Nahverkehr - Rhein-Neckar-Verkehr übernimmt sechs reine Elektrobusse / Ende Januar startet in Heidelberg erste E-Buslinie der Region

Sechs Elektrobusse rollen bald in Mannheim und Heidelberg

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Michaela Roßner
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In Mannheim wurden am Montag die ersten vollelektrischen Stadtbusse eCitaro an die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) übergeben. In Mannheim und Heidelberg nahmen die Stadtchefs die Fahrzeuge in Empfang. © Michaela Roßner

Mannheim/Heidelberg. „Das ist so ein Gefühl, als ob man sein neues Auto beim Hersteller abholt“, freut sich Martin in der Beek, technischer Geschäftsführer der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV). Gemeinsam mit Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz und Erstem Bürgermeister Christian Specht übernahm er indes keine Limousine für sich, sondern drei von sechs Elektrobussen, mit denen bald Kunden in Heidelberg und Mannheim unterwegs sein werden.

Rund 3,5 Millionen Euro bezahlt das Verkehrsunternehmen mit seinen kommunalen Gesellschaftern Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen für die sechs Omnibusse inklusive Servicepaket. Die reinen Elektrofahrzeuge sind damit etwa doppelt so teuer in der Anschaffung wie herkömmliche Dieselfahrzeuge.

Batterien statt kabellose Ladung

Als ÖPNV-Anbieter sei man dem Umweltschutz verpflichtet, begründet in der Beek die Investition. Elektroantrieb im Nahverkehr habe eine lange Tradition: Schließlich fahren die Straßenbahn seit 119 Jahren in Mannheim elektrisch - seit 2014 mit Ökostrom. Allerdings bekommt die Bahn ihren „Saft“ auch konstant aus der Leitung über ihr. Versuche in Mannheim, mit der „Primove“-Technologie kabellos Busse auf ihrer Linie nachzuladen, fielen nicht positiv aus. Ein Nachteil: Die Busse waren an genau diese Linie gebunden.

Nun also Batterien. Im Vergleich zu ihren Diesel-Kollegen sind die „Stromer“ gut zwei Tonnen schwerer - je nach Akkuzahl. Die können Kunden variabel bestellen. Sechs bis zwölf Speicherelemente sind für das Busmodell vorgesehen, das dann kürzere oder längere Betriebszeiten erfüllt.

Die erste Fahrt des orangefarbenen „Stromers“ führte gestern von der Auslieferungshalle bei Daimler in Mannheim-Waldhof über die B 38a und die A 656 in die Heidelberger Altstadt. Mit Tempo 80 „segelt“ der Bus über die Autobahn, ohne dass Fahrer Uwe Blümler Gas geben muss. Bremst er den Bus ab, fließt Restenergie zurück in die Batterie. Das ausgeklügelte Thermosteuerungssystem sei auch das Besondere an dem Bus, der sich innen nicht von anderen Citaros unterscheidet. Jedes Türöffnen verbraucht Energie, und die gut verpackt und isolierten Akkus müssen je nach Außentemperatur durch Kühlung oder Ladung auf die „Wohlfühltemperatur“ von 25 Grad gebracht werden, erklärt Robert Wilhelm. Er ist auch Projektleiter für die neue E-Buslinie in Heidelberg, die ab Ende Januar im 20-Minuten-Takt zwischen 9 und 22 Uhr vom Heidelberger Hauptbahnhof über den Stadtgarten bis zum Karlsplatz fahren wird. Zwei Busse werden diese Linie 20 - die erste E-Bus-Linie der Region - bedienen, während der dritte Bus an der Stromtankstelle auftankt. In Mannheim sind die E-Busse zwischen Käfertaler Bahnhof und dem Stadtquartier Franklin unterwegs, vorbei an der Wasserwerkstraße. Eine zweite Linie bedient das neue Gewerbegebiet Taylor vom Platz der Freundschaft aus.

Als der Elektrobus auf den Heidelberger Marktplatz rollt, zeigt der Batterieanzeiger noch Strom für 150 Kilometer an. Blümler steuert seit zwölf Jahren für die RNV Busse und Bahnen. Auch die Elektrobusse der Versuchsreihe „Primove“ hat er in Mannheim getestet. Vom neuen eCitaro ist er sehr angetan: „Der läuft wirklich sehr ruhig.“

Elektrobusse im öffentlichen Nahverkehr

  • Die Bundesregierung stellt eine Milliarde Euro bereit, um Stadtbusse von Diesel auf Elektro umzurüsten.
  • 45 deutsche Städte testen bereits den Einsatz von E-Bussen.
  • In Hessen gibt es seit dem Herbst erste E-Buslinien. So nahm landesweit im Dezember in Frankfurt eine den Betrieb auf.
  • In Wiesbaden sind – mitfinanziert vom Bundesumweltministerium – jüngst 56 Elektrobusse geordert worden. Der gesamte Busbetrieb soll rasch auf den umweltfreundlichen Antrieb umgestellt werden.
  • Zu häufige Werkstattaufenthalte, zu kurze Akku-Ladezeiten und zu aufwendige Streckentechnik: Die Rhein-Neckar-Verkehr (RNV) baut ihre kabellos aufladbare „Primove“-Elektrobusflotte und das dazugehörige Liniennetz nicht weiter aus.
  • Ab Sommer 2015 waren zwei solche Fahrzeuge auf der Linie 63 in Mannheim zu einem dreijährigen Praxistest eingesetzt worden.
  • Die mit 40 Minuten Fahr- und sechs Minuten Ladezeit angelegte Strecke mit 23 Haltestellen war mit zwei Bussen kaum verspätungsfrei zu bewältigen gewesen.
Mannheim/Heidelberg

E-Busse rollen an

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Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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