Die Personalie hat am Montag weit über Heidelberg hinaus für Aufsehen gesorgt: Der Vertrag für Ingo Autenrieth, seit 2020 Leitender Ärztlicher Direktor des Heidelberger Universitätsklinikums, läuft im März 2025 aus. Er habe sich mit dem Aufsichtsrat „einvernehmlich“ geeinigt, der Vertrag werde nicht verlängert, lautete die dürre Mitteilung. Ein Knaller, der selbst sehr gut informierte Mediziner-Kreise überrascht. Und der verunsichert beim Blick auf den Klinikverbund mit Mannheim.
Als 61-Jähriger scheint Autenrieth jedenfalls zu jung und dynamisch, um die Hände in den Rentnerschoß legen zu wollen. Für einen Prestige-Job im Vorstandsvorsitz einer der renommiertesten Unikliniken im Land ist ein Vor-Vorgänger Autenrieths, der im Januar verstorbene Rüdiger Siewert, noch mit flotten 66 Jahren angetreten.
Es brodelte offenbar schon länger in den Chefarztetagen des Heidelberger Universitätsklinikums, wie nun durchsickert. Zwei Drittel der 60 Klinikchefs sollen ein Schreiben an den Aufsichtsrat unterzeichnet haben, in dem der Führungs- und Kommunikationsstil des Vorstands kritisiert werden. Dabei soll auch unverhohlen ein Köpferollen gefordert worden sein.
In den vergangenen vier Jahren gab es sehr viele Veränderungen in den Klinikleitungen. Dazu war Pandemie. Eine Zeit, in der Ärzte ihr eigenes Leben aufs Spiel setzten, während sie die ersten schwer erkrankten Infizierten behandelten. Gleichzeitig galt es, den Imageschaden zu heilen, den der Bluttest-Skandal gerissen hatte. Schließlich noch der Druck, den der aus Stuttgart verordnete Klinikverbund mit zähen Verhandlungen verursachte.
Es sieht ganz danach aus, als habe sich hier ein „Hans Dampf“ im Umgang mit seinen Chefkollegen ganz kräftig die Finger verbrannt.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Mit Volldampf verbrannt
Der Knaller vom Abgang Ingo Autenrieths als Heidelberger Uniklinik-Chef überraschte selbst sehr gut informierte Mediziner-Kreise in der Region. Die Nachricht verunsichert auch beim Blick auf den Klinikverbund mit Mannheim.