Edingen-Neckarhausen. Florian König wird neuer Bürgermeister der Gemeinde Edingen-Neckarhausen. Bei der zweiten Runde der Wahl hat der 33 Jahre junge CDU-Gemeinderat am Sonntag mit 3331 Stimmen (60,4 Prozent) ein überragendes Ergebnis eingefahren und seinen Mitbewerber und Ratskollegen Klaus Merkle von der Unabhängigen Bürgerliste (UBL-FDP/FWV) klar hinter sich gelassen. Merkle kam auf 2046 Stimmen, das sind 37,1 Prozent.
Der Sieg von König zeichnete sich bereits um 18.15 Uhr ab, als das erste Ergebnis eintraf. 55,2 Prozent für König, 38,3 für Merkle. Mit jedem weiteren Resultat verfestigte sich der Trend, um 18.39 Uhr stand der Ausgang schließlich fest. Der Vorsitzende des Gemeindewahlausschusses, Dietrich Herold, verkündete es, als es online noch gar nicht verfügbar war: „Auf Florian König entfielen 3331 Stimmen, das sind 60,4 Prozent.“ Beifall brandete auf im Bürgersaal des Rathauses. „Damit ist ganz klar und eindeutig Florian König zum neuen Bürgermeister von Edingen-Neckarhausen gewählt“, stellte Herold fest, und wieder gab es großen Applaus.
„Herzliche Gratulation von uns allen, lieber Florian“, sagte Herold. Zugleich wünschte er ihm viel Erfolg, einen guten Start im neuen Jahr und ins erste Amtsjahr und ein gutes Gelingen aller seiner Vorhaben. „Ich bin mir sicher, du wirst die unterstützung des Gemeinderates haben und meine persönliche kann ich dir auch zusichern.“ Die Blumen hätte Herold um ein Haar vergessen, doch Ratskollegin Heike Dehoust drückte ihm den von ihr gebundenen Strauß schnell noch in die Hand, ehe er zu König weiter wanderte.
Sieger "noch etwas sprachlos"
„Guten Abend“, sagte der frisch gewählte Bürgermeister und gab offen zu: „Ich bin noch etwas sprachlos.“ Zuerst sagte König Dank allen, die ihm geholfen haben, an die vielen Wähler, die ihm das Vertrauen geschenkt haben. „Es waren extrem harte zehn Wochen, aber ich weiß, dass auch extrem schwierige acht Jahre vor uns liegen“, formulierte er. „Ich freue mich, dass ich im neuen Jahr für die Gemeinde Vollgas geben darf“, erklärte König weiter. Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit der Verwaltung und mit dem Gemeinderat und bat um Verständnis, dass er noch nicht so ganz routiniert sei beim Redenhalten. „Ich freue mich sehr auf die Aufgaben, die vor uns liegen“, erklärte er, um sich dann zur Feier im Obsthof Schneider zu verabschieden und alle dorthin einzuladen. Zuvor aber wartete vor dem Rathaus die Freiwillige Feuerwehr, die König zu Ehren den Bürgermeisterbaum aufstellte, und die Musikvereinigung Neckarhausen, die ihm ein Ständchen spielte und das Badnerlied intonierte.
Ein Sieg von König war allgemein erwartet worden, in dieser Deutlichkeit allerdings nicht von allen. „Ich freue mich unglaublich“, sagte König am Abend im Gespräch mit dem „MM“ und fügte hinzu: „Ich bin stolz auf das Team und freue mich, dass ich jetzt feiern kann.“
Wenig Grund zur Freude hatte hingegen Klaus Merkle. „Der Ausgang hat mich jetzt nicht überrascht. ich gratuliere Florian König zu seinem tollen Ergebnis“, sagte er. König habe einen sehr guten, intensiven und fairen Wahlkampf gemacht. „Ich wünsche ihm, dass er eine gute Zeit hat als Bürgermeister, und ich denke, mit ihm können wir auch sehr gut zusammenarbeiten, auch wenn es sicher unterschiedliche Meinungen geben wird.“ Als Vorsitzender der UBL-Fraktion will Merkle auf jeden Fall weitermachen.
Florian König wird am 1. Januar sein Amt antreten. „Am 6. Januar ist dann nicht Dreikönig, sondern Vierkönig“, formulierte Herold und hatte damit die Lacher auf seiner Seite: „Drei aus dem Morgenland und einer aus der Gemeinde.“ Voraussichtlich am 12. Januar werde die offizielle Amtseinführung stattfinden, kündigte der Bürgermeister-Stellvertreter an, der noch bis Ende des Jahres die Amtsgeschäfte im Rathaus führt.
