Heidelberg. Wer durch Heidelberg läuft, findet sie überall: große Street-Art, Bilder von internationalen Künstlern. In den nächsten Wochen sollen einige hinzukommen: Vom 25. Juli bis 3. August steigt das zehnte „Metropolink“-Festival in Patrick-Henry-Village. Schon vorher, voraussichtlich noch im Frühjahr, wird das wohl spektakulärste Projekt umgesetzt: Ein 80 Meter hoher Schornstein im Heidelberger Stadtteil Bergheim. Kurator Pascal Baumgärtner und Oberbürgermeister Eckart Würzner haben in der Galerie „WOW“ in der Emil-Maier-Straße jetzt auf die zehnjährige Geschichte des „Metropolink“-Festivals zurückgeblickt und das Programm vorgestellt.
Festival "Metropolink" verdankt Existenz einem Netz an Unterstützern
Große Hingucker im öffentlichen Raum, einmal im Jahr ein zweiwöchiges Festival sowie die ganzjährig geöffnete Galerie im ehemaligen Supermarkt im Süden des Patrick-Henry-Villages („Commissary“): Das sind die drei Säulen von „Metropolink“, erklärt Baumgärtner. Um die Kunst in den öffentlichen Raum zu bringen, sei ein dichtes Netzwerk von Kooperationspartnern notwendig. Zu langjährigen Förderern wie den Stadtwerken kommen neue hinzu - wie in diesem Jahr die Manfred-Lautenschläger-Stiftung.
„Metropolink“ sei stetig gewachsen, berichtet der Kurator. Auf bis zu 30 Mitarbeiter im Sommer stieg die Zahl an. Mit rund 50 Ämtern und Organisationen feile er an der Realisierung. Jüngstes Beispiel für Themen, die zu klären sind: Die Sprayer, die den rund 80 Meter hohen Schornstein im Stadtteil Bergheim künstlerisch gestalten werden, müssen - wie der Fotograf, der das dokumentiert - zuvor für die Berufsgenossenschaft ihre Höhentauglichkeit nachweisen. „Es gibt sehr viel zu beachten“, bestätigt Baumgärtner.
Freuen darf man sich wohl auch auf das überdimensionale Bücherregal, das der Unesco-Literaturstadt Heidelberg - den Titel trägt sie seit zehn Jahren - demnächst an der Theodor-Heuss-Brücke gewidmet wird.
Viele bunte Wände im ganzen Stadtgebiet
In zehn Jahren hat das Street-Art-Festival die Stadt schon sehr viel bunter gemacht: Seit 2022 ziert ein Schmetterling des Künstler MANTRA ein Haus unterhalb der Theodor-Heuss-Brücke. Per App auf dem Handy kann man ihn sogar in Bewegung sehen. Eine Brandmauer an der Ecke der Plöck zur Märzgasse hat Matthias Mross 2022 mit einem Bild verziert. Als Vorlage diente dem Münchner Künstler ein Werk des Heidelberger Fotografen Martin Pötter. Der mexikanische Streetart-Künstler Saner hat ein Bild an die Turnhalle der Julius-Springer-Schule im Mark Twain Village in der Heidelberger Südstadt gemalt.
Oberbürgermeister Eckart Würzner erinnert sich an den Beginn von „Metropolink“ 2014. „Ich kannte Pascal Baumgärtner und sein Netzwerk und war sicher, dass er der Richtige ist, internationale Künstler von Format in die Stadt zu holen.“ Eines seiner Lieblingsmurals sei das des spanischen Künstlerduo PichiAvo in der Halle des Hauptbahnhofs, das Pendler genauso wie Touristen und Geschäftsreisende empfängt. „Die Streetart kann helfen, Quartiere aufzuwerten“, verweist Würzner auf das Viertel hinter dem Betriebshof, in der Emil-Maier-Straße, früher „eine Ecke, in die man nicht so gerne ging“. Nachdem die Fassade des Hotel Metropol gestaltet und die ehemalige Feuerwache zum Kreativwirtschaftszentrum wurde, entwickle sich dieser Teil von Bergheim immer mehr zum Treffpunkt. Die Straßenkunst - die sich von wilden Graffiti absetzt - bringe Großstadtflair und sei auch als identitätsstiftender Aspekt nicht zu unterschätzen. Selbst Baumgärtner wird immer wieder überrascht von den Effekten. Anwohner, die zunächst lieber weiter auf eine kahle Wand geschaut hätten, seien später richtig stolz auf die Kunst nebenan geworden.
„Schrott-Marder“ der Chapel kam zurück zum Müll
Doch nicht alles, was geschaffen wurde, ist für die Ewigkeit. Jüngstes Beispiel: An der Fassade der Chapel in der Südstadt fehlt seit Kurzem eine Schrott-Skulptur mit putzigem Antlitz: Seit 2018 schmückte das großformatige Kunstwerk des portugiesischen Künstlers Bordalo II mit dem Titel „Half-Marder“ als „Trash-Animal“ - übersetzt „Schrott-Tier“ - den sich verjüngenden Stadtteil Südstadt. Anfang des Monats verschwand er plötzlich. „Der ,Marder’ ist dort, wo er herkam: auf dem Müll“, erklärt Baumgärtner. Die Skulptur habe aus Sicherheitsgründen entfernt werden müssen, hatte die Stadt bestätigt - weil verrostete Teile drohten, auf Besucher des Stadtteiltreffs herunterzufallen.
Vor allem aus Motorhauben und alten Metall-Mülleimern hatte das Kunstwerk bestanden. „Wir überlegen uns etwas Neues“, verspricht Baumgärtner. Es soll aber ein Kunstwerk sein, für das nicht die Fassade angebohrt werden muss zur Befestigung - denn die ist gerade repariert und frisch gestrichen.
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