Edingen-Neckarhausen

Bürgermeisterkandidat Gerd Wolf: Wir müssen endlich voran kommen

Gerd Wolf von der Satire-Partei Die PARTEI will als Bürgermeister von Edingen-Neckarhausen ganz ernsthaft was bewegen. Besonders beim Thema Bürger-App wird er deutlich.

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Torsten Gertkemper-Besse
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Gerd Wolf, parteitypisch mit roter Krawatte, skizziert seine Ideen für Edingen-Neckarhausen. © Marcus Schwetasch

Edingen-Neckarhausen. Gerd Wolf ist ist in Neu-Edingen groß geworden und lebt heute noch dort. Der Bürgermeisterkandidat gehört der Satire-Partei Die PARTEI an. Im Interview äußert er sich zu seiner Bewerbung - ernsthaft. Ein paar scherzhafte Sprüche kann er sich aber doch nicht verkneifen.

Herr Wolf, warum wollen Sie Bürgermeister von Edingen-Neckarhausen werden?

Gerd Wolf: Es muss endlich voran gehen. Ich sitze seit eineinhalb Jahren im Gemeinderat. Viele Dinge sind hier aufgeschoben worden, nicht nur von Simon Michler, sondern auch von seinem Vorgänger. Ein Beispiel ist der Bau des Hilfeleistungszentrums. Da muss nun Dampf dahinter kommen.

Sie haben es gerade angesprochen. Durch Ihre Arbeit im Gemeinderat sind Sie bereits in die Kommunalpolitik involviert, ist das ein Vor- oder ein Nachteil?

Wolf: Ich sehe das als Vorteil. Ich kenne die Probleme der Gemeinde. Da ich seit Jahren aktiv mitarbeite, weiß ich, wo man für Lösungen ansetzen kann. Ich muss mich nicht so aufwendig in Themen einlesen, wie das jemand tun müsste, der von außen kommt. Außerdem weiß ich, wie die Kolleginnen und Kollegen im Gemeinderat denken. Denn die Arbeit geht nur gemeinsam.

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Bürgermeister-Wahl Edingen-Neckarhausen: Gerd Wolf

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Wie würden Sie sich politisch verorten?

Wolf: Als Mitglied der Partei „Die PARTEI“ ist das einfach zu beantworten. Ich befinde mich in der extremen Mitte.

Aufgrund Ihres Alters könnten Sie wahrscheinlich nur eine Amtszeit machen, ist das nicht zu kurz?

Wolf: Nein, acht Jahre sind ein guter und sinnvoller Zeitraum. Ich kann mir auch vorstellen, gegen Ende meiner möglichen Amtszeit bereits Menschen einzuarbeiten, die potenzielle Nachfolgekandidaten sein könnten. Mir persönlich macht das Freude und es könnte zum Nutzen der Gemeinde sein, wenn diese jüngeren Menschen dann nicht direkt von null auf hundert schalten müssten.

Wo sehen Sie die Stärken von Edingen-Neckarhausen?

Wolf: Das sind die Menschen und die landschaftliche Lage. Dadurch hat die Gemeinde nicht das Problem, dass sie ausstirbt. Vielmehr ist der Ort attraktiv, die Menschen wollen hierherkommen. Die Nachfrage ist da und das ist ein gutes Zeichen.

Zur Person: Gerd Wolf

Wo sehen Sie im Ort Nachholbedarf, was wollen Sie verändern?

Wolf: Wir müssen aufpassen, dass wir die Ortskerne nicht vernachlässigen. Sie sind ein Teil dessen, was Edingen-Neckarhausen so lebenswert macht. Ich blicke zum Beispiel auf Bäcker und Metzger. Sie haben häufig energieintensive Betriebe und damit sehr hohe Kosten. Die Gemeinde muss sich hier etwas einfallen lassen, um diese Akteure zu stärken. Hier muss eine Entlastung her, die Folge wäre sonst, dass die Ortskerne aussterben.

Welchen Stellenwert hat für Sie der Klimaschutz?

