Ernte

Darum sind die Obstbauern zwischen Neckar und Bergstraße mit dem Apfeljahr zufrieden

Wechselhaftes Wetter hat manchen Urlaubern die Laune verhagelt. Die Laune der Obstbauern zwischen Neckar und Bergstraße konnte es aber nicht trüben. Wir erklären die Gründe

Von 
Torsten Gertkemper-Besse
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Der Sommer neigt sich, nun beginnt die Apfelernte. © Sebastian Willnow

Ein heißer Juli, ein verregneter August und nun ungewöhnlich warme Temperaturen im September: Der Sommer war und ist weiter wechselhaft. Den Apfelbauern in der Region macht das aber nichts aus - im Gegenteil. Manche freuen sich sogar über „ideale Voraussetzungen“, wie eine Umfrage zeigt. Einer von den sehr Zufriedenen ist Karl-Jürgen Bitzel aus Hirschberg-Großsachsen. Im Gespräch mit den Kollegen der „Weinheimer Nachrichten“ betont er, das Wetter ermögliche tolle Qualitäten und gesunde Früchte. Bitzel besitzt eine Apfelanbaufläche von 22 Hektar; pro Hektar rechnet man mit einem Ertrag von 20 Tonnen.

Bitzel erklärt, dass bereits der Winter einen guten Grundstein für die Apfelernte gelegt habe. „Wir hatten einen feuchten Winter. Dadurch wurde der Wasserhaushalt wieder aufgefüllt. Das Frühjahr war normal, und im Juni und Juli herrschte für mehrere Wochen eine Trockenheit“, sagt der 44-Jährige.

Karl-Jürgen Bitzel aus Großsachsen bewertet das Wetter in diesem Sommer positiv. © Fritz Kopetzky

Eine richtige Hitze, wie andere behaupten, sei dies aber nicht gewesen, betont Bitzel. Problematisch werde das alles nur, wenn es über die 40 Grad gehe: „Da bekommen die Äpfel Sonnenbrand.“ Zum 25. Juli, passend zu den Schulferien, kam der Wetterumschwung. Für die Schüler sei dies bestimmt nicht schön gewesen, für ihn aber sehr nützlich, erklärt Bitzel. Hauptabnehmer der Bitzel-Äpfel ist der Einzelhandel mit Edeka Südwest. Zudem verkauft er Äpfel in seinem Obstladen mit angeschlossenem Hofcafé.

„Gute Fruchtgröße“ in Edingen

Ebenfalls zufrieden - wenn auch nicht ganz so euphorisch - ist Georg Schneider aus Edingen. „Die Wetterbedingungen im Frühsommer haben die Wachstumsperiode etwas durcheinandergebracht“, sagt er dem „MM“ am Telefon. Frostnächte und nasse Tage zu Beginn erhöhten die Gefahr von Pilzkrankheiten. „Da muss man sehr präzise mit den Pflanzenschutzmaßnahmen sein.“ Schneider hat neun Hektar Apfelbäume. Dankbar ist er für seine Hagelschutznetze und die ausreichende Zusatzbewässerung. Diese helfen aber auch wenig, wenn die Temperaturen nicht passen. „Die Nächte waren im Sommer sehr warm. Das ist ein Problem für die Farbe der Äpfel“, erklärt Schneider. Die schöne rote Färbung komme nämlich erst durch die Kalt-Warm-Kontraste zwischen Tag und Nacht. Er hofft, dass die späteren Sorten (die noch nicht geerntet sind) durch kältere Nächte noch etwas mehr Farbe bekommen.

Fast fertig:  die schöne rote Färbung er Äpfel kommt erst durch die Kalt-Warm-Kontraste zwischen Tag und Nacht. © Felix Kästle

Alles in allem will sich der Obstbauer aber nicht beklagen. „Die Fruchtgröße ist dieses Jahr sehr gut.“ Auch mit der Menge sei er „durchweg zufrieden“. Und ein anderes Obst habe von diesem Sommer sehr profitiert - die Birne. „Die ist extrem gut ausgebildet“, sagt Schneider, der seine Produkte im Hofladen, auf dem Wochenmarkt und auch über den Einzelhandel verkauft.

