums Personal. Wenn vor Ort keine Menschen da sind, die das machen können, dann hilft auch Geld nichts.

Wie sehen Sie den Sport in der Gemeinde?

Metz: Das Neckarstadion haben wir neu gebaut, die Neckarhalle ist in einem Topzustand. Die Sanierung der Mehrzweckhalle ist das größte Bauprojekt der Gemeinde seit 20 Jahren. Wir verbauen da sieben Millionen Euro. Wir sind damit sehr gut ausgestattet für die Vereine, für Schulen und Kindergärten. Wenn in anderen Kommunen ein Verein einen Fasnachtsball machen will, fällt drei Tage lang der Sportunterricht aus. Da haben wir schon eine komfortable Situation.

Eine Stärke ist sicher auch die geografische Lage zwischen Mannheim und Heidelberg und der dörfliche Charakter, den sich Ilvesheim bewahrt hat. Die Anbindung des ÖPNV macht Ilvesheim zugleich suburban. Das ist eine ganz hervorragende Situation, auch wenn wir selbst keine weiterführende Schule haben.

Beim ÖPNV wäre sogar eine Straßenbahn im Norden denkbar?

Metz: Ja, das wäre ein Quantensprung, wenn das gelingt, aber das dauert. Das wird auch in meiner dritten Amtszeit nicht umzusetzen sein. Aber wir können jetzt die Weichen dafür stellen. Eine Machbarkeitsstudie läuft, die erfordert aber zwei Jahre, weil es da sehr viele Beteiligte gibt.

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Sie haben von vielen Projekten gesprochen, was liegt noch im Argen?

Metz: Wir müssen zunächst die Sanierung der Mehrzweckhalle abschließen. Die Energiewende ist ein großes Thema, ebenso das Baugebiet Sichelkrümme. Auch hier geht es um die Wärmeversorgung. Die Sichelkrümme ist wichtig, um preiswerten Wohnraum schaffen zu können, für Familien, für Alleinstehende und Ältere. Wir müssen da auch alternative Wohnformen verwirklichen. Ich erhoffe mir da innovative Ansätze durch einen von der Bundesregierung geförderten Expertenrat.

Und eine Nutzung der Flusswärme?

Metz: Dafür ist die Sichelkrümme zu weit weg. Das kommt eher für die Kanzelbachstraße in Frage, oder für Schulcampus und Mehrzweckhalle, die nahe am Kanal liegen.

Beim Wohnungsbau stehen Sie zu der Prioritätenliste aus der Klausurtagung?

Metz: Absolut. Wichtig ist: Mahrgrund III wird in den nächsten zehn Jahren nicht angefasst. Dafür kann ich eine Garantie geben. Das ist auch im Flächennutzungsplan so gar nicht vorgesehen.

Andreas Metz

Alter: 56 Jahre

Beruf: Bürgermeister

Ausbildung: Studium der Geschichte und Germanistik

Ehrenamt: Aktives Mitglied der Feuerwehr, Vorsitzender Kreisverband im Gemeindetag, Mitglied in mehreren Vereinen

Partei: keine

Homepage:

andreasmetzfuerilvesheim.de

Telefon: 0157/54 26 28 60

Mail: kontakt@andreasmetzfuerilvesheim.de

Wo kann Ilvesheim beim Klimaschutz noch mehr tun?

Metz: Das Thema Photovoltaik haben wir gerade mit dem Potenzial der Freiflächenphotovoltaik im Ausschuss besprochen. Es geht da weniger um geeignete Flächen als vielmehr um den organisatorischen Teil. Das Thema Klimaschutz und Energieeinsparung wird innerhalb der Verwaltung grundsätzlich immer mitgedacht. Mich ärgert es ein bisschen, wenn im Gemeinderat immer nur gefordert wird, einen Klimaschutzmanager einzustellen. Wir machen das schon seit Jahr und Tag. Wir haben schon vor zehn Jahren die Straßenbeleuchtung umgestellt. Wir hatten zum Beispiel auch schon einen Sterling-Motor in der Bibliothek.

Wo sehen Sie dann eher die Aufgaben der Gemeinde?

Metz: Ich sehe die Aufgabe der Gemeinde vielmehr darin, die Privatleute dazu zu bewegen, etwas zu tun, und sie zu unterstützen. Da arbeiten wir mit dem Rhein-Neckar-Kreis zusammen, mit dem wir eine gezielte Offensive starten werden. Sanierungsgebiete sind dafür ein gutes Instrument. Nachkriegsbauten sind ein wichtiger Ansatzpunkt. Die Kliba berät da übrigens kostenlos und neutral, das ist ein toller Service, das kann ich nur jedem empfehlen.

