OB-Wahl

Grüne suchen nach Mehrheit in Heidelberg

Bis auf einen Stadtteil hat Amtsinhaber Eckart Würzner beim ersten OB-Wahldurchgang alle für sich entschieden. Besonders groß war sein Vorsprung zu Theresia Bauer (Grüne) dann, wenn Sören Michelsburg (SPD) nicht gut abschnitt

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Michaela Roßner
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Daumen hoch: In der „Kulturbrauerei“ feiert Oberbürgermeister Eckart Würzner seinen Erfolg beim ersten Wahlgang mit Unterstützern. © Philipp Rothe

Heidelberg. Eher Enttäuschung bei den Grünen, reine Begeisterung bei CDU, FDP und „Heidelbergern“: Der Sonntagabend war voller Emotionen. Amtsinhaber Eckart Würzner, parteilos und vom bürgerlichen Lager unterstützt, hat seinen insgesamt acht Mitbewerberinnen und Mitbewerber nur einen Stadtteil überlassen: Die Weststadt ging an die Herausforderin. Das Presseecho zum ersten Wahldurchgang der Oberbürgermeisterwahl in Heidelberg ist überregional: „In Heidelberg ist das grüne Wunder ausgeblieben“, kommentiert etwa Elvira Weisenburger (BNN). Wie geht es nun weiter? Am 27. November sind die rund 106 277 Wahlberechtigten erneut aufgerufen, den Stadtchef oder die Stadtchefin für die nächsten acht Jahre zu bestimmen. On alle Kandidaten dabei bleiben, oder gar neue Namen auf den Stimmzettel kommen, entscheidet sich bei der Sitzung des Wahlausschusses am Mittwochabend.

Theresia-Bauer mit der grünen Bundestagsabgeordneten Franziska Brantner, Gemeinderätin Ursula Röper und Wolfgang Erichson in der „Halle 02“. © Sabine Arndt

Feier mit Unterstützern

Würzners größte Herausforderin, die ehemalige Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) versteht das Wahlergebnis indes als Wählerauftrag: Die absolute Mehrheit sei dem Amtsinhaber verwehrt geblieben, schließt sie auf den Wählerwunsch, einen Wechsel zu bekommen.

Doch zunächst wurde gefeiert: Würzner traf sich mit seinen Unterstützern in der „Kulturbrauerei“ in der Altstadt, Bauer bedankte sich bei ihren Unterstützern bei einem Empfang in der „Halle 02“ und der Drittplazierte Sören Michelsburg (SPD) hatte vorab eine Party im „Médoc“ geplant. „Vielen Dank für jede Stimme!“ postet der 34-jährige Michelsburg auf seiner Internetseite. 7410 Stimmen waren es in der Summe. „Danke für 15 655 Stimmen“ zeigt sich auch Bauer auf Instagram dankbar. Per Video richtet sich Würzner noch erfüllt vom Erfolg im ersten Durchgang an seine Wähler: Dass er mit Abstand die meisten Stimmen auf sich vereinen konnte, gebe zusätzlich Energie, „noch einmal richtig Gas zu geben“ auf den 27. November hin.




25 111 Stimmen – 45,9 Prozent – gingen an den Amtsinhaber. 14 der 15 Stadtteile entschied er für sich. Und besonders groß war der Abstand zu Bauer immer dann, wenn Michelsburg kein gutes Ergebnis erzielte. Auf dem Emmertsgrund etwa, der bei zurückliegenden Bundes- und Landtagswahlen eher das rechte Spektrum wählte und wo der Sozialdemokrat nur 6,9 Prozent erobern konnte und Bauer 11,2 Prozent erhielt, während auf Würzner 72 Prozent entfielen.

Hugo Swart (1948), Carl Neinhaus (1952), Robert Weber (1958), Reinhold Zundel (1966, 1976, 1984), Beate Weber (1990, 1998) und Eckart Würzner (2006, 2014): Das sind die Namen der bisherigen Gewinner der OB-Wahlen in der Unistadt am Neckar. Würde Würzner gewinnen, zöge er mit dem SPD-Politiker Zundel gleich – was die Zahl seiner Wiederwahlen anging.

Drei Frauen und sechs Männer hatten sich um den Chefsessel im Heidelberger Rathaus beworben. Bis Mittwoch haben sie nun Zeit, ihre Kandidaturen zurückzuziehen. Besonders spannend ist natürlich die Frage, wie es SPD-Kandidat Sören Michelsburg halten wird.

Insgesamt zwölf Bewerbungen waren im Sommer fristgerecht eingegangen. Drei Bewerbungen hatten indes Mängel: Die Personen konnten nicht die notwendige Zahl von 150 Unterstützern nachweisen. Der Name von Amtsinhaber Eckart Würzner (parteilos) stand auf dem Stimmzettel an Position drei hinter Björn Leuzinger („Die Partei“) und Bernd Zieger (Die Linke), auf Platz vier und fünf kamen Theresia Bauer (Grüne) und Sofia Leser (unabhängig). Dahinter folgen Mathias Schmitz (unabhängig), Sören Michelsburg (SPD), Alina Papagiannaki-Sönmez („HiB“) und Sassan Khajehali (unabhängig). Er war bereits 2006 OB-Kandidat, seit 2013 Mitglied des Rats des Integrationsprojektes „Dazugehören“ der Wicherngemeinde und 2016 für vielfaches ehrenamtliches Engagement mit der Ehrenplakette Heidelbergs ausgezeichnet.

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2014 wurde Amtsinhaber Würzner auf Anhieb wiedergewählt. Er bekam 84,4 Prozent der Wählerstimmen. Einziger halbwegs ernstzunehmender Herausforderer war Alexander Kloos (9,1 Prozent). Sowohl Grüne, als auch SPD verzichteten auf eigene Kandidatinnen. Die Wahlbeteiligung lag rekordverdächtig niedrig: Nur jeder fünfte (21,8 Prozent) Heidelberger ging an die Urne.

Am 12. November 2006 hatte das noch anders ausgesehen: Nach der Entscheidung von OB BeateWeber, nicht mehr zu kandidieren, gab es ein breiteres Feld an Kandidierenden. Würzner wurde im zweiten Abstimmungsdurchgang gewählt. 53,8 Prozent der damals von deutlich weniger Wahlberechtigten (97.945) gaben ihm ihre Stimme, 45,1 Prozent gingen an die Kandidatin der Grünen, Caja Thimm. Im ersten Wahlgang hatte Würzner 47,4 Prozent der gültigen Stimmen bekommen; Thimm 33,6 Prozent und der aus Lampertheim stammende SPD-Kandidat Jürgen Dieter 12,8 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag da bei 46,1 Prozent. Auch bei seiner ersten Wahl 2006 stand Würzners Name übrigens an dritter Stelle auf dem Stimmzettel. Jeder fünfte Wahlberechtigte hatte übrigens per Briefwahl abgestimmt.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

Thema : Oberbürgermeisterwahl in Heidelberg 2022

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