Wolf: Der Klimaschutz steht gemeinsam mit dem Thema Energie ganz oben. Es kann nicht sein, dass wir unseren Kindern einen Scherben-haufen hinterlassen. Es wurde bereits viel getan, aber nicht genug. Die Vorhaben dauern zu lange. Mit den erneuerbaren Energien könnten wir schon viel weiter sein. Und die Gemeinde kann hier viel tun.

Zum Beispiel?

Wolf: Balkonkraftwerke wären eine Möglichkeit - also Solarzellen, die sich jeder ins eigene Zuhause stellen kann. Das könnte direkt jedem einzelnen helfen, den Strompreis zu senken. Die Gemeinde könnte hier eine beratende Funktion einnehmen. Man kann aber auch größer denken. Es gibt viele Flächen, wo man Solarmodule anbringen kann. Außerdem gibt es mittlerweile sehr effiziente kleine Wasserkraftwerke, die Gemeinde könnte als Energieversorger auftreten.

Wenn Sie an die kommenden acht Jahre denken, welches Projekt fällt Ihnen da als erstes ein?

Wolf: Das Hilfeleistungszentrum ist der größte Batzen, das haben wir seit Jahren schon vor uns her geschoben. Wenn man davon ausgeht, dass die Kosten jedes Jahr um zehn Prozent steigen, kann man sich vorstellen, welch ein Berg da vor uns liegt. Das Ziel ist, alle Akteure zusammenzuholen. Auch das Rote Kreuz muss ins Boot.

Die Haushaltslage ist sehr angespannt, welchen Ansatz verfolgen Sie? Mehr Einnahmen oder den Rotstift ansetzen?

Wolf: Am besten ist es, Einnahmen zu generieren. Den Rotstift ansetzen würde heißen, etwas wegzukürzen, was den Bürgern zugute kommt. Das sollte eigentlich nur das letzte Mittel sein. Für mehr Einnahmen sind Ideen gefragt, zum Beispiel ein solargestützter Ladepark für E-Autos oder das angesprochene Wasserkraftwerk. Die Investitionen lohnen sich.

Wie stehen Sie zu einer Bürgerbeteiligung per App?

Wolf: Ich bin da absolut dafür und es ärgert mich, dass wir die App immer noch nicht haben. Es gab heftige Diskussionen, der Rat hat aber einen Beschluss für die App gefasst. Dann muss man dranbleiben. So wurde nur ein Ballon in die Luft geschossen, und jetzt hört man nichts mehr.

Das sind ja sehr ernste Töne. Sie sind aber Mitglied einer Satire-Partei. Welche Ziele haben Sie sich da gesteckt?

Wolf: Zum einen gibt es da die Bierpreisbremse mit positiven Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft - und die Wirtschaften. Außerdem sorgt das für Sicherheit, denn wer trinkt, fährt nicht. Und natürlich gibt es immer noch die Überlegung einer Mauer oder eines Mäuerchens zwischen Edingen und Neckarhausen. Wenn verliebte Paare da Vorhängeschlösser dranhängen, ist das ja sogar ein verbindendes Element.

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Wenn Sie gewinnen sollten, sitzen drei Ihrer Mitbewerber ebenfalls im Gemeinderat. Könnte das Ihre Arbeit erschweren?

Wolf: Das glaube ich nicht, ich habe gutes Verhältnis zu den Kollegen. Wir reden und diskutieren oft, aber im freundlichen und fairen Stil. Angst, dass ich vorzeitig das Handtuch werfen muss, habe ich nicht. Wer die hat, darf nicht antreten.

Wie viel Prozent wollen Sie im ersten Wahlgang holen?

Wolf: 100 Prozent plus X. Wenn das nicht klappt, muss ich eben in den zweiten Wahlgang.

Gibt es ein Ergebnis, bei dem Sie im zweiten Wahlgang nicht mehr antreten würden?

Wolf: Wenn ich gar keine Stimmen bekäme. Im Ernst: Der zweite Wahlgang ist wichtig, da werden die Karten neu gemischt. Ich sehe mich auf Augenhöhe mit den anderen.

Was ist ihr Anspruch als Bürgermeister?

Wolf: Das wichtigste als Bürgermeister wird sein, den Gemeinderat und die Bürger mitzunehmen und zu überzeugen.

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

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