Nahverkehr

Edingen-Neckarhausen und Schriesheim zahlen Millionen für Linie 5

Mit den Bahnen der RNV geht es meist im Zehn-Minuten-Takt Richtung Mannheim oder Heidelberg. Doch die Anbindung an die Nachbarstädte macht vor allen Edingen-Neckarhausen und Schriesheim finanziell zu schaffen

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Für die Linie 5 muss Edingen-Neckarhausen wie Schriesheim immer tiefer in die Tasche greifen. © Hans-Jürgen Emmerich

Für die Städte und Gemeinden zwischen Neckar und Bergstraße ist es eine „schöne Bescherung“: Die Verluste der Stadtbahnlinie 5 und 5 a steigen - und damit auch die Ausgaben der Kommunen, die gemeinsam mit dem Landkreis das Loch stopfen müssen. Gegenüber 2022 steigen die Kosten um rund zwölf Prozent.

Grundlage der Berechnung sind die Nutzzugkilometer, also die Strecke, die die Züge innerhalb einer Gemarkung zurücklegen. Das trifft besonders Edingen-Neckarhausen und Schriesheim. Die Weinstadt muss rund 140 000 Euro jährlich mehr hinblättern, in der Neckargemeinde sind es etwas mehr als 130 000 Euro. Die Gemeinderäte entscheiden am Mittwoch darüber, aber eine Wahl bleibt ihnen dabei nicht. Wenn sie wollen, dass ihre Einwohner weiter mit der Bahn fahren können, dann müssen sie zahlen.

In Heddesheim hatte der Gemeinderat bereits im September grünes Licht gegeben. Hier fällt der Zuschuss trotz eines Anstiegs deutlich geringer aus. Rund 160 000 Euro muss die Gemeinde zahlen, das ist ein Achtel dessen, was Schriesheim zahlt. Deshalb gibt es immer wieder Streit. Die Vielzahler fühlen sich benachteiligt gegenüber denen, die nur einen Bruchteil einbringen müssen.

Zuletzt wurde deshalb die Berechnungsgrundlage angepasst und um einen Systemaufschlag und einen Gemarkungsbonus ergänzt. Das bringt Edingen-Neckarhausen einen „Rabatt“ von knapp 50 000 Euro und Schriesheim einen von 65 000 Euro. Bei einem Gesamtbetrag von rund 1,3 Millionen Euro fällt das indes kaum ins Gewicht. Gemessen an der Zahl der Einwohner sind diese beiden Kommunen mit rund 90 Euro weiter an der Spitze, mit deutlichem Abstand gefolgt von Hirschberg und Dossenheim.

Die jetzige Regelung läuft Ende 2023 aus. Während Edingen-Neckarhausen und Schriesheim in der Vergangenheit immer wieder eine Anpassung gefordert haben, wird sich Heddesheim kaum auf eine Änderung einlassen wollen. In diesem Punkt ist sich der neue Bürgermeister Achim Weitz mit seinem Vorgänger Michael Kessler einig. Letzterer hatte 2020 erklärt: „Es ist völlig abwegig, einen Vergleich der Beträge über die Zahl der Einwohner zu erstellen. Mit billig oder günstiger hat das gar nichts zu tun.“ Entscheidend sei die Leistung, die am jeweiligen Ort abgerufen werde, sprich wie viele Züge dort fahren und wie oft sie halten. „Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob eine Haltestelle nur alle 20 Minuten von einer Seite angedient wird, oder ob Züge in beide Richtungen im Zehn-Minuten-Takt fahren“, erklärte Kessler. Eine solche Taktverdichtung haben Edingen-Neckarhausen und Schriesheim in der Vergangenheit beschlossen.

In 30 Minuten in Mannheim

Auch Kesslers Nachfolger Weitz verweist darauf, dass die Linie 5a die Gemeinde zwar an Mannheim anbinde, aber eben nur vom äußersten Ortsrand aus. Von hier erreichen Fahrgäste im günstigsten Fall in 30 Minuten und ohne Umsteigen den Hauptbahnhof in Mannheim. Vom Bahnhof Edingen aus ist der Hauptbahnhof in Mannheim ohne Umstieg in 38 Minuten zu erreichen. Wer es in 30 Minuten schaffen will, muss mindestens einmal umsteigen - und darf den Anschluss nicht verpassen.

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Von Schriesheim aus müssen Fahrgäste mindestens 46 Minuten und einen Umstieg einplanen, um an den Hauptbahnhof in Mannheim zu gelangen. Schneller geht es zum Hauptbahnhof in Heidelberg, nämlich mit der Linie 5 in 26 Minuten ohne Umstieg oder in 22 Minuten mit Umstieg in Rohrbach. Der Bahnhof in Weinheim ist hingegen mit der Linie 5 in 18 Minuten zu erreichen, und das alle 20 Minuten. Noch schneller geht das von Hirschberg aus. Hier fährt die Linie 5 vom Bahnhof Leutershausen in 14 Minuten und vom Bahnhof Großsachsen in neun Minuten bis zum Bahnhof Weinheim. Zwar ist man auch in Hirschberg von den steigenden Zuschüssen nicht begeistert. Gleichwohl hat der Gemeinderat kürzlich grünes Licht für die erhöhe Verlustabdeckung gegeben, wenn auch sozusagen mit der Faust in der Tasche.

Defizit steigt erneut

Dass das Defizit jetzt erneut steigt, hat nach Angaben der RNV, Betreiber der Linie, verschiedene Gründe. Waren es 2022 noch 5,14 Euro je Nutzzugkilometer, so sind es im kommenden Jahr 5,91 Euro, das bedeutet eine Zunahme um 77 Cent (15 Prozent). Vor allem die höheren Energiekosten schlagen hier zu Buche. Allein der Fahrstrom hat sich von 11,3 auf 22,7 Cent je Kilowattstunde mehr als verdoppelt. Der Service an der Infrastruktur erfordert weitere 25 Cent, bei den Werkstattkosten ist ein Plus von 15 Cent zu verzeichnen. Insgesamt belaufen sich die Kosten je Kilometer laut RNV auf 14,34 Euro. Dem stehen Einnahmen von 8,43 Euro gegenüber.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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