Heidelberg. 50 Kliniken, rund 14 000 Beschäftigte, fast eine Milliarde Euro Umsatz: Schon diese drei Kernzahlen zeigen, dass das Heidelberger Universitätsklinikum (UKHD) viel mehr als „nur“ ein Krankenhaus ist. In der Cafeteria der Chirurgischen Klinik hat der Vorstand nun beim Jahresempfang Bilanz gezogen. Gespannt erwarten die rund 200 Gäste auch, was der Vorstandsvorsitzende und Leitende Ärztliche Direktor Ingo Autenrieth zu seiner eigenen Personalie sagen würde. Am Ende erhält er langen, herzlichen Applaus.
13 849 Beschäftigte
- Das Heidelberger Universitätsklinikum (UKHD) versorgt pro Jahr rund 85 582 vollstationäre und mehr als 1,1 Millionen ambulante Patienten.
- 2599 Betten gibt es in den 50 klinischen Fachabteilungen mit ihren rund 100 Stationen.
- Mit 13 849 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist das Uniklinkum der größte Arbeitgeber in der Stadt.
- 167 Millionen Euro Landeszuschuss gab es für die Fakultät.
Vier Tage vor der Feier mit Kooperationspartnern und Vertreterinnen der Stadtpolitik hatte das Uniklinikum mitgeteilt, dass sich der Aufsichtsrat und der Leitende Ärztliche Direktor einvernehmlich geeinigt hätten, den Vertrag von Autenrieth nicht über März 2025 hinaus zu verlängern. Der in Bad Cannstatt geborene und zuletzt in Tübingen als Dekan tätige Autenrieth war im April 2020 nach Heidelberg gekommen.
Jahresempfang der Uniklinik Heidelberg: Autenrieth-Personalie kurz gestreift
Der Jahresempfang stand unter dem Motto „Zeit“. Seit Wochenbeginn, streift der Vorstandsvorsitzende am Anfang seiner Begrüßung augenzwinkernd die Nachricht, ohne explizit zu werden, seien die Rückmeldungen zur Jahresfeier deutlich angestiegen. Nach dieser Bemerkung konzentriert sich der 61-Jährige auf das, was 2023 aus seiner Sicht „net schlecht“ – übersetzt aus dem Schwäbischen also „sehr gut“ – gelaufen sei: Das Universitätsklinikum habe sich einen Platz weit oben in der Krankenhauslandschaft gesichert. Autenrieth zitiert ein Newsweek-Ranking, nachdem das UKHD nicht nur als zweitbeste Klinik Deutschlands hinter der Charité Berlin bewertet wird, sondern es auch von 2400 Krankenhäusern in 30 Ländern auf Platz 15 schafft.
Und das, obwohl sich die Rahmenbedingungen, die Autenrieth mit „strukturelle Unterfinanzierung“ zusammenfasst, verschlechtert hätten. Nur im Verbund und mit weiteren Reformen könnten die Krankenhäuser ihre Zukunft sichern. Hinzu käme der Trend zu wachsender Bürokratie: Bis zu 30 Prozent der Arbeitszeit von Ärzten und Pflegekräften entfalle auf „mühsame Dokumentation“. Das müsse sich ändern, fordert Autenrieth: „Dazu braucht es Mut.“
Ingo Autenreith: "Uniklinik Heidelberg steht so gut da wie schon lange nicht mehr"
2023 habe zum ersten Mal wieder an die Behandlungszahlen anknüpfen können, die es vor der Pandemie gab. Dabei habe im Januar 2023 noch Corona den Klinikbetrieb getrübt, denn es gab viele kranke Beschäftigte. Im ersten Quartal 2024 stehe das Medizinzentrum nun „so gut da, wie schon lange nicht mehr“. „Stolz und dankbar“ zeigt sich Autenrieth über das Erreichte und die Leistung der Beschäftigten.
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Erfolgreich habe das Uniklinikum zudem im Wettstreit um die besten Köpfe mehrere Experten nach Heidelberg holen können. Und Luise Poustka von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie wurde jüngst in den Expertinnenrat „Gesundheit und Resilienz“ berufen.
Autenrieth vergleicht Wechsel mit Spitzenfußball
Und dann geht Autenrieth auf jene überraschende Mitteilung seines Weggangs zum April 2025 ein. Dass im Management – wie im Spitzenfußball – Verträge des Spitzenpersonals nicht verlängert werden, sei „nichts gänzlich Unübliches“, betont Autenrieth. Allerdings geschehe das eher dann, wenn sich kein Erfolg einstelle. Das sei aus seiner Sicht im Heidelberger Universitätsklinik aber ganz anders. „Der Erfolg ist da“. Autenrieth kommentiert die Entscheidung offen als „schade“, räumt ein, vielleicht in den zurückliegenden vier intensiven Jahren „auch Fehler gemacht“ zu haben, und wünscht dem Heidelberger Uniklinikum glaubwürdig alles Gute.
Abschreibungen in Millionenhöhe belasten Jahresabschluss
Clemens Benz, seit 2010 Leiter der Abteilung Hochschulen und Klinika im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, ist Leiter des UKHD-Aufsichtsrats und berichtet von „vielen intensiven Gesprächen“, die in den vergangenen Wochen geführt worden seien. In „extrem herausfordernden Zeiten“ seien „die Dinge nicht immer ganz einfach“, geht er ansonsten nicht weiter auf das Thema des Abends ein.
Die Kaufmännische Direktorin Katrin Erk blickt auf ein finanziell sehr stabiles Jahr zurück. Für Belastungen sorgen die Millioneninvestitionen für Klinikneubauten, die das Land dem Universitätsklinikum übertragen hat und die mit jährlich 20 Millionen Euro in den Büchern stehen – vor allem wegen der neuen Chirurgie, die rund 100 Millionen Euro kostete. Mit der Sanierung der Kopfklinik (eine Milliarde Euro) steht schon die nächste Herausforderung an.
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