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Wie steht es um die diesjährige Apfelernte zwischen Neckar und Bergstraße?

Knackig, rot und rund: Aktuell ist die Apfelernte in der Region in vollem Gange. Was die Obstbauern zwischen Neckar und Bergstraße über ihre Ernte sagen.

Von 
Torsten Gertkemper-Besse
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Georg Schneider auf seiner Apfelplantage in Edingen. Er arbeitet mit Hagelschutznetzen, wie sie im Hintergrund zu sehen sind. © Marcus Schwetasch

Neckar-Bergstraße. Georg Schneider läuft durch die Reihen auf seiner Apfelplantage in Edingen. Rund 25 Sorten baut er hier an, in seinem Versuchsgarten sind es sogar 80. Dort testet er seit drei Jahrzehnten neue Apfelarten. „Einige Sorten haben es auch schon in den regulären Anbau geschafft. Das entscheiden die Versuchsanstalten, an die wir angeschlossen sind“, berichtet er. Der 69-Jährige blickt zufrieden auf die diesjährige Apfelernte: „Ertrag und Größe sind insgesamt in Ordnung, manche Sorten sind überdurchschnittlich gut, andere liefern dieses Jahr etwas weniger.“

Warum sich bei den Äpfeln in Edingen ein Verzicht auf den Sommerschnitt lohnt

Eine Herausforderung sind laut Schneider die hohen Temperaturen: „Wir hatten diesen Sommer zwei Hitzeperioden, das ist schon eine Belastung.“ Schneider arbeitet mit schwarzen Hagelnetzen, die nicht nur vor Hagel schützen, sondern einen weiteren Vorteil haben sollen. „Sie bieten auch einen gewissen Schutz vor Sonnenbrand“, weiß der Obstbauer. Eben wegen dieser Sonnenbrand-Gefahr hat Schneider in diesem Jahr auch auf den Sommerschnitt der Blätter verzichtet: „Man macht das, um mehr Licht an die Früchte zu lassen. In diesem Jahr hätte das sofort zu einem Sonnenbrand geführt, wenn die Äpfel nach dem Schnitt freier gehangen hätten.“

Die Hagelschutznetze auf der Plantage in Edingen sollen nicht nur vor Hagel, sondern auch vor Sonnenbrand schützen. © Torsten Gertkemper-Besse

Die Ernte läuft seit Anfang Juli und dauert noch bis Anfang November, berichtet Schneider: „Manche Sorten sind in diesem Jahr aber deutlich früher reif.“ Für die Selbst-Pflück-Aktionen in den kommenden Wochen werden aber noch genug Äpfel an den Bäumen hängen, versichert der Obstbauer. Sie finden am 14. und 18. September sowie am 12. Oktober statt (jeweils 10 bis 16 Uhr). Eine Anmeldung ist nicht nötig, der Eintritt ist frei. Mehr Informationen, auch zu den Verkaufspreisen, gibt es unter www.DerApfelSchneider.de.

In Hirschberg ist man mit der Ausbeute bei den Äpfeln „hochzufrieden“

Karl-Jürgen Bitzel aus Hirschberg zeigt sich „hochzufrieden“ mit der Ertragslage. Äußere Faktoren wie das Wetter haben in seinen Augen gut mitgespielt, die Hitze habe sich in Grenzen gehalten. Die Bäume seien leistungsfähiger, wenn die Temperaturen nicht zu hoch seien, erklärt er: „Sobald es zu heiß wird, bleibt die Entwicklung quasi stehen und der Baum setzt auf Lebenserhaltung statt auf Wachstum.“ Darüber hinaus habe der Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht zum Erfolg der diesjährigen Ernte beigetragen.

Je höher der Kontrast, desto schöner die Farbe. „Wir haben in den vergangenen Tagen zum Teil einstellige Temperaturen nachts gemessen.“ Die Basis für die gute Ernte sei im Frühjahr gelegt worden. Denn die Zellteilungsphase entscheide über die Größe der Früchte und auch diese sei „gut“. Bitzel baut auf 22 Hektar gut 25 Sorten an, er verkauft sie im Hofladen, arbeitet unter anderem aber auch mit Edeka zusammen.

Der Hischberger Obstbauer Karl-Jürgen Bitzel auf einem Bild von 2023. © Fritz KOPETZKY.SPECHTBACH 30.694

In Heddesheim sind sie nicht ganz so glücklich. „Insgesamt sind wir mit dem Ernteertrag schon zufrieden“, sagt Marlene Knapp. Die Obstbaugärtnerin kümmert sich um die zwölf Hektar Apfelbäume des Weinguts Schröder. Ein Unwetter im frühen Sommer, das in einem schmalen Band zwischen Viernheim, Heddesheim und Schriesheim verlief, sorgte für Hagel.

„Einige Sorten, die zu dem Zeitpunkt schon recht reif waren, wurden von dem Unwetter erwischt.“ Die Auswirkungen seien spürbar, allerdings nicht zu drastisch gewesen, sagt Knapp. Über die Regenmenge in dieser Saison will sie sich aber nicht beklagen. „Insgesamt war das okay“, findet die Obstbäuerin.

Der Schriesheimer Apfelbauer Jäck testet eine neue Form der Hagelschutznetze

Um sich gegen Unwetterereignisse besser wappnen zu können, hat der Schriesheimer Obstbauer Johannes Jäck einseitige Sonnenschutznetze getestet. Sie sind nach Westen ausgerichtet: „Ein Vorteil ist, dass die Luft unter dem Netz dann besser zirkulieren kann und die Temperaturen in den Abendstunden schneller sinkt.“

Durch den Temperaturkontrast erhofft sich Jäck eine schönere Färbung – und natürlich auch den Schutz vor Hagel. Davor seien seine Bäume in diesem Jahr zum Glück weitgehend verschont worden, sagt Jäck. Auch das Unwetter, bei dem das Waldschwimmbad mit Sandsäcken geschützt werden musste, habe seinen Pflanzen nicht zugesetzt, sagt er erleichtert.

Die Apfelernte läuft zwischen Anfang Juli und Anfang November, je nach Sorte. © Torsten Gertkemper-Besse

Wie sein Kollege Georg Schneider aus Edingen hat auch Jäck eher mit Sonnenbrand bei seinen Äpfeln zu kämpfen. Der September habe bisher aber noch einmal ein paar sehr gute Tage mitgebracht. Gerade die Temperaturen (tagsüber nicht zu heiß, nachts sehr kühl) seien für die Äpfel „traumhaft“. Das Hoffest in Schriesheim findet auch dieses Jahr am 3. Oktober zwischen 11 und 18 Uhr statt.

In Ladenburg werden sogar Äpfel speziell für Allergiker angebaut

Louis Schuhmann aus Ladenburg baut auf rund 6,5 Hektar 45 Sorten an, darunter auch besondere Apfelarten für Allergiker. „Der Ertrag ist top, der Absatz läuft auch gut“, sagt er. Das schwankende Wetter (mal nass, mal heiß) sei für ihn eine Herausforderung gewesen. Allerdings habe der Regen den Bäumen gutgetan.

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Als der „MM“ bereits 2023 mit Schuhmann über das Thema Apfelernte sprach, ging er auf die damalige Trockenheit ein. Gerade für junge Bäume bedeute Trockenheit Stress und führe zu Folgen, die man heute noch spüren könne. Auch deshalb sei Bewässerung ein wichtiges Thema. Schuhmann verkauft seine Äpfel, aber auch anderes Obst, in seinem Hofladen. Er sagt: „Die gesamte Region ist bei der Direktvermarktung stark aufgestellt.“

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

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