Edingen-Neckarhausen. Das DRK Neckarhausen sieht seine Zukunft in der Fichtenstraße. Das hat der Vorsitzende Hans-Peter Ries jetzt noch einmal im Gespräch mit dem „MM“ deutlich gemacht. Das vorhandene Gebäude soll weiter saniert und durch einen ebenfalls einstöckigen Anbau und einen Carport für die Fahrzeuge ergänzt werden. Das alles, so schätzt Ries, wird höchstens eine Million Euro kosten, und das sei deutlich weniger als eine Integration des DRK ins geplante Hilfeleistungszentrum.
Bereits bei der jüngsten Hauptversammlung hatte Ries deutliche Worte gefunden: „Wir können einfach nicht mehr und fühlen uns vom Gemeinderat über einen Zeitraum von nunmehr zwölf Jahren an der Nase herumgeführt.“ Welch unhaltbare Zustände in dem Gebäude in der Fichtenstraße herrschen, zeigt er bei einer Begehung. Nach einem Wasserschaden sind in jüngster Zeit immerhin die Toiletten saniert worden, doch ansonsten strahlt der Bau den Charme der 1960er Jahre aus. Der große Raum reicht nur für interne Arbeit der elf Aktiven, seine eigentliche Aufgabe als Ausbildungsstützpunkt für externe Teilnehmer kann der Ortsverein schon seit drei Jahren nicht mehr wahrnehmen. Der lange Zeit dafür genutzte Raum im Pflegeheim Neckarhaus sei nach einer Intervention der Berufsgenossenschaft dafür nicht mehr zugelassen, berichtet Ries.
Marode Bausubstanz
Im Keller ist noch deutlich ein muffiger Geruch wahrzunehmen. Im März drang hier das Wasser ein, das sich nach Starkregen gesammelt hatte und vom Flachdach herabstürzte, weil Regenrohre verstopft waren. Der Putz fällt von den Wänden, weite Teile der Ausstattung wurden laut Ries unbrauchbar und mussten entsorgt werden. Zum Glück habe Bürgermeister Michler nach dem neuerlichen Schaden ein Einsehen gezeigt und wenigstens die dringendsten Sanierungen vornehmen lassen.
„Zwölf Jahre lang wurde nichts gemacht“, kritisiert Ries. Als er dann im Mitteilungsblatt und auf der Homepage des Ortsvereins Bilder von den unhaltbaren Zuständen veröffentlicht habe, sei die positive Reaktion der Bevölkerung überwältigend gewesen. „Ich habe immer wieder nachgegeben“, sagt er selbstkritisch und ergänzt: „Ich habe an das Hilfeleistungszentrum geglaubt und fand die Idee auch gut. Wir wollten nie einen Palast.“
Doch nachdem die Kosten immer mehr stiegen, gab es im Gemeinderat die Tendenz, nur noch die Feuerwehr in dem Gebäude unterzubringen und für das DRK eigene Lösungen zu finden. Der Ortsverein Edingen würde trotzdem weiter gerne hier mit einziehen, wie dessen Vorsitzender Jochen Ridinger beim Wahlforum des „MM“ betont hatte, der Ortsverein Neckarhausen will es unter den gegebenen Umständen nicht. Als Grund dafür nennt der Vorsitzende Ries die Tatsache, dass das Raumprogramm des DRK in mehreren Runden mehrfach reduziert worden sei.
Was die Bürgermeisterkandidaten sagen
Wir haben die Bürgermeisterkandidaten für die Wahl am 6. November 2022 in Edingen-Neckarhausen mit der Bitte um eine kurze Antwort gefragt:
Respektieren Sie die Wünsche der beiden DRK-Ortsvereine?
Setzen Sie sich dafür ein, dass die Gemeinde eine sechsstellige Summe in den DRK-Standort Fichtenstraße in Neckarhausen investiert, um Räume für Fahrzeuge und externe Ausbildung zu schaffen?
Nachfolgend die Antworten im Wortlaut:
Aleksandra Janson (parteilos): Es ist für mich als ursprünglich Außenstehende, die sich zwischenzeitlich mit den Ortsvereinen des Roten Kreuzes und mit der Feuerwehr unterhalten hat, ersichtlich, dass der Großteil der Entscheidungsträger zwar grundsätzlich dasselbe Ziel verfolgt. Zuletzt ist dieser gemeinsame Grundgedanke aber auf Grund unzureichender Kommunikation immer weiter untergegangen. Meiner Meinung nach muss die Kommunikation neu gestartet werden. Wenn sich alle an einen Tisch setzen, das Gegenüber ernst nehmen, und den jeweiligen Bedürfnissen auch zugehört wird, kommen wir sicher auch zu einem guten Ergebnis für alle. Insbesondere auch zu einem Ergebnis, das zeitnah umgesetzt werden kann.
Grundlegende Planungen liegen bereits vor, inklusive grundsätzlicher baulicher Notwendigkeiten des zu erstellenden Gebäudes. Bei einer tatsächlichen Konversation, die auf Zusammenarbeit basiert, wird sich hier definitiv ein gutes Ergebnis präsentieren. Sollte es letztendlich dann doch so sein, dass keine von allen tragbare Entscheidung getroffen werden kann, müssen wir eben andere Lösungsvorschläge genauer erörtern.
Holger Vier (parteilos): Ja dafür setze ich mich ein. Wobei es deutlich mehr Gespräche braucht zu diesem Thema.
