Bürgermeisterwahl

„MM-Wahlforum in Heddesheim: Dafür wollen sich die Bewerber einsetzen

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Martin Tangl
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Wahlforum des „MM“ im Bürgerhaus Heddesheim: Die Bürgermeisterkandidaten Daniel Gerstner (v.l.), Tobias Köber und Jens Römer, die Moderatoren Anja Görlitz und Hans-Jürgen Emmerich sowie die Bewerber Achim Weitz und Norbert Hölscher. © Thomas Rittelmann

Heddesheim. „Einen starken Gleichklang“ unter den Kandidaten stellte Zuhörer Helmut Kneller am Ende des „MM“-Wahlforums im fast voll besetzten Saal des Bürgerhauses fest. Und auch auf seine Frage, ob sich die Bewerber um das Bürgermeisteramt in Heddesheim eine weitere Amtszeit über die acht Jahre hinaus vorstellen könnten, antworten Daniel Gerstner (SPD), Achim Weitz (parteilos, von der CDU unterstützt), Jens Römer (Mitglied der Grünen), Tobias Köber (FDP) und Norbert Hölscher (parteilos) unisono mit Ja.

Einzelne Nuancen und unterschiedliche Akzente waren bei den Themenfeldern „Bauen und Wohnen,“ „Verkehr“, „Klimaschutz“, „Handel und Gewerbe“, sowie „Generationen“ dann aber doch deutlich geworden. Besonders der Ortskern und die Aufenthaltsqualität für die Bürger in der Gemeinde steht bei allen fünf Kandidaten im Fokus.

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"MM"-Wahlforum: So haben sich die Bürgermeisterkandidaten in Heddesheim geschlagen

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Ein eindeutiges Ja der Bewerber gab’s am Donnerstagabend vor rund 190 Zuhörern für den Bau einer Ringstraße als Ortsumgehung. „Wenn Geld keine Rolle spielt“, das hatte Moderator und „MM“-Redakteurin Anja Görlitz allerdings als Einschränkung vorgegeben. Souverän und unterhaltsam führten sie und ihr Kollege Hans-Jürgen Emmerich durch den Abend.

Bauen und Wohnen

Dass Heddesheim mehr bezahlbaren Wohnraum bekommt, dafür wollen sich die fünf Bewerber einsetzen, sollten sie am 20. März oder spätestens bei der Stichwahl am 10. April ins Amt gewählt werden. Ein weiteres Neubaugebiet „Mitten im Feld III“ lehnen sie allerdings vor 2030 ab. „Wohnraum aktivieren, Leerstände vermeiden, Lückenschlüsse nutzen und mit gewachsenen Strukturen sorgsam umgehen“, darin sieht Weitz ein Zukunftskonzept. Für die Aufstockung von Dächern oder die bessere Nutzung vorhandener Dachgeschosse plädierte Römer. Köber kritisierte die teilweise viel zu hohen Mieten in Heddesheim: „Elf, zwölf Euro pro Quadratmeter, das ist schon hart. Da müssen wir die Vermieter ansprechen.“

Gerstner will als Bürgermeister für die Wohnraumplanung eine Bedarfsermittlung in die Wege leiten. Ansonsten gebe es im Ortskern sicher noch Möglichkeiten, Wohnraum zu schaffen oder umzunutzen. „Dafür müssen wir Investoren mit ins Boot holen“, forderte der „bekennende Sozialdemokrat“. Ähnlich sieht das Römer, der bei der Lösung der Wohnraumfrage „mehrere Stellschrauben“ drehen will und zum Beispiel über einen Erbbauzins bei Gemeindegrundstücken nachdenken möchte. Einigkeit besteht, dass mehr Wohnraum auch mehr Infrastruktur wie Kindergärten und Schulen bedeuten. Hölscher mahnte: „Das sollten wir nicht überstrapazieren!“

Verkehr und Ortskern

Den Ortskern vom Durchgangsverkehr entlasten, die Durchfahrt schwerer Lkw ausbremsen, den Bürgern mehr öffentlichen Raum zurückgeben – auch bei diesen Zielen herrscht weitgehend Einigkeit unter den Kandidaten. Weitz regte ein umfassendes Mobilitätskonzept an, das Experten erarbeiten könnten, „um die Situation in der Ortsmitte zu verbessern“. Ähnlich sieht das Gerstner, der „die Verkehrsströme beruhigen, neu leiten, neu ordnen“ möchte. Auch er will sich dafür Expertise von außen holen.

