Edingen-Neckarhausen. Ramon Schürle ist in Friedrichsfeld aufgewachsen, hat aber in seiner Jugend viel Zeit in Neckarhausen verbracht. Jetzt wohnt er wieder hier und will Bürgermeister werden. Im Interview äußert er sich zu seiner Kandidatur.
Herr Schürle, Sie wollen Bürgermeister von Edingen-Neckarhausen werden – warum?
Ramon Schürle: Mit Edingen-Neckarhausen bin ich sehr verbunden. Ich war schon als Kind oft hier, vor allem im Schlosspark. Ich habe viele Freunde und Kollegen, die hier leben. Für mich war klar, dass ich wieder nach Edingen-Neckarhausen kommen will. Die Gemeinde hat Charme, tolle Menschen, viele Möglichkeiten, ein Schwimmbad um die Ecke und eine hohe Lebensqualität. Das alles möchte ich erhalten und der Gemeinde etwas zurückgeben.
Sie haben mit der Kommunalpolitik in Edingen-Neckarhausen bislang nichts zu tun. Sehen Sie darin eher einen Vorteil oder einen Nachteil?
Schürle: Ich glaube, das ist ein Vorteil. Viele sagen, es wäre schön, wenn mal neuer Wind reinkommt. Ich hatte mit den Fraktionen bisher nichts zu tun. Damit habe ich den neutralen Blick von außen, ohne voreingenommen zu sein. Das wird von vielen Bürgerinnen und Bürgern auch begrüßt.
Sie gehören keiner Partei an. Wo würden Sie sich politisch verorten?
Schürle: Das ist schwierig einzuordnen. Ich habe aus jeder Richtung Tendenzen. Nachhaltigkeit und Integration sind mir wichtig, trotzdem bin ich traditionsverbunden. Also, ich würde mich eher als Mitte-links einschätzen.
Sie sind 40 Jahre alt. Ist das Amt des Bürgermeisters für Sie ein Karrieresprungbrett oder eine Lebensaufgabe?
Schürle: Auf jeden Fall eine Lebensaufgabe. Man ist 24/7 Bürgermeister. Da hat man viele Zusatzaufgaben, auch abends und am Wochenende. Das muss man können und wollen, von daher eher eine Lebensaufgabe.
Wo sehen Sie die besonderen Stärken von Edingen-Neckarhausen?
Schürle: Das sind auf jeden Fall die Menschen, die hier wohnen, das ist ein anderer Menschenschlag. Und es ist die Gemeinschaft. Wenn ich da zum Beispiel an die Kummetstolle denke, die 400 Mitglieder haben. Vereine sind auf jeden Fall eine Stärke der Gemeinde, da gibt es für jeden etwas. Das ist schön und bringt die Menschen zusammen. Das ist es, was eine Gemeinschaft ausmacht. Wir haben als Familie hier auch sehr schnell Anschluss gefunden, da wird man mitgezogen.
Ramon Schürle
Alter: 40
Beruf: Polizeibeamter
Ausbildung: Mittlere Reife, Hotelfachmann, Fachhochschule Mittlerer Dienst
Partei: keine
Homepage: keine
Facebook: Ramon Schürle
Telefon: 0176 41230762
E-Mail: Ramon.schuerle@mein.gmx
Was wollen Sie verändern in der Gemeinde, wo sehen Sie den größten Nachholbedarf?
Schürle: Der Gemeinderat muss wieder zusammenfinden und an einem Strang ziehen. Er darf nicht gegeneinander arbeiten und muss zukunftsorientiert sein. Ich will da neuen Wind reinbringen. 2024 ist wieder Wahl, dann sollte sich der Gemeinderat verjüngen, mehr Frauen bekommen, moderner werden, vielleicht auch mit Mitbürgern aus der großen türkischen Community in Edingen. Das ist eine große Aufgabe.
Wie stehen Sie zu mehr Bürgerbeteiligung per App?
