Edingen-Neckarhausen (mit Video)

Bürgermeisterkandidatin Aleksandra Janson: „Größter Nachholbedarf bei alten Ideen “

Aleksandra Janson will als Bürgermeisterin von Edingen-Neckarhausen für ein wertschätzendes Miteinander im Gemeinderat eintreten. Bei der Bürgerbeteiligung sieht sie noch Luft nach oben

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Bürgermeisterkandidatin Aleksandra Janson stellt sich im Interview den Fragen von „MM“-Redakteur Hans-Jürgen Emmerich. © Marcus Schwetasch

Edingen-Neckarhausen. Aleksandra Janson ist die erste Frau, die sich um das Bürgermeisteramt in Edingen-Neckarhausen bewirbt. Im Interview erläutert sie Gründe für ihre Kandidatur und Ziele.

Frau Janson, Sie wollen Bürgermeisterin von Edingen-Neckarhausen werden – warum?

Aleksandra Janson: Weil ich mich sehr gerne mehr für die Gemeinde und mein Zuhause einbringen will. Ich habe Lust darauf, mitzugestalten. Ich möchte die Gemeinde ein wenig vorwärts bringen nach jahrelangem Stillstand. Ich traue mir die Aufgabe zu, ich habe die Kompetenzen dazu. Ich bringe auch noch einen neuen Blick von außen mit, weil ich nicht ein Leben lang hier gewohnt habe. Und ich würde auch gerne mehr frischen, weiblichen Wind in die Führungsebene und in den Gemeinderat bringen.

Sie haben mit der Kommunalpolitik in Edingen-Neckarhausen bislang nichts zu tun. Sehen Sie darin eher einen Vor- oder Nachteil?

Janson: Ich sehe darin ganz klar einen Vorteil. Ich habe keinen Einblick in irgendwelche zwischenmenschliche Konflikte in der Vergangenheit und lasse mich davon nicht beeinflussen. Mit geht es nur darum, mein Bestes dafür zu tun, dass die Gemeinde noch attraktiver wird. Neuanfang und frischen Start, das hat die Gemeinde nötig.

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Bürgermeisterinnen-Wahl Edingen-Neckarhausen: Aleksandra Janson

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Sie gehören keiner Partei an. Wo würden Sie sich politisch verorten?

Janson: Ich hätte die Unterstützung der SPD nicht angenommen, wenn wir nicht sehr viele Schnittmengen hätten. Außerdem bin ich aktive Gewerkschaftlerin.

Sie sind 37 Jahre alt. Ist das Amt der Bürgermeisterin für Sie ein Karrieresprungbrett oder eine Lebensaufgabe?

Janson: (lacht) Das ist eine Lebensaufgabe. Es wird schwierig sein, die ganzen Aufgaben innerhalb einer Wahlperiode zu bewältigen. Deshalb würde ich gerne so lange weitermachen, bis alle Projekte abgeschlossen sind. Ich habe nicht vor, irgendwann nach Schwäbisch Hall zu ziehen.

Wo sehen Sie die besonderen Stärken von Edingen-Neckarhausen?

Janson: Auf jeden Fall die Lage, die wir haben, die ist traumhaft. Wir sind zwischen zwei wirtschaftlich starken Großstädten so eine Art grüne Oase. Es wohnt sich hier sehr ländlich, aber wir sind sehr gut angebunden. Ich bin auch sehr beeindruckt davon, welch großen Fokus die Gemeinde auf den Klimaschutz legt. Das ist fortschrittlich, da geht schon sehr vieles in die richtige Richtung.

Aleksandra Janson

Alter: 37

Beruf: Rechtsanwältin

Ausbildung: Jurastudium

Partei: keine

Homepage: www.aleksandra-janson.de

Facebook: azjansonbm

Instagram: aleksandrajanson

Telefon: 01579/2 62 67 47

E-Mail: aj@aleksandra-janson.de. hje

Apropos Klimaschutz: Welchen Stellenwert werden Sie dem Klimaschutz einräumen?

Janson: Das ist auf jeden Fall ganz oben, direkt hinter den Großprojekten. Am Klimaschutz kommen wir nicht vorbei. Wir haben alle ein Interesse dran, dass auch noch die nächste Generation eine Erde von uns erben kann, auf der es sich leben lässt. Wir stehen da in der Verantwortung, da muss dringend etwas getan werden. Beschließen alleine reicht nicht.