Ramon Schürle (parteilos): Grundsätzlich werden die Wünsche und Entscheidungen der Ortsvereinen respektiert. Dennoch bin ich der Überzeugung, dass ein gemeinsamer Standort in Form eines Hilfeleistungszentrum sinnvoll ist und letztendlich zur Zufriedenheit aller entstehen kann. Kein Ortsverein, egal was die Zukunft bringt, wird im Stich gelassen. Es wird auch eine Lösung für das DRK Neckarhausen mit entsprechenden Investitionen geben. Die Höhe der zu investierenden Summe wäre dabei noch völlig offen.
Florian König (CDU): Selbstverständlich respektiere ich die Wünsche des DRK und auch dessen Arbeit. Und es ist nachvollziehbar, dass alle Beteiligten mit der bisherigen Verfahrensweise der letzten Jahre nicht zufrieden sein können.
Ich sehe jedoch nach wie vor das zukünftige Hilfeleistungszentrum als neue Heimat der Feuerwehr Edingen-Neckarhausen und auch der DRKs Edingen und Neckarhausen. Es wird unsere Aufgabe als Verwaltung sein, das HLZ so umzusetzen, dass auch jeder seine Heimat in diesem Neubau wiederfinden wird.
Wenn die Voraussetzungen im neuen HLZ stimmen, bin ich zuversichtlich, dass auch das DRK Neckarhausen gerne in das zukünftige HLZ einziehen werden will. In wie weit und vor allem wie viel Geld noch einmal in die bestehenden Unterkünfte aller Beteiligten investiert werden muss, hängt vor allem vom Zeitansatz ab, wie schnell das HLZ realisiert wird, was die Gemeinde sich leisten kann und wie der Gemeinderat sich zu den Unterkünften äußert.
Klaus Merkle (parteilos, UBL-Fraktion): Die Wünsche der beiden DRK werden selbstverständlich respektiert. Ein Antrag des DRK Neckarhausen bezüglich der Fichtenstraße liegt vor und dieser muss geprüft werden. Es ist daher nicht möglich, hier rasche Zusagen zu machen, zumal es bei den Wünschen des DRK Neckarhausen nach Gesprächen mit diesem um einen 6-stelligen Betrag im oberen Bereich geht.
Ulf Wacker (parteilos): Wie schon erklärt: Ich setze mich dafür ein, dass beide DRKs mit ins Hilfeleistungszentrum umziehen. Es geht um den Schutz unserer Einwohnerinnen und Einwohner. Der ist vom Hilfeleistungszentrum aus besser zu gewährleisten. Das DRK Edingen hat erklärt, dass es mit umziehen will. Ich traue mir zu, das DRK Neckarhausen zu überzeugen.
Eine immer wieder ins Gespräch gebrachte Fusion der beiden Ortsvereine des DRK nach dem Vorbild der Feuerwehr lehnen diese ab. „Wir arbeiten zusammen, da gibt es keine Berührungsängste“, versichert Ries. Wegen der unterschiedlichen Aufgaben innerhalb des Kreisverbands komme ein Zusammenschluss aber nicht in Frage. Neckarhausen sei Ausbildungsstandort, Edingen sei Sanitätseinheit, angegliedert an die Sondereinsatzgruppe, die auch für die Betreuung von Großveranstaltungen wie auf dem Hockenheimring zuständig sei. Das erfordere eine unterschiedliche räumliche und technische Ausstattung.
Wie die Feuerwehr, so leidet auch das DRK darunter, dass der geplante Bau eines Hilfeleistungszentrums immer wieder verschoben wurde. Mit Verweis darauf sei in den bestehenden Unterkünften von der Gemeinde nichts mehr getan worden, kritisiert Ries. Zwar ist inzwischen mit dem Bebauungsplan für das Gelände im Gewann „In den Milben“ immerhin die planerische Voraussetzung für den Bau geschaffen, doch einen Grundsatzbeschluss des Gemeinderats für das Hilfeleistungszentrum gibt es bislang nicht. Wie im Rat, so gibt es auch bei den Kandidaten für das Bürgermeisteramt eine Tendenz, das Projekt mit einem Investor zu realisieren. Lediglich Ulf Wacker (parteilos) und Gerd Wolf (Die PARTEI) hatten sich beim „MM“-Wahlforum für eine Finanzierung durch Kredite ausgesprochen.
Ein Millionen-Projekt
Ein gemeinsames Hilfeleistungszentrum für Feuerwehr und zwei DRK-Ortsvereine würde laut einer Machbarkeitsstudie von Mitte 2021 ohne Abstriche rund 16,7 Millionen Euro kosten. Der Anteil für die Feuerwehr liegt bei 12,8 Millionen Euro.
Egal, wer die Nachfolge von Bürgermeister Simon Michler antritt, er übernimmt hier eine Großbaustelle. Auf Anfrage des „MM“ haben sich Florian König, Ramon Schürle und Ulf Wacker für eine gemeinsame Unterbringung von Feuerwehr und DRK ausgesprochen, Holger Vier unterstützt einen Ausbau des DRK-Standorts Neckarhausen, sieht aber noch viel Gesprächsbedarf. Aleksandra Janson äußert sich ausweichend. Die Wünsche der beiden DRK-Ortsvereine „werden selbstverständlich respektiert“, schreibt Klaus Merkle und will keine voreiligen Zusagen machen.
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