Florian König hat als Stellvertreter schon Erfahrungen gesammelt, jetzt will er Bürgermeister von Edingen-Neckarhausen werden. Warum, das erklärt der Christdemokrat im Interview mit dem „MM“ ebenso wie das, was er verändern will.
Herr König, Sie wollen Bürgermeister von Edingen-Neckarhausen werden – warum?
Florian König: Ich liebe diese Gemeinde, das ist meine Heimat. Ich bin der Meinung, dass die Menschen einen Bürgermeister verdienen, der ihnen zuhört und ihnen auf Augenhöhe begegnet, der sich mit vollem Einsatz und voller Hingabe der Zukunft der Menschen widmet.
Sie sind als Gemeinderat und Bürgermeister-Stellvertreter eng mit der Kommunalpolitik in Edingen-Neckarhausen verbunden. Sehen Sie darin eher einen Vorteil oder einen Nachteil?
König: Das ist ganz klar ein Vorteil. Durch meine Tätigkeit als Gemeinderat und Bürgermeister-Stellvertreter hab ich tiefe Einblicke in die Verwaltung. Ich kenne Strukturen, und ich kenne vor allem die Menschen, die hier hervorragend arbeiten. Eine meiner Stärken ist meine Empathiefähigkeit. Deshalb könnte ich sehr gut mit ihnen zusammenarbeiten.
Sie sind 33 Jahre alt. Ist das Amt des Bürgermeisters für Sie ein Karrieresprungbrett oder eine Lebensaufgabe?
König: Wenn ich Bürgermeister in meiner Heimatgemeinde werden darf, dann ist das für mich eine Lebensaufgabe. Ich strebe nicht nach höheren Zielen. Dieses Amt wäre für mich der Höhepunkt in meinem Berufsleben.
Wo sehen Sie die besonderen Stärken von Edingen-Neckarhausen?
König: Das Wunderbare ist, dass wir diesen ländlichen Charakter in einem relativ urbanen Gebiet zwischen Heidelberg und Mannheim haben. Wir sind eine vielfältige Gemeinde mit vielen Vereinen. Wir liegen strategisch extrem günstig an der Autobahn. Wir sind ein Ort, an dem sich die Menschen wohlfühlen. Jeder, der hierherkommt, möchte auch hier blieben.
Was wollen Sie verändern in der Gemeinde, wo sehen Sie den größten Nachholbedarf?
König: Gute Frage. Es geht vor allem darum, dass wir uns weiterentwickeln, dass wir unsere Gewerbetreibenden mehr unterstützen, das Gewerbegebiet In den Milben muss schnellstmöglich realisiert werden. Die Gewerbesteuer muss wachsen, damit wir unseren Lebensstandard halten können. Es gibt viele Dinge im Kleinen, die verbessert werden müssen.
Florian König
Alter: 33
Beruf: Polizeibeamter, Kommissar
Ausbildung: Fachhochschule für öffentliche Verwaltung
Ehrenamt: Gemeinderat, Bürgermeister-Stellvertreter, Vorsitzender des Fördervereins Fähre Neckarhausen
Partei: CDU
Homepage: www.Florian-Koenig.info
Facebook: www.facebook.com/florian.konig.9237
Telefon: 06203/420 21 23
E-Mail: Florian-Koenig1989@gmx.de
Zum Beispiel?
König: Ich denke da an den ÖPNV, der häufiger und zuverlässiger fahren muss. Wir haben ein Wohnraumproblem, wir müssen mehr Geld in Bildung und Betreuung investieren. Die Kommunikation mit Vereinen muss deutlich besser werden, sie sind die Seele der Gemeinde. Die Menschen müssen mitgenommen werden, gerade in Neckarhausen Nord. Der Verkehr vor allem in Edingen muss flüssiger werden, die Parkplatzsituation muss entspannt werden. Nach der Schließung von Bäcker Kapp und Markthaus muss die Nahversorgung in Neckarhausen verbessert werden, deshalb sehe ich auch einen Vollversorger im Norden sehr positiv. Wir müssen es schaffen, dass auch ältere Menschen im Ort einkaufen können.
Wie stehen Sie zu mehr Bürgerbeteiligung per App?