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Köber möchte ebenfalls „den Verkehr besser kanalisieren“, es könne nicht angehen, dass Lkw durch Heddesheim donnern, um Maut zu sparen. Er warnte jedoch wie seine Mitbewerber, „dass die Gemeinde bei den Kreis- und Landesstraßen eben nicht eigenständig handeln könne. Hölscher setzt zusätzlich auf Elektromobilität und die Förderung von Lastenfahrrädern und forderte mehr Sicherheit für Senioren und Schulkinder auf Heddesheims Straßen.

Die bessere Anbindung des DB-Bahnhofs an den Öffentlichen Personen-Nachverkehr liegt allen Bewerbern am Herzen. Ob mit einem Elektro-Kleinbus, einem Verkehrsmittel auf Anforderung oder einem Sammelruftaxi, auch ins Gewerbegebiet? Gerstner: „Wir müssen den ÖPNV neu bewerten, die Taktung ist hier das Hauptproblem, unser Bus fährt zu falschen Zeiten. Hier gilt es, Lösungen zu erarbeiten, aber auch auf die Kosten zu achten!“

Klimaschutz

Obwohl Heddesheim in der Vergangenheit viel für den Klimaschutz getan hat, besteht nach Meinung der Bürgermeisterkandidaten „Handlungsbedarf“. Weitz: „Den Weg müssen wir weiter gehen!“ Mehr Mitarbeit der Bürger, ein Aktionstag, mehr Solarförderung, das kann sich Gerstner vorstellen. Römer plädierte für mehr Photovoltaik (PV), mehr Biogasanlagen, verbesserte Heizungen, Dämmung und LED-Beleuchtung. Köber überlegt, am Badesee eine größere PV-Anlage einzurichten. Außerdem könnte die Gemeinde mit einem kommunalen Wärmeatlas „in die Quartiere schauen“. „Da geht noch was“, betonte auch Hölscher, zum Beispiel könnten die Angebote der Energieberatungsagentur ausgeweitet werden.

Handel und Gastronomie

Die Wiederbelebung des Gewerbevereins, dafür will sich der künftige Bürgermeister stark machen, egal, wie er heißt. Auch brauche Heddesheim „neue, kleinteilige Einzelhändler“, forderte Gerstner. Der Bäcker-Krämer falle jetzt im Sommer weg, einen Metzger gebe es auch nicht mehr, bedauerte der SPD-Kandidat. Für Handel, Gastronomie und Gewerbe, für den richtigen Mix, sei eben „ein lebendiger Ortskern wichtig“, ergänzte Weitz. Dafür müssten sich dann aber auch alle Beteiligten „mit Herzblut“ einbringen. „Wirtschaftsförderung ist Chefsache“, betonte Römer.

Generationen

Für ein eigenes Budget der Jugendvertretung sind alle Bürgermeister-Bewerber grundsätzlich offen. Hölscher kann sich sogar einen Jugend-Bürgermeister vorstellen. Köber sieht die Senioren im Gemeinderat ausreichend vertreten, die übrigen würden die Bildung eines Seniorenbeirates begrüßen. Römer mahnte, dass ältere Mitbürger nicht entwurzelt werden dürften: „Das ist hart!“

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Für Familien wollen alle fünf etwas tun, sei es bei der Kinderbetreuung, mit bezahlbarem Wohnraum oder beim Sportangebot. Und natürlich stehen das Heddesheimer Vereinsleben und die Förderung des Ehrenamts bei den fünf Kandidaten hoch im Kurs. Allerdings regte Weitz an, sich am Beispiel der Interessensgemeinschaft Sport (IGSH) oder der SG Heddesheim zu orientieren „und künftig vielleicht neue Wege des Zusammengehens zu denken“.

Einig waren sich Gerstner, Weitz, Römer, Köber und Hölscher schließlich am Ende des „MM“-Forums, dass die Bürger künftig stärker in die Entscheidungsprozesse der Gemeinde einbezogen werden müssen. Mehr Transparenz ist gefragt. Tobias Köber versprach: „Und der Bürgermeister hat immer Sprechstunde. Einfach reinspazieren!“

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