Heidelberg. Eckart Würzner ist der Gewinner des Abends - aber nicht der Gewinner der Wahl: Bei der OB-Wahl in Heidelberg liegt der parteilose, unter anderem von der CDU und der FDP unterstützte Amtsinhaber mit 45,9 Prozent der gültige Stimmen klar vor Theresia Bauer (Grüne) mit 28,6 Prozent. Der Amtsinhaber verfehlte jedoch die absolute Mehrheit. Am 27. November wird es einen weiteren Wahldurchgang geben. 13,5 Prozent der Stimmen hat SPD-Kandidat Sören Michelsburg erhalten.
Ob Michelsburg in drei Wochen wieder antritt oder das Feld den beiden Spitzenkandidaten Würzner und Bauer überlässt, ließ er am Wahlabend im Ratssaal offen: Es würden nun auf Parteiebene Gespräche geführt, stellte der Sozialdemokrat eine Entscheidung bis Mittwoch in Aussicht. „Ich hätte mir etwas mehr erhofft, aber ich bin sehr stolz, dass ich zum Beispiel den Wahlbezirk, in dem vor allem Studierende leben - das Neuenheimer Feld - mit 30 Prozent der Stimmen gewinnen konnte. Den Wahlkampf habe ich als sehr intensiv wahrgenommen, zumal ich in meinem Beruf als Lehrer nicht pausieren konnte. Das geht nur bei Landtags- oder Bundestagswahlen“, sagte der Pädagoge rückblickend.
Gut 150 Zuhörer verfolgten am Abend im Rathaus in der Altstadt die Bekanntgabe der einzelnen Ergebnisse aus den Wahlbezirken. Das erste Schaubild. das Gabriele Blöhm, Leiterin des Amtes für Statistik, zeigen ließ, bildete einen großen schwarzen Balken ab: Würzner hatte in einem Auszählungsgebiet auf dem Boxberg 70 Prozent der Stimmen gesammelt. Auch wenn es sich um nur 100 Stimmen in dem Bezirk insgesamt handelte - der Abend hatte sein deutliches Signal bekommen.
Wenig später knickt das Internet ein, der Livestream, den Interessierte überall verfolgen sollten, stoppte vorübergehend. Es wurde kurz vor 20 Uhr, bis alle Ergebnisse aus den 129 Wahlbezirken vorlagen und Bürgermeister Jürgen Odszuck in seiner Funktion als Wahlleiter das Ergebnis bekanntgab. Erfreulich aus seiner Sicht: Die Wahlbeteiligung liegt mit 51,3 Prozent deutlich über dem Niveau bisheriger OB-Wahlen - auch in anderen Städten. Exakt 107 030 Heidelbergerinnen und Heidelberger waren stimmberechtigt.
„Das Ergebnis ist ein eindeutiger Auftrag des Wählers: Zwischen meinem Resultat und der Kandidatin mit dem nächstbesten Ergebnis liegen mehr als 15 Prozent. Ich freue mich riesig darüber, gehe voller Elan in die nächsten drei Wochen. Aber erst einmal wird ordentlich gefeiert“, freute sich der Amtsinhaber, der 2006 zum ersten Mal und 2014 mit 84 Prozent wiedergewählt wurde.
Jubel bei der CDU
Alexander Föhr, CDU-Kreisvorsitzender und designierter Bundestagsabgeordneter, strahlte ebenfalls: „Das tolle Ergebnis hat mich in dieser Höhe tatsächlich überrascht, aber dass Eckart Würzner vorne liegen würde, hatte ich erwartet. Das Resultat ist eine wunderbare Motivation, in den nächsten drei Wochen weiter Wahlkampf zu machen.“
Seine stärkste Herausforderin, die frühere baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne), liest aus dem Wahlergebnis ebenfalls einen komplett anderen: „Das Wahlergebnis ist ein klarer Wählerauftrag für mich: Der Amtsinhaber hat keine absolute Mehrheit erhalten“, zeigt sie sich weiter kämpferisch. Dass es an diesem Abend zu keiner Entscheidung kam, sei für eine OB-Wahl nicht ungewöhnlich. „Den Wahlkampf habe ich als sehr intensiv erlebt. Es war nicht einfach, gegen den Amtsinhaber und weitere Kandidaten Wahlkampf zu machen. OB-Wahlen haben ohnehin stets ihre eigene Logik, blickte sie auf die intensiven Wochen zurück, in denen eine echte Wahlschlacht indes ausblieb.
Christopher Rothfuß, Grünen-Gemeinderat, stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Nun werde man alle Energien bündeln, um in drei Wochen zu gewinnen. „Ich bin zufrieden mit dem Wahlergebnis, hoffte natürlich, dass es noch an die vier Prozentpunkte kommt. Es ist mir gelungen, Themen zu setzen - noch nie ist in der Stadt so viel über bezahlbares Wohnen gesprochen worden, bilanziert Bernd Zieger (Die Linke) keine Kandidatur „als sehr erfolgreiches Projekt“.
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