Neckar-Bergstraße

Wahlkreis Heidelberg: Linken-Kandidatin Zara Dilan Kiziltas will mutige Politik machen

Von 
Stefan Skolik
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Strahlendes Lächeln, strahlender Sonnenschein: Die Linken-Kandidatin Zara Dilan Kızıltaş vor dem historischen Rathaus in Schriesheim. © Marcus Schwetasch

Der Terminplan von Zara Dilan Kızıltaş ist dicht gefüllt. Gerade kommt sie von einer Erstsemesterveranstaltung in Heidelberg zu unserem Treffen ans historische Rathaus nach Schriesheim. Sie hat ein Carsharing-Auto genommen, die Zeit drängt, die Handbremse war defekt, Autowechsel. Sie hat es noch pünktlich geschafft, aber ist ein wenig abgehetzt. Jedoch noch immer gut gelaunt. Die 22-jährige Bundestagskandidatin der Linken nimmt sich zwei Stunden Zeit für das Gespräch – dann geht es weiter: Zur Mitgliederversammlung der Linken nach Heidelberg, wo sie auch Stadträtin ist. Und als eine Hoffnungsträgerin der Partei gehandelt wird. Sie ist hochmotiviert bei der Sache.

Zara Dilan Kızıltaş (Die Linke)

Geburtstag: 4. April 1999

Geburtsort: Speyer

Wohnort: Heidelberg

Familie: ledig

Beruf: Studierende

Beruflicher Werdegang: Abitur am Copernicus-Gymnasium Philippsburg 2016; Studium der Rechtswissenschaften an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg von Oktober 2016 bis September 2017 (abgebrochen); abgeschlossenes Bachelorstudium Politikwissenschaft und Anglistik mit Lehramtsoption an der Uni Heidelberg von Oktober 2017 bis März 2021; Auslandssemester an der University of Manchester, England von September 2019 bis Januar 2020; Master of Education-Studium an der Uni Heidelberg seit April 2021

Politisches Engagement: Mitglied des Jugendforums Philippsburg von 2015 bis 2017, Sprecherin des Jugendforums von 2016 bis 2017; Ortssprecherin des Ortsvereins Die Linke Heidelberg von 2018 bis 2019; Mitglied des Kreisvorstands Die Linke Heidelberg/Badische Bergstraße von 2019 bis 2020; Stadträtin im Heidelberger Gemeinderat für die Fraktion Die Linke seit Juli 2019

„Es macht Spaß, mit Menschen in Kontakt zu treten – und es ist wichtig. Wir wollen Politik mit den Bürgern machen, nicht über ihre Köpfe hinweg“, sagt sie und kniet sich regelrecht in ihre Kandidatur hinein. Man merkt es Zara Kızıltaş an: Sie hat Lust auf die ganze Sache, sie macht gerne Politik, sie steht gerne im Wahlkampf, und sie mag den Umgang mit Menschen – auch wenn es auf der Straße, an den Infoständen durchaus unangenehm werden kann. „Manchmal wird es frauenfeindlich oder auch rassistisch“, sagt die junge Frau, die in Speyer geboren ist, in Philippsburg groß wurde und jetzt in Heidelberg den Studiengang Master of Education belegt – um später Gymnasiallehrerin zu werden.

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Denn auch an der Schule könne man etwas bewegen, meint sie, nicht nur in der Politik, und „durch kleine Veränderungen bei Schülern viel erreichen“.

Zara-Kiziltas direkt gefragt

Welches Buch lesen Sie gerade?

„Mein Name ist Ausländer“ von Semra Ertan

Was ist Ihr bevorzugtes Verkehrsmittel?

ÖPNV / zu Fuß

Nennen Sie uns Ihr Lieblingslokal im Wahlkreis?

Max Bar“ in Heidelberg

Haben Sie Haustiere?

Zwei Katzen

Wohin führt Ihr Sonntagsausflug im Wahlkreis?

Am Neckar entlang spazieren oder radeln. 

Wen würden Sie unbedingt gerne mal persönlich treffen?

Angela Davis (Bürgerrechtlerin/USA)

Was ist Ihr Lieblingsfilm?

Dead Poets Society / Der Club der toten Dichter 

„Tatort“ am Sonntag – ja oder nein?

Nein

Konzert oder Kino?

Konzert

Wandern oder Radfahren?

Wandern

Fleisch, Fisch oder vegetarisch?

Vegetarisch

 

Kızıltaş ist schon früh zur Politik gekommen, bereits mit 16 Jahren hat sie sich in Philippsburg im Jugendforum engagiert, hat den Generationenpark mit ins Leben gerufen, der noch heute existiert. Aber erst beim Studium in Heidelberg hat sie ihre politische Heimat, Die Linke, gefunden.