Schürle: Ich bin absolut dafür. Das kam auch schon im Dialog mit den Bürgern öfter zur Sprache. Ich denke auch an Onlineabstimmungen. Das ist etwas, was Sinn macht, wenn die Bürger Einfluss nehmen können auf das Geschehen vor ihrer Haustür. Dem stehe ich positiv gegenüber.
Welchen Stellenwert werden Sie dem Klimaschutz einräumen?
Schürle: Klimaschutz und Nachhaltigkeit werden bei mir großgeschrieben. Da wurden in der Vergangenheit viele Chancen verpasst. Natürlich kann man es nicht über den Zaun brechen. Wir müssen nachhaltig werden, autarker bei der Energieversorgung. Ein Solarpark war ja schon im Gespräch. Wir müssen auch Firmendächer und Parkplätze für die Photovoltaik nutzen. Und man sollte es den Bürgern erleichtern, Solaranlagen zu installieren, aber da hat man als Bürgermeister wenig Einfluss drauf.
Wenn Sie an die kommenden acht Jahre denken, welches Projekt in Edingen-Neckarhausen fällt Ihnen da als erstes ein?
Schürle: Projekt Numero 1 ist die Förderung von Kindern und Jugendlichen. Die Jugend ist Zukunft, die muss auch morgen hier leben und es hier schön haben. Deshalb bin ich für die Förderung der Vereine. Es gibt viele kleine Dinge, die erhaltenswert sind, damit die Gemeinde lebenswert bleibt. Da denke ich auch an die Fähre, denn die ist inoffizielles Wahrzeichen unserer Gemeinde.
Um die Finanzen der Gemeinde ist es nicht besonders gut bestellt. Was ist eher Ihr Ansatz, um das zu ändern? Für mehr Einnahmen sorgen oder bei den Ausgaben den Rotstift ansetzen?
Schürle: Sowohl als auch. Eine Universallösung wird es nicht geben. Da spielt beides eine Rolle. Das ist ein Prozess, der lange brauchen wird. Es wäre unseriös, da Versprechungen zu machen.
Simon Michler hat nach sieben Jahren als Bürgermeister vorzeitig das Handtuch geworfen. Haben Sie Angst, dass Ihnen das im Falle Ihrer Wahl auch passieren kann?
Schürle: Angst habe ich nicht, nein. Ich weiß, dass es eine große Aufgabe ist, und dass man als Bürgermeister viel aushalten muss. Die Erwartungshaltung ist hoch. Man kann es nicht immer allen recht machen. Ich werde immer um Dialog bemüht sein, offen für alle guten Ideen, egal, von wem sie kommen. Als Polizeibeamter hat man gelernt, auch manches auszuhalten.
Mindestens drei Ihrer Mitbewerber werden auch nach der Wahl im Gemeinderat sitzen. Glauben Sie, dass das Ihre Arbeit als Bürgermeister erschweren wird?
Schürle: Das glaube ich nicht. Wenn man gewinnt, werden die anderen die Opposition bilden und sehen, wo sie einen kritisieren können. Wenn es allen um die Gemeinde geht, dann bekommt man einen gemeinsamen Weg hin. Ich schätze die anderen Bewerber so ein, dass man mit ihnen an einem Strang ziehen kann.
Das Bewerberfeld ist groß. Wo setzen Sie für sich persönlich die Messlatte im ersten Wahlgang?
Schürle: Das ist eine gute Frage. Man hofft natürlich auf eine hohe Zahl. 20, 30 Prozent wären grandios.
Und anders herum gefragt: Bei welchem Ergebnis würden Sie aussteigen?
Schürle: Wenn ich merke, dass ich gar nicht bei den Bürgern ankomme, dann würde ich zurückziehen. Unter zehn Prozent macht es keinen Sinn.
Was ist Ihr Anspruch an sich selbst als Bürgermeister?
Schürle: Ich bin generell bei der Arbeit immer sorgfältig und penibel, will es gerne perfekt haben. Ich habe einen hohen Anspruch an mich selbst. Manchmal bin ich mit mir selbst härter als andere.
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