Wohnkonzepte

Heidelberg sucht Platz für Tiny Houses

Noch findet man XS-Häuser eher auf Campingplätzen als in städtischen Wohngebieten. Aber das könnte sich bald ändern: Tiny Houses haben viele Fans. In Heidelberg soll nun Platz gefunden werden für die Mini-Häuschen

Von 
Michaela Roßner
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Die eigenen vier Wände im Miniformat: Tiny Houses machen’s möglich. Anschaffung und Unterhalt bleiben dabei überschaubar. © Henning Kaiser

Heidelberg. Tiny House (englisch für „kleines Haus“) heißt der Wohntraum, den immer mehr Menschen sich gerne verwirklichen würden. In Heidelberg soll das bald möglich sein: Die Stadtverwaltung mit Oberbürgermeister Eckart Würzner an der Spitze sucht nach städtischen Flächen, auf denen Minihäuser entstehen könnten.

Ein erster Aufschlag im Stadtentwicklungs- und Bauausschuss löste indes bei den Fraktionen eher verhaltene bis kritische Reaktionen aus, berichtet die „Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ)“. Worum geht‘s?

Heidelberg will neue Wohnformen etablieren

Mit dem Angebot soll „das Bedürfnis unterschiedlicher Gesellschafts- und Lebensstilgruppen in Bezug auf reduzierten Wohnraum aufgegriffen werden“, heißt es in der Informationsvorlage zu der Sitzung, die Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck am zurückliegenden Dienstag leitete: „Modellhaft sollen ein bis zwei Flächen für eine Interimsnutzung entwickelt werden.“ Als „moderne und nachhaltige Stadtverwaltung“ stehe man „der Etablierung neuer Wohnformen offen gegenüber“.

Um ein Modell zu entwickeln, wie das Wohnen auf kleinem Raum ermöglicht werden kann, habe man auch Gespräche mit anderen Kommunen geführt. Baurechtliche Fragen seien dabei zu erörtern gewesen.

Auch für Tiny Houses Genehmigung nötig

Denn alle noch so kleinen Häuser, die dauerhaft zum Wohnen genutzt werden sollen, gelten nach dem Gesetz als Gebäude, müssen verkehrlich erschlossen sein und benötigen eine Baugenehmigung sowie einen Wasser- und Stromanschluss. Dabei ist es nicht wichtig, ob die Häuser auf Rädern stehen oder nicht. Manchem Dauer-Camper ist diese rechtliche Grundlage schon zum Verhängnis geworden.

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„Gemeinwohlorientierte Kriterien und Qualitätsstandards“ sollen laut Stadtverwaltung bei dem zu entwickelnden Modell genauso bedacht werden wie die Schaffung preiswerten Wohnraums. Das Ansinnen fand im Ausschuss laut RNZ kaum Beifall: „Die ,Tiny Houses’ sind eine Schnapsidee des OB, die er im Wahlkampf eingebracht hat. Sie lösen in keiner Weise die Probleme des Heidelberger Wohnungsmarktes“, wird Sören Michelsburg (SPD) zitiert.

Verbrauchen Tiny Houses zu viel Fläche?

Als „eine große Oberfläche mit kleinem Inhalt“ soll auch Nicolá Lutzmann (Grüne) die Häuschen kritisiert haben. GAL-Fraktionschefin Judith Marggraf habe betont, „das ist nichts anderes als ein Ein-Zimmer-Apartment, das viel zu viel Fläche verbraucht“. Auf kurzfristige Anfrage unserer Redaktion an alle Fraktionen meldete sich bis zum Abend nur eine zurück.

„Wir stehen dieser Idee offen gegenüber, weil es auch darum geht, ungenutzte Flächen interimsweise für diesen Zweck zu nutzen und auch in Heidelberg sich immer mehr Menschen finden, die der Idee vom einfachen Leben in kleinen, architektonisch gut gestalteten Häusern etwas abgewinnen können“, formuliert auf Anfrage Marliese Heldner („Die Heidelberger“).

Am Sonntag, 21. Januar, gibt es ab 11.30 Uhr beim Neujahrsfest der Stadt rund um den Marlene-Dietrich-Platz die Möglichkeit, ein - eher dienstlich genutztes - Tiny House genau unter die Lupe zu nehmen: Es ist das Energiehaus der Stadtwerke und hat sogar eine Photovoltaikanlage auf dem Dach.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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