Metropolink-Festival

Wo ist die "Schrott-Katze" aus der Heidelberger Südstadt?

Entsetzen in der Heidelberger Südstadt: Das Kunstwerk an der Fassade des Stadtteilzentrums Chapel ist offenbar entfernt worden. Doch wo ist das Kunstwerk - und warum durfte die "Schrott-Katze" nicht hängenbleiben?

Von 
Michaela Roßner
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Die "Schrott-Katze" hing seit 2019 an der Fassade der Chapel in der Heidelberger Südstadt. Nun ist sie weg. © Philipp Rothe

Heidelberg. Wo ist die „Schrott-Katze“? Seit 2018 schmückt ein großformatiges Kunstwerk des populären portugiesischen Künstlers Bordalo II die Fassade der Chapel. Entstanden unter dem Titel „Half-Marder“ beim Metropolink-Festival, sorgte das reliefartige „Trash-Animal“ nicht nur künstlerisch für Aufsehen. Insbesondere in Verbindung mit der sanierten Chapel sollte das Kunstwerk, das sich komplett aus Müll zusammensetzt, zum Nachdenken, Austausch und Diskurs anregen. Doch nun ist es plötzlich verschwunden.

Stadträtin „entsetzt“ über Verschwinden der Katze

„Entsetzen“ darüber formulierte in der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend Ursula Röper (Bündnis 90/Grüne). Zwar habe die meterhohe Fassadenskulptur, in der manche eine Katze sehen, andere einen Hund oder einen Bären, nicht nur Freunde gehabt. Aber sechs Jahre lang sei das Kunstwerk an der Römerstraße nicht nur ein Hingucker gewesen, sondern auch ein identitätsstiftendes Element in dem Stadtteil, der sich durch die vielen Neubürger auf der Konversionsfläche Campbell gerade neu erfinde.

Chapel in Heidelberg - ohne Schrottkatze. © Michaela Roßner

Auch der Stadtteilverein, der die einst von den Amerikanern überkonfessionell genutzte Kapelle verwalte, sei nicht informiert gewesen darüber, dass das Kunstwerk abgebaut werde. „Und wenn es darum gegangen ist, die Nutzung zu verlängern, hätte man das unbedingt tun und sich darum müssen“, kritisierte Röper in Richtung Stadtverwaltung. Oberbürgermeister Eckart Würzner antwortete, dass er von dem Abbau nichts wisse und versprach, dass man der Sache nachgehen wollen. Zu dem Kunstwerk gibt es offenbar eine Lizenzvereinbarung der Stadt mit dem Rechte-Inhaber.

Auf Nachfrage dieser Redaktion bestätigte am Freitag eine Sprecherin der Stadtverwaltung, dass „die ganze Skulptur leider schadhaft“ gewesen sei. Die Schrauben seien durchgerostet, Oberflächen abgebrochen gewesen. „Sie musste aus Sicherheitsgründen und zum Schutz der Bevölkerung entfernt werden.“ Direkt neben der Skulptur verlaufe der Hauptfluchtweg der Chapel. Die Demontage sei dem Stadtteilverein angekündigt worden.

Die „Chapel“ an der Ecke Rheinstraße/Römerstraße ist Stadtteilzentrum der Südstadt und Teil des „Anderen Parks“, einem sechs Hektar großen Grünzug bis zum Marlene-Dietrich-Platz. Die vom Mannheimer Architekten Emil Serini vor mehr als 60 Jahren entworfene und von den amerikanischen Streitkräften überkonfessionell genutzte Gotteshaus ist 2020/2021 umfassend saniert worden. Die Fassadenkunst des portugiesischen Künstlers Bordalo II, der seine „Trash-Animals“ aus dem Müll der Wohlstandsgesellschaft kreiert, ist im Jahr 2019 beim „Metropolink“-Festival entstanden.

Katze sechs Jahre lang ein Hingucker an der Chapel

Fünf Tage arbeitete Bordalo II an der Marder-Skulptur. „Secondo“ nennt sich der 1987 in Lissabon geborene, weil sein Großvater Artur Bordalo schon Maler war.

Der Enkel hat inzwischen nach Angaben auf seiner Homepage mehr als 115 Tonnen Material in weit mehr als 200 Skulpturen seit 2012 verarbeitet. Seine Werke kann man in Lissabon, Berlin und Paris, aber auch in Las Vegas und auf Madeira begegnen - aber vielleicht nie mehr in Heidelberg. „Wir wollen das Kunstwerk zurück“, fordert Röper am Donnerstagabend.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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