Was wollen Sie verändern in der Gemeinde, wo sehen Sie den größten Nachholbedarf?

Janson: Ich werde bei vielen Gesprächen gefragt, was für neue Ideen ich habe. Der größte Nachholbedarf sind aber alte Ideen, die schon seit Jahren bestehen und endlich umgesetzt werden müssen. Wir haben einige Großprojekte, die seit Jahren nicht vorankommen. Darauf würde ich meinen Fokus legen. Dafür müssen natürlich auch die Finanzen stimmen. Der Haushalt muss in Ordnung gebracht werden. Wenn nebenbei noch neue Ideen umgesetzt werden können, von denen ich einige habe, dann ist das umso besser.

Um die Finanzen der Gemeinde ist es nicht besonders gut bestellt. Was ist eher Ihr Ansatz, um das zu ändern? Für mehr Einnahmen sorgen oder bei den Ausgaben den Rotstift ansetzen?

Janson: Da braucht es eine gesunde Mischung aus beidem. Einnahmen wären natürlich sehr wünschenswert. Wir müssen uns die Förderprogramme von EU, Bund und Land noch genauer anschauen, um uns keine Möglichkeiten entgehen zu lassen. Ich bin durchaus auch offen für ein Investorenmodell, wenn es um das Hilfeleistungszentrum geht.

Wie stehen Sie zu mehr Bürgerbeteiligung per App?

Janson: Grundsätzlich sehr offen. Ich habe ein bisschen nach Ladenburg geschaut. Da wurde die App am Anfang sehr gut angenommen, viele waren aktiv, aber jetzt werden es leider immer weniger. Die App muss aktuell und spannend bleiben, um die Leute bei der Stange zu halten. Bei der Beteiligung der Bürger gibt es in Edingen-Neckarhausen auf jeden Fall noch Luft nach oben.

Wenn Sie an die kommenden acht Jahre denken, welches Projekt in Edingen-Neckarhausen fällt Ihnen da als erstes ein?

Janson: Das Hilfeleistungszentrum, der ewige Dauerbrenner. Das wird von Jahr zu Jahr teurer. Ich war bei der Feuerwehr und habe mir die beiden Häuser angeschaut: Es war noch schlimmer, als ich es erwartet hatte. Da geht es um Ehrenamtliche, die zum Schutz der Menschen im Einsatz sind. Die verdienen mehr Wertschätzung. Das ist absolute Nummer eins. Ob ich den Bau in acht Jahren schaffe, weiß ich nicht.

Simon Michler hat nach sieben Jahren als Bürgermeister vorzeitig das Handtuch geworfen. Haben Sie Angst, dass Ihnen das im Falle Ihrer Wahl auch passieren kann?

Janson: Nein. Wenn ich eines bin, dann beharrlich. Ich übernehme Verantwortung, solange ich das Vertrauen ausgesprochen bekomme. Ich mache ungern Wahlversprechen, aber dass ich das Handtuch werfe, wird nicht passieren.

Mindestens drei Ihrer Mitbewerber werden auch nach der Wahl im Gemeinderat sitzen. Glauben Sie, dass das Ihre Arbeit als Bürgermeisterin erschweren würde?

Janson: (überlegt) Das müssten die Mitbewerber beantworten (lacht). Als Bürgermeisterin brauche ich den Gemeinderat, ich bin nicht allwissend. Ich kann diese Aufgabe nur dann gut machen, wenn wir alle gut zusammenarbeiten. Ich wünsche mir eine wertschätzende und sachliche Zusammenarbeit.

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Das Bewerberfeld ist groß. Wo setzen Sie für sich persönlich die Messlatte?

Janson: Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Es ist mein erster Wahlkampf im Leben. Natürlich hoffe ich auf ein gutes Abschneiden. Eine Zahl kann ich nicht nennen. Ich würde in der zweiten Runde nicht antreten, wenn es aussichtslos wäre.

Was ist Ihr Anspruch an sich selbst als Bürgermeisterin?

Janson: Dass ich es schaffe, Frieden in die Gemeinde und in die Verwaltung zu bringen und den Gemeinderat hinter mir zu vereinen. Ich hoffe, ich kann den Rat davon überzeugen, dass endlich alle an einem Strang ziehen und wir schneller und effektiver vorankommen. Dafür habe ich mich von Anfang an eingesetzt und das Gespräch gesucht, auch mit allen Fraktionen.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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