Heidelberg. Nach Ausschreitungen von hunderten Feiernden am Pfingstwochenende blieb weitere Randale in Heidelberg in der Nacht von Montag auf Dienstag aus. Das teilte die Polizei am Dienstamorgen mit. Das kurzzeitige Aufenthaltsverbot für die Neckarwiese von 20 Uhr am Montag bis 6 Uhr am Dienstagmorgen zeigte laut Polizei Wirkung. Auch das teils regnerische Wetter dürfte seinen Beitrag geleistet haben.
Im Bereich der Uferstraße hatte die Polizei Kontrollstellen eingerichtet, wie eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Mannheim am berichtete. Neben Personen seien auch Fahrzeuge kontrolliert worden. Besondere Vorkommnisse hätte es am Montagabend und in der Nacht auf Dienstag nicht gegeben: Die Nacht sei im Vergleich zu den beiden Nächten zuvor ruhig verlaufen. Gegen 18 Uhr am Abend habe die Polizei rund 200 Personnen im Neckarvorland festgestellt, die aber von alleine "abgewandert" seien, vermutlich aufgrund des schlechten Wetters. Gegen 20.15 Uhr seien das Neckarvorland und die Uferstraße laut Polizei "menschenleer" gewesen.
Auch die Lage in der Altstadt blieb ruhig: Der Personenverkehr in der Heidelberger Fußgängerzone habe sich ab 20.30 Uhr gelichtet mit der Verschlechterung der Wetterlage, so das erste Resümee der Sprecherin. Am heutigen Dienstag soll in Gesprächen der Stadt Heidelberg und der Polizei, das weitere Vorgehen besprochen werden.
Aufenthaltsverbot allein sei nicht die Lösung
Indes meldete sich der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Ralf Kusterer, zu den Vorfällen zu Wort. Er schlägt ein Alkoholverbot auf der Neckarwiese vor. "Was wir am Wochenende erlebt haben, war ein wilder Mob, der mit Party und Event wenig zu tun hat", sagte Kusterer der Deutschen Presse-Agentur. Ein Aufenthaltsverbot allein, wie es die Stadt nun erlassen habe, sei nicht die Lösung. "Die Sperrung wird auch nicht den ganzen Sommer gehen." Kusterer sagte, es brauche ein Gesamtkonzept. "Zielführend könnte ein Alkoholverbot und ein konzeptionelles Platzverweisverfahren sein, das dann zum Aufenthaltsverbot mit hohem Ordnungsgeld führt." Dazu brauche es eine hohe Präsenz von kommunalem Ordnungsdienst und Polizei.
Am späten Samstagabend hatten bis zu 1000 Leute auf der Neckarwiese gefeiert. Als die Polizei wegen zu lauter Musik einschritt, wurde sie mit Flaschen beworfen - anschließend räumte sie das Gelände. Eine Gruppe von bis zu 80 Feiernden widersetzte sich den Anforderungen der Polizei, warf erneut mit Flaschen auf die Einsatzkräfte und randalierte am Übergang zur Theodor-Heuss-Brücke. Drei Polizisten wurden verletzt, mehrere Einsatzfahrzeuge und Gegenstände beschädigt. Auch am Sonntagabend kamen bis zu 400 Feiernde auf der Neckarwiese zusammen. Viele missachteten die Coronabestimmungen und reagierten nicht auf die Ansprache der Polizei, die daraufhin die Wiese räumte.
Thomas Strobl: "Das lassen wir uns von ein paar Prolls nicht nehmen"
Auch Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) verurteilte die Vorfälle. Für viele Menschen sei am vergangenen Pfingstwochenende wieder ein kleines Stück Normalität zurückgekehrt. Bei weiter fallenden Inzidenzwerten seien vielerorts Lockerungen möglich gewesen."Was freilich einige in Heidelberg veranstaltet haben, ist völlig unverständlich und absolut inakzeptabel. Mit Ignoranz wurden in Heidelberg Freiheiten bewusst mit Füßen getreten und gegenüber der Polizei mit aggressiven Verhalten und Gewalt missbraucht. Das akzeptieren wir nicht und das wird mit aller Konsequenz verfolgt“, sagte der Stellvertretende Ministerpräsident am heutigen Dienstag mit Blick auf das vergangene Pfingsten. Gerade in Heidelberg habe man in den vergangenen Jahren im Rahmen der Sicherheitspartnerschaft mit gezielten Schwerpunkteinsätzen auch auf den Neckarwiesen für Sicherheit und Ordnung gesorgt. Nun werde die Polizei gemeinsam mit der Stadt erneut dafür sorgen, dass wieder Ordnung herrscht und die Neckarwiese für alle ein Ort der friedlichen und sicheren Begegnung bleibe. "Das lassen wir uns von ein paar Prolls nicht nehmen“, stellte Innenminister Thomas Strobl klar.
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