Mit zwei Entscheidungen hat der Gemeinderat von Edingen-Neckarhausen am Mittwoch ernstgemacht mit dem Sparen: Die Einstellung des Ruftaxiverkehrs soll den Etat ab 2024 um bis zu 15 000 Euro jährlich entlasten, der Verzicht auf die von der Pestalozzischule in Edingen gewünschten Digitaltafeln vermeidet Investitionen in einer Größenordnung von knapp 60 000 Euro.
Der Verzicht auf das Ruftaxi fiel den Gemeinderäten noch vergleichsweise leicht. Bürgermeister Florian König verwies auf die hohen Kosten. 20 Euro müsse die Gemeinde für jede einzelne Fahrt zahlen, vier Euro erhalte sie vom Verkehrsverbund VRN zurück. Bleiben 16 Euro, die den kommunalen Haushalt belasten. Das sei mehr, als eine herkömmliche Taxifahrt auf einer Kurzstrecke koste. Jetzt sollten auch noch 800 Euro für ein neues Buchungssystem und 500 bis 600 Euro je Taxi für die nötige Hardware gezahlt werden. Deshalb habe die Verwaltung das Ruftaxi auf den Prüfstand gestellt und schlage nun schweren Herzens „bis auf weiteres“ dessen Einstellung vor.
„Wir haben das Ruftaxi schon zweimal ins Leben gerufen, waren bei der ersten Beerdigung dabei und machen auch bei der zweiten mit“, sagte Dietrich Herold von der Unabhängigen Bürgerliste (UBL-FDP/FWV), betonte aber: „Wir machen das sehr ungern.“ Die Nutzung des Angebots sei gesunken, die Kosten seien gestiegen, das mache die Entscheidung leichter. Eine Arbeitsgruppe befasse sich mit den von Florian König ins Gespräch gebrachten E-Bussen: „Sie könnten eine Alternative sein.“
„Gute Sache, aber zu teuer“
Für Markus Schläfer (CDU) sind es die Zahlen, die eine eindeutige Sprache sprechen: „Das Ruftaxi war eine gute Sache, das steht außer Frage, die Kosten-Nutzen-Analyse fällt aber eindeutig aus.“ Mit kleinen Schritten fange man an, den Haushalt zu verbessern, denn: „ Kleinvieh macht auch Mist.“
Gemeinderat Thomas Hoffmann von der Offenen Grünen Liste (OGL) sprach von einer außerordentlich schwierigen Entscheidung, denn: „Neckarhausen ist damit abgehängt.“ Die OGL habe aber selbst viele Einsparungen vorgeschlagen, deshalb sei es nur konsequent hier mitzumachen.
„Das Ruftaxi war ein Herzensprojekt von uns allen“, beteuerte Michael Bangert (SPD), aber die Zahlen seien eindeutig. Mit dem Aus für das Ruftaxi werde auch Neu-Edingen vom Rest der Gemeinde abgehängt, bemerkte der fraktionslose Gemeinderat Gerd Wolf, der sich als einziger bei der Abstimmung enthielt.
Kontroverser und langwieriger verlief die Diskussion über die Anschaffung von Digitaltafeln für die Pestalozzischule in Edingen. Vertreter der Eltern hatten bereits in der Fragestunde deutlich gemacht, dass ihnen eine moderne technische Ausstattung wichtig ist. „Wir tun uns nicht leicht mit der Entscheidung“, stellte Bürgermeister König fest und verwies auf ausführliche Gespräche mit dem Schulleiter und ein gutes Miteinander. „Selbstverständlich sind digitale Tafeln hervorragende Medien, aber man muss sie sich auch leisten können“, sagte er weiter. Die erforderliche Verkabelung werde im Zuge der Sanierung vorgenommen, für den Unterricht würden iPads angeschafft.
Den Nutzen digitaler Tafeln an Grundschulen zog Stephan „Stips“ Kraus-Vierling (UBL) generell in Zweifel. „Ich finde, wir sparen an der falschen Stelle“, sagte dagegen Rolf Stahl (OGL). Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern liege Deutschland weit zurück bei der Digitalisierung. Alexander Jakel (SPD) betonte, die Entscheidung sei keine gegen digitale Tafeln oder die Bildung, sondern eine für den Haushalt: „Wir investieren in die Bildung, so, wie wir es uns leisten können.“ Ulf Wacker (fraktionslos) sagte, das Konzept der digitalen Tafeln überzeuge ihn, die Haushaltssituation sei aber dramatisch.
„iPads eine gute Lösung“
Markus Schläfer (CDU) sagte, als „EDV-affiner Mensch“ freue er sich grundsätzlich über Digitalisierung und verwies auf ein vom Rektor angekündigtes Alternativkonzept: „Am Anfang ist immer das große Wunschkonzert, am Ende gibt es einen Kompromiss, der viel Geld spart.“ Tablets seien für den Unterricht eine gute Lösung.
Von einem „Totschlagargument Sparen“ sprach Gerd Wolf. Für eine Behandlung des Themas im Kinder- Jugend und Schulausschuss votierte Klaus Merkle (UBL). Dem Beschlussvorschlag stimme man „schweren Herzens“ zu. Das bekräftigte auch Thomas Hoffmann (OGL). Am Ende stimmten nur Wolf und Stahl mit Nein, der Rest unterstützte den Aufschub. Rektor Eric Sasse bedauerte auf Nachfrage der Redaktion die Entscheidung zwar, szeigte aber Verständnis und sprach von konstruktiven Gesprächen. Er setze nun auf eine flexible Lösung in der Schule.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Edingen-Neckarhausen steckt in der Bredouille