Bürgermeisterkandidaten im Interview - Heute: Daniel Gerstner (SPD). Seine mehrjährige Erfahrung als Gemeinderat sieht er als Vorteil.

Gerstner will ein „Mehrgehörtwerden“ in Heddesheim

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Heddesheim. Im Vorfeld der Bürgermeisterwahl in Heddesheim am 20. März äußern sich die Kandidaten im Interview. Wir beginnen mit Daniel Gerstner, seit 2014 SPD-Gemeinderat.

Herr Gerstner, Sie wollen Bürgermeister von Heddesheim werden - warum?

Daniel Gerstner: Weil mir Heddesheim sehr, sehr am Herzen liegt. Ich bin Heddesheimer und will meine Gemeinde an entscheidender Stelle gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern gestalten.

Sie sind bereits seit 2014 als Gemeinderat in Heddesheim engagiert. Sehen Sie darin eher einen Vorteil oder einen Nachteil?

Gerstner: Eher einen Vorteil, denn man ist in viele Projekte und Abläufe schon eingebunden. Ich sehe, wie wir haushälterisch aufgestellt sind, und was noch zu erledigen ist. Als Gemeinderat hat man tiefen Einblick sowohl in die finanzielle Seite als auch in die gesellschaftliche.

Sie sind jetzt 41 Jahre alt. Ist das Amt des Bürgermeisters für Sie ein Karrieresprungbrett oder eine Lebensaufgabe?

Gerstner: Eine Lebensaufgabe. Das ist kein Job, das ist eine Berufung. Da muss man mit vollem Herzblut dabeisein. Bürgermeister ist man in Heddesheim 24/7. Man muss rund um die Uhr für die Gemeinde da sein. Am Ende ist das eine Passion.

Wo sehen Sie die besonderen Stärken von Heddesheim?

Gerstner: Heddesheim hat eine hervorragende Infrastruktur, die in den vergangenen Jahren erheblich ausgebaut wurde. Heddesheim ist eine wahnsinnige Sportgemeinde. Eisbahn, Hallenbad, Badesee, zwei Großsporthallen, zwei Schulsporthallen, Kunstrasenplatz, Rasenplatz, Tennisplatz. Ich glaube, keine Gemeinde von der Größe Heddesheims ist so ausgestattet wie wir. Die Struktur des Gewerbegebietes ist sehr heterogen, und deswegen hat es noch Entwicklungspotenzial. Heddesheim ist eine attraktive Wohn- und Arbeitsgemeinde. Das sieht man auch am Zuspruch bei „Mitten im Feld“ und dem Verlangen nach Baugrund.

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Den sich allerdings kaum einer leisten kann …

Gerstner: Das ist ein Problem, das auch ein neuer Bürgermeister angehen muss. So etwas wie das Wohnquartett von bpd und Kommunalversorgung im Gebiet „Mitten im Feld 2“ muss forciert werden. Ich meine aber nicht nur Sozialwohnungen, sondern auch bezahlbare Wohnungen, die sich der einfache Arbeitnehmer leisten kann. Das muss ein Bürgermeister auf dem Schirm haben, um weiter für Familien attraktiv zu sein.

Was wollen Sie verändern in der Gemeinde?

Gerstner: Es geht hauptsächlich um die Verkehrsinfrastruktur. Man muss den Ortskern neu bewerten. Da ist schon vieles angestoßen worden mit den Sanierungsgebieten. Ein großes Thema wird die Neuordnung des Straßenraums sein. Da müssen wir externe Berater hinzuziehen, die in die Tiefe gehen.Wir brauchen einen neuen Blick auf Mobilität. Vereine müssen attraktiv sein, weil uns sonst die Menschen fehlen, dann haben wir so Dinge wie den Sommertagszug bald nicht mehr. Ein Problem ist, dass so viel an so wenigen hängt.

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Was kann ein Bürgermeister da tun?

Gerstner: Ein Schritt ist mit der IGSH bereits gegangen worden. Das muss vertieft werden. Im kulturellen Bereich darf es keine Zerfaserung der Vereine geben. Sie müssen Synergien erkennen und unter Umständen auch zusammengehen. Da wird man viel, viel reden müssen. Wir müssen den Zusammenhalt und das Ehrenamt stärken. Deshalb habe ich einen Tag des Ehrenamts im Fokus. Ohne Ehrenamt geht es nicht in Heddesheim.

Wie stehen Sie zu mehr Bürgerbeteiligung per App?

Gerstner: Ich bin dem generell sehr offen gegenüber, nicht nur per App. Es gibt auch viele andere Beteiligungsformen. Das geht online, per Social Media oder per App. Das wird ganz entscheidend sein, um die Menschen mehr mitnehmen zu können. Man muss den Leuten erklären, warum in der Gemeinde was passiert. Gerade für unseren älteren Mitbürger muss es aber auch analoge oder persönliche Wege zur direkten Beteiligung und somit zum Gehörtwerden geben.

Michael Kessler hat in 24 Jahren hohe Maßstäbe gesetzt. Trauen Sie sich zu, das zu toppen?

Gerstner: (lacht) Jeder, der glaubt, in diese Fußstapfen gehen zu können, wird scheitern. Ein Mann, der 24 Jahre lang so prägend war für die Gemeinde und sie in so herausragender Weise weiterentwickelt hat, den wird man nicht schlagen können. Man muss als Bürgermeister vielmehr seine eigene Spur legen.

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Was wollen Sie auf jeden Fall anders machen als der amtierende Bürgermeister?

Gerstner: Es wird transparenter sein und mehr Bürgerbeteiligung geben. Es wird mehr nach außen kommuniziert. Ich möchte ein Mehrgehörtwerden für den Bürger einrichten. Ich will kurz gesagt eine neue Beteiligungskultur.

Das Bewerberfeld ist groß. Wo setzen Sie für sich persönlich die Messlatte im ersten Wahlgang?

Gerstner: Ich möchte so gut abschneiden wie möglich. Es wäre utopisch, anzunehmen, dass die Wahl im ersten Durchgang entschieden werden könnte.

Unter wie viel Prozent steigen Sie vor der zweiten Runde aus?

Gerstner: Auch darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Unter zehn Prozent würde ich definitiv aussteigen. Das sollte für jeden Bewerber ein Signal sein, dass er nicht genug Rückhalt in der Bevölkerung hat.

Was wäre Ihre größte Maxime als Bürgermeister?

Gerstner: Ich hab es schon auf meinen Plakaten stehen: Für Heddesheim mit den höchsten Ansprüchen an mich selbst. Das bedeutet aber nicht, dass ich Verantwortung nicht abgeben kann. Die Mitarbeiter in der Verwaltung brauchen mehr Eigenverantwortung und müssen ihre Ideen stärker einbringen. Ich möchte das volle Potenzial ausschöpfen. Da ist sicher noch mehr rauszukitzeln.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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