Fast eine Stunde lang hat der Gemeinderat Edingen-Neckarhausen am Mittwoch über den Bau von drei Mehrfamilienhäusern im Amselweg diskutiert. Nach einer Sitzungsunterbrechung entschieden sich die Ratsmitglieder schließlich für die Variante 1 mit einer Abtreppung zwischen den vorhandenen Hochhäusern und der neuen Kita Martin Luther, Bürgermeister Simon Michler (CDU) votierte als einziger für die von der Verwaltung präferierte Variante 2.
Der Umfang der Maßnahme ist bei beiden Varianten gleich. Die Stiftung Schönau will hier rund 70 Wohnungen in Holzhybridbauweise schaffen und im Bestand halten, das heißt selbst vermieten. Für einen Teil soll es dabei eine Sozialbindung geben. Die Bebauung an sich ist nicht umstritten, wohl aber das Verkehrskonzept. Damit soll sich nun ein Gutachter befassen.
„Der wird es nicht leicht haben“, prognostizierte der Bauamtsleiter Dominik Eberle. Denn die Ansätze gehen weit auseinander. Während die Stiftung die Zahl der Stellplätze für Autos auf ein Minimum beschränken und auf eine Tiefgarage verzichten will, fordern weite Teile des Gemeinderates letztere ausdrücklich. Über eine bereits im Vorfeld diskutierte öffentliche Quartiergarage an der Werner-Herold-Halle schwiegen sich die Fraktionen hingegen aus.
„Es ist seit fünf, sechs Jahren klar, dass da etwas entstehen soll“, erinnerte Bürgermeister Michler an die Historie des Projektes, das die Stiftung jetzt mit Nachdruck verfolge. Hier solle attraktiver Wohnraum entstehen, von dem aus vieles zu Fuß zu erreichen sei und ganz in der Nähe der RNV-Linie. Bei den Anwohnern sei das Thema Verkehr vordringlich, sagte Michler. Deshalb solle jetzt ein Verkehrskonzept in Auftrag gegeben werden. Zugleich relativierte der Bürgermeister: „Da ziehen sicher keine Leute hin, die fünf Autos im Fuhrpark haben.“ Man müsse auch über ein Parkhaus nachdenken: „Das ist heute aber nicht das Thema.“ Und Michler mahnte zur Eile. Wenn jetzt keine Entscheidung falle, sei es angesichts explodierender Baupreise fraglich, ob die Stiftung das Projekt weiterverfolge.
Dass das Projekt mit Tiefgarage nicht wirtschaftlich zu realisieren sei, stellte Andreas Daners (SPD) in Frage. Dazu gebe es eine Reihe von Gegenbeispielen. „Mit uns gibt es keine Experimente mit irgendwelchen Stellplätzen“, sagte er und forderte, dass wenigstens ein Drittel der Stellplätze unter die Erde müsste: „Selbst wenn Autos weniger werden sollten, müssen Lastenräder sicher und trocken untergestellt werden.“
Die Stellplätze vor dem Grundstück seien schon immer Eigentum der Stiftung, erläuterte Bauamtsleiter Eberle. Der Verkehrsgutachter müsse deshalb auch den Wegfall öffentlicher Stellplätze berücksichtigen. „Wir sollten uns auf eine Varian-te festlegen, auch wegen der Fachgutachten“, forderte er.
Grüner Innenhof möglich
Aber auch städtebaulich wurden die Varianten eifrig diskutiert. So verwies Stephan Kraus-Vierling von der Unabhängigen Bürgerliste (UBL-FDP/FWV) auf die Einwände eines Städteplaners, wonach ein Quartier-Innenhof nur bei der ersten Variante möglich sei. „Das erleichtert die Bildung eines Treffpunkts und schafft Identität“, unterstrich sein Kollege Daners, der selbst Architekt ist. Zudem sei er hinsichtlich einer Tiefgarage flexibler. Gemeinderat Ulf Wacker (fraktionslos) ergänzte, damit bliebe auch die Sichtachse zur Kirche offen.
„Ich glaube nicht, dass sich die Quartierbildung fundamental unterscheidet“, sagte Edgar Wunder (Die Linke). Markus Schläfer (CDU) störte sich am Zeitdruck: „Mich überrascht, dass man jetzt auf die Tube drückt.“ Man sei damit einverstanden, dass hier gebaut werde, „aber richtig“. Zum Verkehr machte er klar: „Wir werden am Ende eine Tiefgarage fordern, das steht fest.“ In diesem Zusammenhang sprach sich Thomas Hoffmann dafür aus, auch die Frage der Parkraumbewirtschaftung zu prüfen: „Das hätte zur Folge, dass öffentliche Flächen nicht mehr kostenlos sind.“
Klaus Merkle (UBL) verwies darauf, dass seine Fraktion die Verkehrsproblematik noch nicht ausdiskutiert habe. Auf seinen Antrag gab es eine kurze Unterbrechung. Schließlich billigte der Gemeinderat im Grundsatz die Variante 1, nur Bürgermeister Michler votierte für die zweite.
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