Der Feuerwehrbedarfsplan für die Gemeinde Edingen-Neckarhausen ist jetzt aktualisiert worden. Was sich liest wie ein bürokratischer Akt, ist in Wirklichkeit eine umfassende Bestandsaufnahme der Kommune, bis hin zum Verzeichnis vorhandener Gewerbebetriebe. Denn dort, wo Menschen arbeiten, können sie auch Gefahren ausgesetzt sein.
Die letzte Aktualisierung liegt fünf Jahre zurück. Dass er jetzt ein weiteres Mal auf den neuesten Stand gebracht wurde, hängt auch mit Zuschüssen zusammen, die die Gemeinde für die Beschaffung eines Löschfahrzeugs und für den Bau des seit Jahrzehnten geplanten Hilfeleistungszentrums beanspruchen will. Während das Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF 10) bereits bestellt ist, steht der Neubau der Unterkunft für die örtliche Feuerwehr in den Sternen.
Herzstück Hilfeleistungszentrum
„Die Doppelstruktur mit zwei Zügen soll durch die Errichtung des gemeinsamen Hilfeleistungszentrums, welches zurzeit vorbereitet wird, beseitigt werden“, heißt es dazu im Bedarfsplan. Die Gemeinde plane ein gemeinsames Hilfeleistungszentrum an zentraler Stelle zwischen den Ortsteilen und Neu-Edingen. Immerhin ist der Bebauungsplan für das Areal In den Milben jetzt rechtskräftig, sogar die Erschließung hat schon begonnen, also der Bau von Infrastruktur, Straßen und Plätzen. „Eine eindeutige Aussage zum Baubeginn des Gebäudes ist realistisch in 2025/2026“, wird aber im Plan festgestellt.
Knackpunkt Finanzierung
Die neue Unterkunft der Feuerwehr müsse schnellstmöglich gebaut werden, hatte der neue Bürgermeister Florian König (CDU) vor der Wahl erklärt. Bislang ist aber noch nicht einmal entschieden, wer baut – die Gemeinde oder ein Investor. Der Gemeinderat solle so schnell wie möglich darüber entscheiden, sagte König im April im Interview mit dem „MM“, schränkte aber ein: „Das Problem ist nicht, ob wir es wollen, sondern ob wir es finanzieren können.“ Zuletzt war mehrfach von einer Investorenlösung die Rede. Doch auch diese würde die Gemeinde laut König viel Geld kosten, „nur nicht so viel auf einmal, wie wenn wir es selbst bauen“. Die Gemeinde habe einen defizitären Haushalt, und auch Mieten müssten erst einmal finanziert werden.
Warten auf eine Entscheidung
Dass die Entscheidung über den Baubeginn erst in zwei Jahren fallen soll, stößt im Gemeinderat auf Kritik. „Das erscheint uns etwas weit weg. Wir sollten alles daran setzen, zu einem deutlich früheren Zeitpunkt einen Beschluss zu fassen“, forderte Dietrich Herold von der Unabhängigen Bürgerliste (UBL-FDP/FWV) bei der Beratung des Feuerwehrbedarfsplans: „Irgendwo muss das Geld herkommen, wir werden es nicht geschenkt kriegen.“ Die UBL hatte sich in der Vergangenheit klar für eine Investorenlösung ausgesprochen.
Fest stehen einstweilen also nur der Standort und die Adresse, denn die Straße wird nach Carl Metz benannt sein. Der gebürtige Feudenheimer gründete 1842 eine Maschinenfabrik in Heidelberg und stellte Geräte zum Feuerlöschen und zum Retten her. Auf ihn gehen auch Pumpensysteme zurück, die die Brandbekämpfung revolutionierten, wie es in einem Wikipedia-Aufsatz heißt. Nicht zuletzt gilt er als Begründer der Freiwilligen Feuerwehren.
Vier Flusskilometer
Mehr als 14 000 Einwohner leben aktuell in der Gemeinde. Allein in Edingen sind es fast 8000, in Neckarhausen noch einmal mehr als 5000. Für zusätzliche Einsatzfelder sorgt unter anderem der Neckar, dessen Länge auf der Gemarkung rund vier Kilometer ausmacht. Das sind dann auch im Wesentlichen die 69 Hektar Fließgewässer. Die Gesamtwasserfläche in der Gemeinde ist zuletzt mit Fertigstellung der Fischkinderstube um knapp 1,3 Hektar gewachsen. Auch deshalb zählt ein Mehrzweckboot zur Ausstattung der Wehr. Aber nicht nur das. „Weiterhin ist die Zunahme an Starkregenereignissen mit möglichen Überflutungen von Flächen und Ortsgebieten zu verzeichnen“, mahnt die Bestandsaufnahme und stellt fest: „Der Alarmplan Wasserrettung unterer Neckar der integrierten Leitstelle Rhein-Neckar sieht zwingend bei Einsätzen im Neckarabschnitt Edingen-Neckarhausen – Ladenburg – Ilvesheim die zeitgleiche Alarmierung aller drei Feuerwehren mit ihren Booten vor.“ Wegen mehrerer Hochhäuser, Schulen und Altenpflegeeinrichtungen gilt auch eine eigene Drehleiter als unverzichtbar. Denn bis jene aus der Nachbarstadt Ladenburg vor Ort wäre, würden 25 bis 30 Minuten vergehen. Wertvolle Zeit, bei der es im Ernstfall um Leben und Tod gehen kann.
Viel Lob für die Brandschützer
„Wir haben gerade erst deutlich zu spüren gekommen, wie wichtig es ist, eine gut funktionierende Feuerwehr zu haben“, formulierte Bürgermeister König im Gemeinderat mit Blick auf den Brand an der Gemeinschaftsunterkunft: „Wir können stolz sein, dass wir so viele Ehrenamtliche haben.“ Markus Schläfer (CDU) sieht die Feuerwehr mit dem Bedarfsplan auf dem richtigen Weg, Thomas Hoffmann (OGL) und Alexander Jakel (SPD) schlossen sich dem Lob für die Feuerwehr an. Jakel regte zudem an, dass der Feuerwehrausschuss zeitnah wieder einmal tagen sollte. Dann dürfte der Neubau der Feuerwehrunterkunft ein zentrales Thema sein.
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