König: Ich denke, dass das zukünftig unumkehrbar ist. Wir wollen auch die Digitalisierung vorantreiben. Die App wird sicher in den nächsten acht Jahren kommen. Entscheidend ist aber die Form. In Tübingen läuft das auch nicht alles wunderbar.
Welchen Stellenwert werden Sie dem Klimaschutz einräumen?
König: Einen sehr hohen. Die nächsten acht Jahre werden entscheidend dafür sein, ob wir das Ziel der Klimaneutralität bis 2035 erreichen. Jedes einzelne Projekt muss damit in Einklang gebracht werden. Wir können als Gemeinde nicht die Welt verändern, aber wir können mit gutem Beispiel vorangehen.
Wenn Sie an die kommenden acht Jahre denken, welches Projekt in Edingen-Neckarhausen fällt Ihnen da als erstes ein?
König: Neckarhausen-Nord. Das wird uns auch in den nächsten acht Jahren noch begleiten. Ziel sollte es sein, das bis 2030 abzuschließen. Es ist extrem wichtig für unsere Gemeinde, denn wir bekämpfen damit die Wohnungsnot. Auch das Gewerbegebiet In den Milben ist da von großer Bedeutung. Und ich denke nicht zuletzt an Cooper Standard, was ein sehr wichtiges Projekt ist.
Um die Finanzen der Gemeinde ist es nicht besonders gut bestellt. Was ist eher Ihr Ansatz, um das zu ändern? Für mehr Einnahmen sorgen oder bei den Ausgaben den Rotstift ansetzen?
König: Den Rotstift anzusetzen allein wird nicht reichen. Meine Fraktion und ich haben immer wieder den Sparwillen betont. Aber wir müssen Einnahmen generieren, das ist unumgänglich. Wir leben im Moment über unsere Verhältnisse, das kann auf Dauer nicht gutgehen. Momentan halten wir uns nur durch Grundstücksverkäufe über Wasser. Das Gewerbegebiet hilft, aber das strukturelle Problem lässt sich nur mit regelmäßigen Einnahmen aus Erbpacht in Neckarhausen-Nord lösen.
Simon Michler hat nach sieben Jahren als Bürgermeister vorzeitig das Handtuch geworfen. Haben Sie Angst, dass Ihnen das im Falle Ihrer Wahl auch passieren kann?
König: Nein.
Mindestens drei Ihrer Mitbewerber werden auch nach der Wahl im Gemeinderat sitzen. Glauben Sie, dass das Ihre Arbeit als Bürgermeister erschweren wird?
König: (überlegt) Wenn ich nicht gewinne, wäre es für mich selbstverständlich, mit dem Wahlgewinner konstruktiv zusammenzuarbeiten. Ich denke, dass uns Kandidaten das schon eint, dass uns die Gemeinde am Herzen liegt.
Das Bewerberfeld ist groß. Wo setzen Sie für sich persönlich die Messlatte im ersten Wahlgang?
König: Ich gehe zur Zeit sehr optimistisch in die Wahl. Ich habe mit der CDU eine starke Partei hinter mir, ich habe sehr viele Unterstützer und Helfer im Ort, die mir das Gefühl geben, dass ich der richtige bin für dieses Amt. Dass ich die 50-Prozent-Hürde im ersten Wahlgang nehme, wäre dann doch etwas zu hoch gegriffen (lacht).
Wo wäre für Sie ein Punkt erreicht, an dem Sie sagen würden, da macht ein erneutes Antreten keinen Sinn?
König: Wenn ich nicht unter den ersten Drei sein sollte, würde ich ein erneutes Antreten nahezu ausschließen, es sei denn, es lägen nur zwei bis drei Prozent dazwischen.
Was ist Ihr Anspruch an sich selbst als Bürgermeister?
König: Ich möchte ein Bürgermeister für alle Menschen sein. Mir ist wichtig, dass die Kommunikation auf allen Ebenen funktioniert. Ich möchte stets eine offene Tür für alle haben, egal, mit welchem Anliegen sie kommen. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir Probleme nur dann nachhaltig lösen können, wenn wir sie vorher deutlich kommunizieren.
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