Edingen-Neckarhausen. Vor einem Jahr erst wurde das Ruftaxiangebot in Edingen-Neckarhausen um fünf Jahre verlängert, jetzt steht es offenbar vor dem Aus. Wie berichtet, schlägt die Verwaltung dem Gemeinderat vor, den Vertrag mit dem Anbieter so bald wie möglich zu kündigen, und zwar vor allem aufgrund der aktuellen Finanzlage der Gemeinde.
Beim Ruftaxi fahren gewöhnliche Taxis bei Bedarf (nach Anruf) und auf festgelegten Linien innerhalb der Gemeinde. Die Nutzer zahlen dafür nur einen vergleichsweise niedrigen Preis, für Inhaber einer Dauerkarte des Verkehrsverbunds VRN oder des Deutschland-Tickets ist die Nutzung sogar kostenlos. Für die Strecke vom Rathaus in Edingen zum Schloss in Neckarhausen kostet die Fahrt laut VRN-Auskunft regulär 1,90 Euro. In der Praxis werden nach Angaben der Gemeinde aber 2,50 Euro erhoben. Eine private Taxifahrt auf dieser Distanz würde 8,80 Euro kosten, nämlich 3,80 Euro Grundpreis und 2,40 Euro je Kilometer.
Wo das Linientaxi fährt
Die Linie 1042 verkehrt zwischen den OEG-Bahnhöfen in Edingen und in Seckenheim und bindet dabei an Samstagen sowie an Sonn- und Feiertagen auch Haltepunkte in Neu-Edingen (Gewerbegebiet und Lilienstraße, 750 Meter bis zum DB-Bahnhof) an. Die Fahrt vom Bahnhof in Edingen zum OEG-Bahnhof in Seckenheim dauert dabei etwa 22 Minuten. Auch hier ist das Ruftaxi deutlich günstiger als ein privates (12,40 Euro).
Für die Jahre seit Wiederaufnahme des Betriebs 2017 hat die Gemeinde eine umfassende Statistik vorgelegt. Danach ist die Nutzung des Angebotes im Laufe der Zeit deutlich zurückgegangen. Waren es 2017 noch mehr als 1200 Fahrgäste, so ging die Zahl in diesem Jahr (hochgerechnet) auf 600 zurück, hat sich also etwa halbiert.
Das hat auch finanzielle Folgen. Lag der Zuschussbedarf für die Gemeinde 2017 noch bei 7,88 Euro je Fahrgast, steigt er in diesem Jahr auf voraussichtlich fast 14 Euro an. Und das, obwohl die Gemeinde vom Verkehrsverbund je Fahrt eine Förderung von vier Euro erhält. Die Statistik lässt auch Rückschlüsse auf die Belegung der Fahrten zu. Danach sind rund 80 Prozent der Fahrten mit nur einem Fahrgast belegt.
Angesichts der prekären Finanzlage der Gemeinde ist der Ansatz von rund 15 000 Euro bereits im Vorfeld der Entscheidung über den Etat für 2024 aus dem Entwurf gestrichen worden. Bei der Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) macht er ohnehin nur einen winzigen Teil aus. Beim Busverkehr auf den Linien 42 und 46 sowie nach Heidelberg-Wieblingen zahlt die Gemeinde 37 500 Euro pro Jahr drauf, nach Abzug eines Zuschusses des Rhein-Neckar-Kreises in Höhe von 50 Prozent. Bei der Linie 5 der RNV (früher OEG) sind es unter dem Strich 740 000 Euro. Wie stark die Bus- und Bahnlinien in der Gemeinde genutzt werden, weiß man in der Gemeinde – anders als beim Ruftaxi – nicht.
Der ÖPNV war auch im Vorfeld der Bürgermeisterwahl ein Thema. Beim Wahlcheck des „MM“ lautete eine These: „Der öffentliche Personennahverkehr zwischen den Ortsteilen und zum Bahnhof Neu-Edingen muss ausgebaut werden, ein Ruftaxi reicht dafür nicht aus.“ Dem stimmte der heutige Bürgermeister zu und kündigte an: „Ich möchte für die Gemeinde ökologische E-Busse (8-Sitzer), die sich mit Werbeflächen unmittelbar finanzieren könnten.“ Damit könnten regelmäßig und verlässlich mehr Fahrten angeboten werden: „Dies ist ein zusätzliches Angebot zum bestehenden ÖPNV.“
Wie es mit dem ÖPNV in Zukunft weitergehen kann, soll nach dem Vorschlag der Verwaltung unter anderem mit einer Umfrage in der Gemeinde ermittelt werden. Möglicherweise gibt es dabei auch ein Signal für den von König im Wahlkampf favorisierten E-Bus. Die Gemeinde Dossenheim hatte im Juli einen Bürgerbus mit Geltung der VRN-Tickets (inklusive Deutschland-Ticket) eingeführt. Er fährt an allen Werktagen zwischen 9 und 16 Uhr vom Bahnhof und bedient innerhalb einer Stunde zuerst den östlichen und dann den westlichen Ortsteil. Ein Verein ist Träger der Linie, die Fahrer sind ehrenamtlich im Einsatz.
In den ersten Betriebswochen zählten die Betreiber zwischen 70 und 130 Fahrgäste pro Woche. Für die Anschaffung des Fahrzeugs gab es einen Zuschuss vom Land, die Gemeinde zahlte aus ihren Mitteln den Rest. Ausgangspunkt war auch hier eine Bürgerumfrage, 2015 initiiert vom Seniorenforum. Bei der Auswertung kam der Wunsch zum Ausdruck, das bestehende „Gemeindetaxi“ auszubauen und zu verbessern.
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