Kommen wir zum Kombibad. Würden Sie rückblickend sagen, da hätte man entschlossener vorgehen müssen?

Metz: Es stimmt nicht, dass wir nichts gemacht haben. Wir haben die Umsetzung vorangetrieben und die Planung europaweit ausgeschrieben, die Planungsleistungen konsequent vergeben und schon eine Baugenehmigung erhalten. Jetzt suchen wir nach alternativen Energien für das Kombibad. 2018 kam mit der Umstellung des Haushalts auf Doppik eine große Unsicherheit. Das hat alles umgekrempelt und Zeit gekostet. Es gab außerdem gute Gründe, die Sanierung der Mehrzweckhalle vorzuziehen. Die brauchen wir für Schulsport und Kleinkindbetreuung, und das sind Pflichtaufgaben. Außerdem waren hier Zuschüsse in Höhe von 1,3 Millionen Euro möglich.

Aber Sie halten das Kombibad nach wie vor für stemmbar?

Metz: So ist es. Natürlich sind die Baupreise gestiegen, aber die Einnahmen der Kommunen steigen über die Steuern ebenfalls. In 16 Jahren haben wir 46 Millionen Euro in die Infrastruktur investiert. Davon sind 14 Millionen in die Instandhaltung geflossen. Beim Verkauf der Grundstücke im Mahrgrund II hat die Gemeinde in den Jahren 2007 und 2008 16 Millionen eingenommen, heute haben wir immer noch zehn Millionen in der Rücklage.

Sie sehen den Haushalt also gut aufgestellt?

Metz: Aktuell ist er gut aufgestellt. Was man aber nicht vergessen darf, sind die Auswirkungen der Doppik. Wenn die Mehrzweckhalle fertig ist, werden wir sehr viel mehr Abschreibungen erwirtschaften müssen. Da geht es um rund 300.000 Euro pro Jahr. Mit dem Kombibad wird es noch einmal deutlich mehr.

Also müssen Sie in dieser Höhe Einsparungen erzielen?

Metz: Das können durchaus auch mehr Einnahmen, unter anderem durch mehr Einwohner, sein. Die Stadt Eberbach bekommt zum Beispiel 300.000 Euro Pacht pro Windrad.

Sie wollen Windkraft in Ilvesheim?

Metz: Ich glaube nicht, dass es ökonomisch sinnvoll ist, aber rein planerisch ist es noch nicht vom Tisch.

Woher soll dann das Geld kommen?

Metz: Das System selbst muss früher oder später geändert werden, sonst können die Kommunen gar nicht mehr investieren. Eine Möglichkeit wäre, dass Abschreibungen nur auf Pflichtaufgaben, nicht auf freiwillige Leistungen erwirtschaftet werden müssen. Weder Bund noch Land arbeiten im Übrigen nach dem doppischen System.

Welches Projekt ist für Sie in den kommenden acht Jahren am wichtigsten?

Metz: Ich denke tatsächlich, das ist das Thema Wohnungsbau. In der Wohnungsnot sehe ich eine große Gefahr für den sozialen Frieden in unserer Gesellschaft. Auch das Thema Geflüchtete beschäftigt uns weiter, da brauchen wir in Deutschland ein geordnetes Einwanderungssystem.

Mindestens zwei Ihrer Mitbewerber werden voraussichtlich im Rat sein, wenn Sie die Wahl gewinnen. Ist das ein Problem?

Metz: Nein, das war ja bisher auch nicht anders. Herr Sauer und Herr Riemensperger wollten auch schon Bürgermeister werden und sind im Gemeinderat. Ich sehe da kein Problem.

Sie haben drei ernstzunehmende Mitbewerber, wo setzen Sie für sich persönlich die Messlatte im ersten Wahlgang?

Metz: Bei 50 plus im ersten Wahlgang. Das muss das Ziel sein.

Und wenn es nicht reicht und es eine zweite Runde gibt?

Metz: Da habe ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht. Ich gehe davon aus, dass ich es im ersten Wahlgang schaffe. Ich mache das ja, um zu gewinnen.

Und wenn Sie es schaffen, streben Sie in acht Jahren eine vierte Amtszeit an?

Metz: Nein, das habe ich meiner Frau versprochen. Mit 64 ist Schluss.

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Thema : Bürgermeisterwahl Ilvesheim 2023

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