Edingen-Neckarhausen. Ulf Wacker nimmt zum dritten Mal Anlauf für das Amt des Bürgermeisters in Edingen-Neckarhausen. Im Interview äußert sich der unabhängige Gemeinderat zu seiner Kandidatur.
Herr Wacker, Sie wollen Bürgermeister von Edingen-Neckarhausen werden, warum?
Ulf Wacker: Ich bin überzeugt, dass ich mit meiner Erfahrung, meinen Kompetenzen und dem Leben, das ich führe, gut in das Amt passen würde. Dieses ist wegen der Vorgänge rund um den Rückzug von Simon Michler beschädigt. Es ist wichtig, das Vertrauen der Bürger in dieses Amt wieder herzustellen - mit Erfahrung und viel Herzblut.
Sie sind als Gemeinderat bereits in die Kommunalpolitik involviert, ist das ein Vor- oder Nachteil?
Wacker: Ich sehe meine Position im Gemeinderat, die ich seit 2019 habe, als Vorteil. Seit meinem Ausscheiden aus der Fraktion der Offenen Grünen Liste bin ich eigenständig, aber wirksam. Aus meiner Position heraus versuche ich, über Parteigrenzen hinweg Mehrheiten zu schaffen, was mir zum Beispiel beim Klimavertrag gelungen ist. Dieses Schaffen von Mehrheiten ist auch die Aufgabe eines Bürgermeisters.
Sie gehören keiner Partei oder Fraktion an. Wo würden Sie sich politisch verorten?
Wacker: Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich die Ziele der Grünen weiterverfolge. Klimapolitik genießt bei mir die oberste Priorität. Ich sehe mich als „Realo“, der Mehrheiten sucht und kompromissbereit ist.
Sie haben die Klimapolitik angesprochen. Welchen Stellenwert genießt sie bei Ihnen?
Wacker: Der Klimaschutz ist mit Sicherheit die wichtigste Aufgabe für die nächsten Jahrzehnte. Da müssen wir als Gemeinde unseren Teil beitragen. Das Ziel, bis 2035 klimaneutral zu sein, ist hoch gesteckt, aber wir müssen das ernsthaft angehen.
Aufgrund der Altersbegrenzung könnten Sie nur eine Amtszeit Bürgermeister sein. Ist das zu kurz?
Wacker: Nein. Man kann auch für acht Jahre ein sehr guter Bürgermeister sein und sich dann wieder zurückziehen. Nachdem der junge Hoffnungsträger Simon Michler gescheitert ist, ist es jetzt wichtig, Erfahrung und Kompetenz an der Rathausspitze zu haben.
Wo sehen Sie im Ort den größten Handlungsbedarf?
Wacker: Wir haben eine stark angestiegene Verschuldung über die vergangenen zehn Jahre. Um überhaupt handlungsfähig zu sein, müssen wir die Verschuldung in den Griff bekommen. Wenn dies nicht gelingt, haben wir gar keine Handlungsmöglichkeiten mehr. Die große Herausforderung wird sein, die hoch gesteckten Klimaziele trotz der Haushaltslage zu erreichen.
Welchen Ansatz verfolgen Sie hinsichtlich der angespannten Haushaltslage? Mehr Einnahmen oder weniger Ausgaben?
Wacker: Wir brauchen unbedingt beides. Bei der Einnahmenseite gilt: Damit wir weiter die Zuweisungen aus der Einkommenssteuer bekommen, müssen wir die Einwohnerzahl zumindest stabil halten oder, wenn möglich, leicht ausbauen. Und um Einnahmen aus der Gewerbesteuer zu haben, müssen wir dafür sorgen, dass das Gewerbegebiet funktioniert. Was die Ausgabenseite angeht: Wir brauchen ein Sparpaket, bei dem auch heikle Themen auf die Tagesordnung kommen, zum Beispiel die Frage nach zwei Hallenbädern.
Ulf Wacker
Alter: 61
Beruf: selbstständiger Führungskräfteentwickler
Ausbildung: Abitur am Carl-Benz-Gymnasium, Jurastudium in Berlin und Heidelberg
Partei: keine
Homepage: ulf-wacker.de
Telefon: 0177/3255896
E-Mail: ulf.wacker@t-online.de
Wo sehen Sie die Stärken von Edingen-Neckarhausen?
Wacker: Ich schätze die dörfliche Struktur in den beiden Ortsteilen. Trotz der guten Anbindung an Mannheim und Heidelberg ist dieser Charakter erhalten geblieben. Wichtig ist, dass wir alles dafür tun, die Ortskerne zu stärken, dazu zählen auch Einkaufsmöglichkeiten. Ein wesentlicher Bestandteil dieses dörflichen Charakters, den ich eben lobte, sind die Vereine. Die Zusammenarbeit mit dem Rathaus läuft hier gut, das muss erhalten bleiben. Landschaftlich macht der Neckar unseren Ort attraktiv.
Wenn Sie an die kommenden acht Jahre denken, welches Projekt fällt Ihnen da ein?
Wacker: Ganz aktuell und dringend ist der schnelle Bau des Hilfeleistungszentrums zwischen Edingen, Neckarhausen und Neu-Edingen - allein, weil da durch die Lage die Rettungswege besser werden. In dem Zentrum müssen dann sowohl die Feuerwehr als auch das Rote Kreuz aus beiden Ortsteilen unterkommen. Hier glaube ich, dass wir die entscheidenden Akteure noch überzeugt bekommen. Ich bin mir bewusst, in dieser schweren Haushaltssituation ist das Zentrum ein weiterer Beitrag zur Verschuldung. Wir können uns daher nur eine sparsame Version leisten. Auch hier wird Überzeugungsarbeit zu leisten sein.
Mindestens drei Ihrer Mitbewerber werden nach der Wahl im Gemeinderat sitzen. Glauben Sie, dass das Ihre Arbeit als Bürgermeister erschweren würde?
Wacker: Das glaube ich nicht. Natürlich ist das eine Herausforderung, aber ich schätze meine Mitbewerber so ein, dass sich am Ende alle verantwortungsbewusst verhalten - im Sinne der Gemeinde. Die Tatsache, dass ich 2015 gegen Simon Michler angetreten bin, hat mich auch nicht voreingenommen ihm gegenüber werden lassen. Ich sehe auch, was er Gutes gemacht hat.
Wie stehen Sie zur Bürgerbeteiligung per App?
Wacker: Ich habe das schon immer unterstützt und finde das auch weiterhin gut. Wir müssen dem Wandel der Kommunikationsformen Rechnung tragen. Ich bin zum Beispiel auch dafür, die Gemeinderatssitzungen zu streamen.
Wo setzen Sie sich das Ziel für den ersten Wahlgang?
Wacker: Es wäre gut, 25 Prozent zu haben und zu den beiden zu gehören, die die meisten Stimmen haben.
Unter wie viel Prozent müssten Sie liegen, damit Sie in der zweiten Runde nicht mehr antreten?
Wacker: Wenn ich weit abgeschlagen sein sollte, werde ich nicht mehr in die zweite Runde gehen. Das habe ich 2015 auch so gemacht.
Was ist Ihr Anspruch an sich selbst als Bürgermeister?
Wacker: Das Wichtigste ist, im Rathaus gute Führungsarbeit zu leisten. Dazu kommt, den Gemeinderat zu unterstützen, Mehrheiten zu finden.
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