Der künftige Bürgermeister ist kommunalpolitisch kein unbeschriebenes Blatt. Er gehört seit 2017 für die CDU dem Gemeinderat an und ist seit drei Jahren ehrenamtlicher Bürgermeister-Stellvertreter. Der 33-Jährige hat bisher als Polizeikommissar in Rheinland-Pfalz gearbeitet. Um in der Nähe seiner Heimatgemeinde bleiben zu können, hatte er sich nach eigenen Angaben gegen den Polizeidienst in Baden-Württemberg und Hessen entschieden.
Von der Graf-von-Oberndorff-Grundschule in Neckarhausen wechselte er an das Elisabeth-von-Thadden-Gymnasium in Heidelberg, wo er im Jahr 2008 Abitur machte. In der Zeit von 2009 bis 2012 studierte König an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Rheinland-Pfalz im Bereich Polizei, die er mit dem Bachelor of Arts als Verwaltungswirt abschloss.
Stimmen zur Wahl von Florian König
Nach dem Studium folgte zunächst eine Verwendung bei der Bereitschaftspolizei in Schifferstadt und Enkenbach mit vielen deutschlandweiten Einsätzen, wie beispielsweise dem Obama-Besuch in Berlin. Anschließend wurde er in Ludwigshafen und Germersheim eingesetzt, seit Februar 2022 leistet er in Haßloch Dienst. Insbesondere bei der Autobahnpolizei sowie bei der Pressestelle des Polizeipräsidiums konnte er „viele Erfahrungen in den verschiedensten Bereichen einer großen Behörde sammeln“, wie er sagt.
Durch die Arbeit als Gemeinderat und Bürgermeister-Stellvertreter sieht sich König bestens informiert: „Ich konnte bereits viele eigene Ideen in Projekte einfließen lassen und sie begleiten.“ Polizeibeamte müssten ebenso wie Bürgermeister individuelle und kritische Situationen bewältigen und ihnen vor allem mit Ruhe und Bedacht begegnen. „Eine vernünftige Kommunikation ist in beiden Berufen daher unverzichtbar“, lautet sein Credo.
Vereine stellen für ihn die „Seele” der Gemeinde dar und sind ihm deshalb besonders wichtig. „Da sie einen so hohen Stellenwert einnehmen, bin ich selbst mit großem Engagement in einigen Vereinen aktiv“, sagt er über sich. Er ist Mitbegründer des Förderverein Fähre Neckarhausen und dessen 1. Vorsitzender. Der Erhalt der schwimmenden Brücke zwischen Neckarhausen und Ladenburg ist ihm deshalb ein besonderes Anliegen. Außerdem engagiert er sich für die Partnerschaft mit der Gemeinde Plouguerneau bei der IGP und betreute mehrfach Jugendfreizeiten bei den französischen Freunden. Eng verbunden ist er mit der katholischen Kirche. Von 2006 bis 2014 leitete und organisierte er die Jugendfreizeiten der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) Neckarhausen. Sports- und Teamgeist lernte er von klein auf sowohl bei der DJK wie bei der Viktoria, bei den Senioren der DJK/Fortuna ist er bis heute als Fußballer und Beachvolleyballer der „alten Herren” aktiv.
Schwerpunkte Klima und Finanzen
Neben den ambitionierten Klimazielen der Gemeinde stehen für ihn vor allem die Finanzen im Fokus der kommenden Jahre. „Ein auf Dauer unausgeglichener Haushalt ist nicht akzeptabel“, gibt er die Richtung vor und ergänzt: „Meine tiefe Überzeugung ist, dass Ökologie und Ökonomie Hand in Hand gehen müssen. Das eine kann ohne das andere auf Dauer nicht funktionieren.“
Trotz der düsteren Prognosen werde er alles in seiner Macht stehende tun, um die Gemeinde weiter voranzubringen und sie für jedes Alter attraktiv und lebenswert zu gestalten. Junge Familien sollten die Chance bekommen, sich auf Dauer in der Gemeinde niederlassen und geeigneten Wohnraum finden zu können. „Die Qualität der Kindergärten, Schulen und öffentlichen Einrichtungen darf nicht nachlassen und muss stetig weiterentwickelt werden“, betont er daher.
Amt als Lebensaufgabe
Trotz seines jungen Alters von 33 Jahren strebt König nicht nach Höherem, wie er im Interview mit dem „MM“ vor der Wahl betont hat: „Wenn ich Bürgermeister in meiner Heimatgemeinde werden darf, dann ist das für mich eine Lebensaufgabe. Ich strebe nicht nach höheren Zielen. Dieses Amt wäre für mich der Höhepunkt in meinem Berufsleben.“ Nun hat er diesen Höhepunkt also erreicht.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Neuer Bürgermeister von Edingen-Neckarhausen muss sich treu bleiben