Heidelberg. Leicht wie eine Fliege schwebt die tonnenschwere „Maria“ vom Transportanhänger zu ihrem neuen Standplatz. Ein 22,5 Meter hoher Lastkran positioniert das alte kleine Arbeitsschiff am Neckarstrand unterhalb der Ernst-Walz-Brücke in Heidelberg. Das 67 Jahre alte Schiffchen, das zuletzt Ausstellungsstück des Unterwegstheaters war, soll nun zum Ort der Entspannung werden.
Das Abladen dauert nur Minuten. Der Platz am eigens verlängerten Sandstrand auf der Neuenheimer Neckarseite ist bereits vorbereitet. Das Schiff bekam an seinen Rumpf dicke Metallösen montiert, an denen es nun flutsicher im Boden verankert wird. Ein Dutzend Mitarbeiter des Grünflächenamts verfolgt die Anreise der „Maria“ gerührt mit. Sie haben über Monate das alte Schiff entrostet und mit Tisch und Sitzbank an Bord versehen, damit sich Spaziergänger und Besucher der „NeckarOrte“ hier entspannen können.
„Maria“, das ausgemustertes Arbeitsschiff aus dem Rhein-Main-Kanal in Bamberg, das früher beim Brücken- und Kanalbau im Einsatz war, war im Februar 2022 in der Hebelstraße in der Heidelberger Weststadt gelandet und der heimliche Star der Ausstellung „ArtOrt’22 -YIMBY -Urban Paradies“, die die beiden Kreativköpfe Jai Gonzales und Bernhard Fauser vom Unterwegstheater im Sommer 2022 organisierten. Doch ein Jahr später mussten sie sehr rasch das Areal komplett räumen, da es weitervermietet wurde.
Das Schicksal der „Maria“ schien besiegelt, der Weg zum Schrottplatz nach Mannheim vorgezeichnet. Doch Wolfgang Morr vom Regiebetrieb Gartenbau und Ernst Baader, Leiter des Landschafts- und Forstamts, fanden das Schiff zu schade zum Wegwerfen. „Die erste Idee war, es als Attraktion auf einem der Spielplätze weiterleben zu lassen“, erinnert sich Morr. Doch dagegen hatte der TÜV einiges einzuwenden. Aber als ein Element der „NeckarOrte“ war ein Weiterleben denkbar. Die „NeckarOrte“ sind ein Verein, an dessen Anfang eine Initiative von Architekten um Nils Herbstrieth standen. Sie haben sich zur Aufgabe gemacht, Plätze am Neckar aufzuwerten, die bis dahin eher ein trauriges Dasein fristeten - und sie zu neuen Treffpunkten zu machen.
Die Gartenbau-Mitarbeiter machten sich mit viel Hingabe - vorwiegend im Winter, wo nicht so viel draußen zu tun ist - über Monate daran, das verrostete Schiff zu entkernen, zu schleifen und mit einem neuen Lack zu versehen. Künstler Michael Vogt („Mischl“) malte auf den Schiffsrumpf schließlich noch wunderschöne Wassertiere. Und auch eine Galionsfigur bekam die nunmehr wieder stolze „Maria“: einen aus Holz geschnitzten Bären. „Das ist eine Erinnerung an den Bär eines unbekannten Künstlers, der auf einem Baumstumpf an der Neuenheimer Uferstraße viel Freude bereitete - bevor er, völlig verfault, entfernt werden musste, erklärt Morr.
Schwerer Motor aus Mannheim ist ausgebaut
Das einstige Herz der 1957 in einer Werft bei Bremen gebauten „Maria“, der in Mannheim gebaute Motor, musste herausgenommen werden. „Der allein wog schon 1,5 Tonnen“, sagt Morr. Dafür kamen die Sitzgelegenheiten an Bord, die aus Holz aus dem heimischem Forst gebaut wurden. Als das Schiff im Sand steht, gibt es spontan Applaus. „Wir sind sehr glücklich, es ist ein sehr schöner Platz hier“, freut sich Gonzales, die den Transport mit ihrem Partner dankbar verfolgt.
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