„Bei der Hochschulgruppe der Linken kamen alle Themen zusammen, die mir liegen“ erzählt Kızıltaş, deren großes Leitbild die US-amerikanische Bürgerrechtlerin und Feministin Angela Davis ist. Kızıltaş’ Kernpunkte sind: Soziale Gerechtigkeit, Ökologie, Antirassismus, Feminismus, Bildungsgerechtigkeit, Chancengleichheit. Sie fand schnell Kontakt zum Ortsverband der Linken, dann sei es total einfach gewesen, dort seien alle für alle offen, man sei dynamisch und flexibel – was sich unter anderem darin zeigt, dass Kızıltaş mit sehr jungen Jahren in den Stadtrat eingezogen ist, auf Platz vier der Liste.

Raum für Hoffnungen

Auf der Landesliste für die Bundestagswahl steht sie auf Platz sieben – eine Position, die Raum für Hoffnungen lässt. Denn 2017, als Die Linke bei der Wahl 6,4 Prozent erreichte, schafften sechs Kandidaten den Sprung nach Berlin. „Wir müssten in Baden-Württemberg rund sieben Prozent bekommen, dann könnte es reichen. Es ist ein spannender Listenplatz“, blickt Kızıltaş aufregenden Wochen entgegen.

Drei Fragen an Zara Dilan Kızıltaş

Frau Kızıltas¸, warum sollten die Wählerinnen und Wähler ausgerechnet Sie wählen?

 

 

Zara Kızıltaş: Warum sollte man mich wählen? Weil es endlich Zeit für eine mutige Politik wird, die Veränderungen wagt. Und ich will mutig mit euch voranschreiten und für eine neue Realität kämpfen, die sozial gerecht ist, die ökologisch gerecht ist und die vor allem solidarisch ist. In Deutschland und überall auf der Welt.

Wenn Sie im Wahlkreis einen Ihrer Mitbewerber wählen müssten, wer wäre das und warum?

Kızıltaş: Wenn ich einen meiner Mitbewerberinnen oder Mitbewerber wählen müsste, dann würde ich Elisabeth Krämer von der SPD wählen. Weil Elisabeth eine junge, engagierte Frau ist, die aus ihrer Familie und aus ihrem eigenen Leben viel Erfahrung gesammelt hat. Diese nimmt sie mit in den Wahlkampf und kämpft dabei für eine soziale Politik.

In Schriesheim und Ladenburg mehren sich Anwohnerbeschwerden über Straßenlärm von der A5. Wie stehen Sie zu einem generellen Tempolimit von 130 Stundenkilometern auf Autobahnen?

Kızıltaş: Ich unterstütze ein Tempolimit von 130 auf Autobahnen, idealerweise in der Zukunft vielleicht sogar von 120 Kilometern pro Stunde auf der Autobahn. Das würde einerseits den Menschen zugute kommen, Sicherheit gewährleisten und andererseits natürlich auch der Natur zugute kommen.

Den Linken ist Wahlkampf auf der Straße wichtig, sie wollen möglichst wenig online machen. Im September stehen für die 22-Jährige viele Podiumsdiskussionen an. Dazu kommen Gespräche mit sozialen Trägern, um die Probleme und Erwartungen der Menschen zu erfahren. Außerdem werde es größere Kundgebungen in Heidelberg und Weinheim geben. Schwierig und gleichzeitig wichtig sei es aber auch, in die Orte zu gehen. „Wir dürfen das nicht vergessen, es darf keinen Wahlkampf nur in der Stadt geben.“

Für bezahlbare Mieten

An den Infoständen wird Zara Kızıltaş für ihre Kernthemen eintreten, die sie auch mit nach Berlin nehmen würde: Zum einen das Thema Wohnen, das sie als Stadträtin aus erster Hand kennt. „Es ist erschreckend, für wie viele Menschen die Höhe der Mieten ein zentrales Thema ist. Mit Wohnraum für Menschen darf kein Profit erzielt werden“, sagt Kızıltaş. Sie will erreichen, dass mehr sozialer Wohnungsbau betrieben wird, dass das Wohnen generell in die öffentliche Hand gegeben wird. „Das hätte positive Auswirkungen“, meint sie.

"Hartz IV abschaffen"

Auch das Thema Mindestsicherung liegt ihr am Herzen. Hartz IV müsse abgeschafft werden, erforderlich sei eine sanktionsfreie, garantierte Unterstützung. „1200 Euro betrachten wir Linke als Minimum, das ein Mensch in Deutschland braucht, um ein gutes Leben zu haben und gesellschaftliche Teilhabe erfahren zu können“, erklärt Kızıltaş. Dies sei etwa relevant für Menschen, die arbeitslos seien, oder für Menschen, die Rente beziehen.

Und wenn der Sprung nach Berlin am 26. September gelingt? „Mein Ziel ist es, Lehrerin zu sein und Politik zu betreiben“, sagt Kızıltaş. „Aber wenn ich ein Mandat erlange, möchte ich das nicht ein Leben lang machen. Es ist wichtig, das alles im Fluss bleibt, auch in der Politik“, betont die junge Frau.

Und ja, sie muss bald zurück, nach Heidelberg, wieder mit dem Stadtmobil, zur Mitgliederversammlung der Linken. Als große Hoffnungsträgerin.

Zara Kiziltas auf Instagram

Redaktion Planer Neckar-Bergstraße / Redakteur Ladenburg

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