Bauen und Wohnen

In Ladenburg gibt es Hoffnung auf eine kleine Tinyhouse-Siedlung

Tinyhouses scheitern häufig an den gesetzlichen Hürden. Für ein Projekt in Ladenburg gibt es Hoffnung

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Der Traum vom kleinen Häuschen im Grünen scheitert noch immer häufig an den Vorgaben des Baurechts. © Nicola Armer / dpa

Ladenburg. Ein eigenes Häuschen im Grünen, für weniger als 50 000 Euro, das bleibt für die allermeisten ein Traum. Wer ihn sich trotzdem verwirklichen will, der braucht einen langen Atem. Denn obwohl die meist beweglichen Bauten keine massiven Häuser sind, wenden die Behörden in Baden-Württemberg bei der Genehmigung die Landesbauordnung an. Das wiederum bedeutet, dass es in der Regel einen Bebauungsplan geben muss, so wie er auch bei einem Neubaugebiet erforderlich ist.

Unter gewissen Voraussetzungen können die Mikrohäuser auch im Außenbereich genehmigt werden, „wenn die Erschließung gesichert ist und keine öffentlichen Belange entgegenstehen“, wie es in einer Vorlage zur Sitzung des Technischen Ausschusses in Edingen-Neckarhausen vom September 2022 heißt. Auch die Mitglieder des Gremiums zeigten sich aufgeschlossen für diese neue Wohnform und gaben grünes Licht. Nach mehreren Monaten des Wartens und der Kommunikation mit dem Landratsamt war es zuletzt fast soweit, dass der positive Bauvorbescheid hätte ergehen können. Doch inzwischen hatte es sich der Eigentümer des Grundstücks anders überlegt, das Projekt war geplatzt.

Eigenbau bis Kassel transportiert

Dabei hatte hier schon ein solches Tiny House gestanden, wie man die Wohnbuden angesichts ihres Größe nennt, denn „tiny“ steht für klein und niedlich. Es war Leonie, die heute 28-Jährige Lehrerin, die sich auf dem Obstfeld mit Blick auf die Bergstraße ihren Traum erfüllte. Sie baute sich das wenige Quadratmeter große Holzhaus auf Rädern selbst. „Ich habe in Flensburg schon in einem Wagendorf gelebt“, erzählt sie. Als sie aus familiären Gründen vorübergehend in Mannheim wohnte, brauchte sie einen Rückzugsort, und dazu war der Bauwagen, wie sie ihr Häuschen lieber nennt, genau richtig: „Es war nicht einfach, aber es hat doch irgendwie hingehauen.“

Anderthalb Jahre Bauzeit

Alles in allem hat es anderthalb Jahre gedauert, bis es fertig war. Danach hätte sie es mit einem Traktor an seinen neuen Standort ziehen können, doch wegen der großen Distanz ließ sie es stattdessen mit einem Tieflader nach Nordhessen transportieren. Dort steht es jetzt mitten im Dorf, auf dem Gelände einer stillgelegten Fabrik und mit sieben weiteren Wagen und Häuschen. Die Gemeinde habe das Vorhaben unterstützt, es gebe sogar eine Meldeadresse für die Bewohner, was bei dieser alternativen Wohnform nicht selbstverständlich ist.

Für den Tiny-Haus-Freund in Edingen-Neckarhausen hat sich das Thema in seiner Gemeinde mangels Grundstück nun erstmal erledigt. In den Bauämtern von Schriesheim und Heddesheim verzeichnet man allenfalls gelegentlich mal eine Anfrage zur Möglichkeit, ein solches Minihaus aufzustellen, formale Anträge dagegen gab es bislang nicht. In Ladenburg ist das anders. Dort wurde schon vor Jahren die Aufstellung von drei der niedlichen Behausungen gestellt, eine Baugenehmigung gab es aber letztlich nicht. Alexander Spangenberg, Gemeinderat der Grünen in Ladenburg, kann sich daran noch gut erinnern. „Ich fand das schon immer interessant“, erklärt er. In dem 2019 gegründeten Verein „Wir für Ladenburg“ schloss er sich der entsprechenden Gruppe an, die von Gabriele Senger geleitet wurde. Sie ist allerdings gescheitert bei dem Versuch, in der Römerstadt am Neckar ihr eigenes kleines Häuschen zu bauen. Deshalb verlässt sie jetzt Ladenburg und übergibt das Thema an Spangenberg.

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Bereits in der Vergangenheit gab es laut Senger und Spangenberg Gespräche mit Bürgermeister Stefan Schmutz und sogar erste Ideen für mögliche Standorte. Doch auf einem steht jetzt ein provisorischer Kindergarten, das zweite war dem Verein zu groß und zu teuer, über ein drittes wird weiter gesprochen. „Dafür brauchen wir einen Bebauungsplan, aber das schreckt uns nicht ab“, erklärt Spangenberg, der nun zunächst bei den Kollegen im Gemeinderat für die Idee werben will. Er selbst kann sich gut eine Siedlung vorstellen, in der herkömmliche Häuser und die Minivariante nebeneinander stehen. „Wir haben auch Interessenten aus Mannheim und den Nachbargemeinden“, berichtet er. Ein Dutzend Tiny-Häuser käme da wohl schnell zusammen.

Ökologische Wohnform

Mit 35 bis maximal 50 Quadratmeter Wohnfläche fällt diese Art des Bauens sehr bescheiden aus. „Man braucht keine Bodengründung und keinen Keller, Schraubfundamente reichen aus“, erklärt er. Und innerhalb von einem Tag könnten sie bei Bedarf wieder abgebaut werden. Die Bauweise sei deutlich ökologischer, die Häuschen könnten bis auf einen Wasseranschluss sogar völlig autark betrieben werden.

Tiny-Häuser werden beim Kreisbauamt statistisch nicht separat erfasst. „Es ist festzustellen, dass es vereinzelt Interesse an dieser Wohnform gibt. Sie spielt jedoch eine sehr untergeordnete Rolle“, heißt es von dort auf Anfrage. Behandelt werden sie wie bei jedem anderen Haus, ein Verfahren, das mehrere Monate dauern kann. Da ist Geduld gefragt, rät Leonie und macht Betroffenen zugleich Mut: „Ich glaube, man kann das schaffen – wenn man es wirklich will.“

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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