Heddesheimer „später dran“

Marlene Knapp ist Obstbaugärtnerin in Heddesheim und kümmert sich um die zwölf Hektar Apfelbäume des Weinguts Schröder. „Das Frühjahr war kalt, da muss man aufpassen, dass die Blüten nicht erfrieren“, sagt sie. Das habe allerdings nicht zu weiteren Problemen geführt. Dass es im Sommer häufig geregnet habe, sei gut gewesen. „Ohne Wasser geht es einfach nicht“, bringt Knapp es auf den Punkt. Dieses Jahr seien alle Apfelsorten etwas später dran, sagt die Fachfrau. Wie alle anderen Obstbauern auch, baut sie mehrere Apfelsorten an. Die früheste bei Knapp ist der Regent (Ernte im Juli), die späteste Mariella (Oktober). Die Robustheit der Apfelarten unterscheidet sich zum Teil stark. „Manche sind anfällig für Sonnenbrand, andere nicht“, sagt die Obstbaugärtnerin. Die Schäden durch Hitze und Sonne hielten sich dieses Mal aber in Grenzen. Den Großteil ihrer Äpfel vertreiben die Heddesheimer über den Großmarkt, den Rest über den Wochenmarkt und die Vinothek.

„Glück gehabt“ in Schriesheim

„Glück gehabt“ - so umschreibt Johannes Jäck aus Schriesheim diesen Sommer. Damit bezieht er sich auf den Hagel, von dem seine zehn Hektar aber nur sehr wenig abbekommen hätten. „Das war ein Gewitterausläufer, der in den Früchten aber meistens nur ein paar Dellen hinterlassen hat“, sagt Jäck. Wenn es nur kleine Dellen sind, können die Äpfel noch verkauft werden. Sollten die Hagelkörner mal die Haut durchschlagen, müsse man die Früchte direkt versaften.

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Mit der Erntemenge liege man im langjährigen Mittel. Das wechselhafte Wetter habe aber Spuren hinterlassen, sagt Jäck, der seit einiger Zeit neue (widerstandsfähigere) Sorten anbaut. Diese Bäume werfen noch nichts ab, sollen sich aber in den nächsten Jahren auszahlen. Die absolut idealen Bedingungen habe man in der Region ohnehin nicht, erklärt er und erzählt von einem Aufenthalt in Südtirol vor ein paar Jahren. „Wir hatten tagsüber 25 und nachts fünf Grad. Das war für die Äpfel und deren Farbe perfekt.“ Jäcks Vertriebswege sind der Großmarkt und andere Händler - ganz besonders aber der eigene Laden im Aussiedlerhof. Dort findet am 3. Oktober auch das Hoffest statt (11 bis 18 Uhr).

Herausforderungen in Ladenburg

„Das Jahr verlief bei uns ganz gut“, sagt Louis Schuhmann. Das habe man auch der Frostschutzberegnung zu verdanken, die im kalten Frühjahr die Blüte geschützt habe. Beim Steinobst gehe das nicht, deshalb fielen die Erträge dort nicht so hoch aus. Schuhmann kümmert sich um sechseinhalb Hektar Äpfel und etwa 3,5 Hektar anderes Obst. Er ist zufrieden, weist aber auf die Widrigkeiten hin. Die hohen Temperaturen machten eine Zusatzbewässerung nötig. „Und wenn Bäume, besonders die jungen, unter Trockenstress leiden, sind sie anfälliger für Schädlinge.“ Auch von manchen Sorten müsse man sich trennen, wenn sie nicht mehr resistent genug seien. Schuhmann verfügt mit 50 verschiedenen Arten aber über eine große Sortenvielfalt. Der Verkauf der Äpfel läuft fast nur über den Hofladen, in regelmäßigen Abständen wird Saft gepresst. Aus diesem wiederum stellt Schuhmann im Sommer auch Eis her. (mit hr)

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

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