Edingen-Neckarhausen

Edingen-Neckarhausen hat kein Geld für digitale Tafeln

Die Pestalozzischule Edingen will ihre Klassenzimmer mit digitalen Tafeln ausstatten. Der Wunsch stößt im Gemeinderat zwar auf offene Ohren, aber auch auf leere Kassen

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Interaktiv: So sieht eine digitale Schultafel aus. © Julian Stratenschulte/dpa

Die Pestalozzischule in Edingen würde gerne ins digitale Zeitalter einsteigen und elektronische Tafeln einführen. Der Gemeinderat hat sich mit diesem Thema am Mittwochabend rund eine Stunde lang befasst, um die Entscheidung am Ende einvernehmlich zu vertagen. Zuvor hatte Bürgermeister Florian König (CDU) die Lage mit den Worten zusammengefasst: „Wir haben das Geld nicht.“

Die Verwaltung hatte für die Ausstattung drei Varianten vorgelegt. Eine komplette Ausstattung der Schule mit digitalen Tafeln würde die Gemeinde nach Abzug von Fördermitteln danach 140 000 Euro kosten. Zwölf solcher Tafeln für die Klassenzimmer in Bau A kämen auf 60 000 Euro. Als dritte Variante kam die Beschaffung von 21 Smart-TV-Geräten auf den Tisch (53 000 Euro). Das sind Bildschirme, die wie ein Fernseher digitale Inhalte anzeigen, aber nicht als Tafel im klassischen Sinne verwendet werden können.

„Das ist für uns ziemlich undenkbar“, sagte Rektor Eric Sasse, der zunächst nur Zuhörer der Debatte war, dann aber auf Wunsch aus dem Gemeinderat zu Wort kam. „Die 21 Smart-TVs brauchen wir gar nicht“, erklärte er. Diese Bildschirme und die digitalen Tafeln seien etwas völlig Unterschiedliches. „Wenn wir zwölf digitale Tafeln bekommen, dann können wir damit sehr gut arbeiten“, erklärte er.

Drei Varianten

Der Weg in die digitale Zukunft wird mit allen drei Varianten geebnet. Der Bauteil A mit den Klassenräumen erhält eine Netzwerkverkabelung, die im sogenannten Verwaltungstrakt ohnehin gerade im Zuge der Generalsanierung eingebaut wird. Für die zusätzlichen Kabel will die Gemeinde rund 70 000 Euro ausgeben. Bei allen drei Varianten kalkuliert sie mit Landesmitteln von knapp 80 000 Euro.

Obwohl das Thema bereits vorab mit dem Rektor erörtert worden war, gab es im Rat noch viele Fragen und Stoff für Diskussionen. Ob ein nahtloser Übergang in die weiterführenden Schulen gewährleistet sei, wollte beispielsweise Stephan „Stips“ Krauß-Vierling von der Unabhängigen Bürgerliste (UBL-FDP/FWV) wissen. Erkenntnisse darüber gab es bei der Verwaltung nicht. Gerhard Fischer vom Hauptamt erklärte nur, die normalen Tafeln in den Klassen sollten vorerst erhalten bleiben.

„Der Vorschlag ist rein wirtschaftlich und nimmt keine Rücksicht auf die Position des Schulleiters“, bemerkte UBL-Sprecher Klaus Merkle. „Es geht auch um die Folgekosten“, mahnte Bürgermeister König: „Wir haben alle auch lesen und schreiben an normalen Tafeln gelernt.“ Die Gemeinde setze sich immer wieder Standards, „die wir uns eigentlich gar nicht leisten können“.

„Es ist schon an der Zeit, dass wir nicht mehr mit Kreide an der Tafel schreiben“, sagte Markus Schläfer (CDU). Die digitale Welt sei sehr kurzlebig, da mache es wenig Sinn, mit unterschiedlichen Systemen zu arbeiten. Man habe das Thema mit dem Rektor ausgiebig diskutiert und könne dessen Vorschlag durchaus folgen. Zugleich versprach er: „Wir hängen unsere Schulen nicht digital ab.“

Für die Offene Grüne Liste sagte Walter Heilmann: „Wir sind gut beraten, wenn wir uns am Know-how der Schule und des Rektors orientieren.“ Man könne zunächst nur die Klassenräume ausstatten, regte er an. „Das ist auch unser Ansatz“, bekräftigte Merkle.

An der Bildung sparen?

„Uns zerreißt es fast“, gestand Andreas Daners (SPD). Man wolle die digitalen Tafeln unterstützen, habe andererseits aber auch noch die Haushaltsreden im Kopf: „Wir sind pleite.“ Ähnlich sah es sein Fraktionskollege Alexander Jakel: „Jeder hat gesagt, wir müssen sparen. Man muss auch die Folgekosten sehen.“ Ganz anders äußerte sich Gemeinderat Ulf Wacker (parteilos): „Auf gar keinen Fall sollten wir an der Bildung sparen. Wenn uns die Bank kein Geld mehr gibt, machen wir lieber das Freizeitbad zu.“

Im Publikum verfolgte Anja Hülser, die Elternbeiratsvorsitzende der Schule, die Diskussion. Auf Nachfrage des „MM“ sagte sie am Donnerstag, man unterstütze die Haltung des Rektors: „Die interaktive Tafel ist das, was einen Mehrwert bringt.“ Davon habe man sich gerade bei einem Besuch der Dalbergschule in Ladenburg überzeugt, wo diese schon seit acht Jahren eingesetzt würden.

„Ohne Frage bieten Whiteboards viele Vorteile gegenüber der herkömmlichen Tafel, da sie alle technischen Möglichkeiten von Computer und Internet zu einem Multifunktionsgerät zusammenführen“, erklärte Schulamtsdirektorin Sabine Hamann auf Anfrage. Das Für und Wider von Medien könne aber nicht ohne den pädagogischen Kontext betrachtet werden, in dem sie eingesetzt würden.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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