ÖPNV

Ausgedünnter Fahrplan in Mannheim und kaputte Bahnen: RNV beantwortet Fragen

Die RNV kommt nicht aus den Schlagzeilen. Jetzt beantwortet sie Fragen: Wann wird der Bus- und Bahnfahrplan in Mannheim wieder ausgeweitet? Wie steht es um die verunglückte Bahn? Und wie könnte ein 3D-Drucker jetzt helfen?

Von 
Florian Karlein
Lesedauer: 
Die Straßenbahn der RNV musste am Dienstag aus einem Graben neben der A 9 bei Triptis in Thüringen geborgen werden. © Bodo Schackow/dpa

Mannheim. Am 24. Oktober wurde der Busfahrplan in Mannheim ausgedünnt, seit 7. November fahren in der Region auch weniger Bahnen, am vergangenen Dienstag erst ist eine frisch instandgesetzte Bahn bei einem Unfall auf der A 9 massiv zerstört worden und dann hagelt es auch noch Kritik vom Mannheimer Umweltforum: Die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV) kommt momentan nicht aus den Schlagzeilen. Jetzt hat das Unternehmen auf eine umfangreichen Fragenkatalog des „MM“ geantwortet.

Ist absehbar, wann die Reduzierung zurückgenommen wird?

Nein, momentan nicht. Noch immer liegt die Quote der Fahrten, die stattfinden, bei 95 Prozent. Begründet hatte die RNV die Reduzierung Ende Oktober mit fehlendem Personal aufgrund von Krankheiten und damit, dass viele Fahrzeuge derzeit nicht einsatzbereit seien, weil Ersatzteile für Reparaturen fehlen. Die RNV will aber, so ein Sprecher, „schnellstmöglich wieder zum Regelfahrplan zurück“, auch ein schrittweises Hochfahren sei denkbar. So sei geplant, die Linie 2 zumindest an den Adventssamstagen auf einen Zehn-Minuten-Takt zu verdichten. Sie war eine der Linien, die im November von einem Zehn- auf einen 20-Minuten-Takt reduziert wurde.

Hat sich die Lage bei fehlenden Ersatzteilen verbessert?

Nur leicht. Laut des Sprechers haben die Werkstätten der RNV im November eine Teillieferung des, wie er sagt, „kritischsten Material“ erhalten. Dadurch hat sich die Situation nicht verschärft, eine Prognose über eine Mögliche Entspannung könne aber erst abgegeben werden, wenn weitere Liefertermine bekannt sind. Außerdem werde derzeit geprüft, ob Ersatzteile mit einem 3D-Drucker hergestellt werden können.

Das Umweltforum kritisiert, die RNV hätte mehr Personal bereithalten müssen. Zurecht?

Die Verkehrsgesellschaft weist die Kritik zurück, ein Sprecher zeigt sich „irritiert“. Zum einen seien im vergangenen Jahr so viele Personen neu eingestellt worden wie noch nie: 223, die meisten davon im Fahrdienst. Die Quote der Neueinstellungen steige seit Jahren. Momentan laufe eine Anwerbekampagne und das Projekt, um Geflüchtete zu Bus- und Bahnfahrern auszubilden, gibt es seit fünf Jahren. Zum anderen, so argumentiert die RNV, sei es „wirtschaftlich unverantwortlich“ 15 oder 20 Prozent Personalreserve vorzuhalten. Die Kosten dafür müsste die Allgemeinheit - also entweder die Nutzer oder die Steuerzahler - tragen. Zumal auch die Kosten für Strom und Betriebsstoffe „massiv gestiegen“ sind. Die Vorwürfe des Umweltforums „entbehren jeder faktischen Grundlage“.

Was sagt die RNV zur Forderung, Fahrer in Rente zu reaktivieren?

Dass das bereits umgesetzt werde. So hätten ehemalige Fahrer, die bereits im Ruhestand sind, die Möglichkeit, weiter für die Verkehrsbetriebe zu arbeiten. Außerdem wurde die Altersgrenze hochgesetzt. Bis zum 31. Dezember 2023 könnten Angestellte im Fahrdienst, aber auch in fahrdienstnahen Berufen wie in den Werkstätten und in der Betriebszentrale über das 67. Lebensjahr hinaus arbeiten.

Wie bewertet die RNV selbst die Reduzierung des Fahrplans?

Der Sprecher sagt ähnlich wie Ende Oktober: Die Maßnahme sei „schmerzlich“, aber sie zeige Wirkung. Dabei begründet das Unternehmen diese Einschätzung damit, dass die Zahl der Fahrtausfälle - also der spontanen, die nicht auf die Reduzierung des Fahrplans von Ende Oktober und Anfang November zurückzuführen ist - „in den letzten Wochen deutlich zurückgegangen ist“. Man stelle dadurch ein stabiles und verlässliches Angebot zur Verfügung.

Wie viele Bahnen hat die RNV im Bestand - und wie viele sind einsatzbereit?

Über 190 Bahnen verfügt die Verkehrsgesellschaft. Mehr als 20 Prozent davon sind momentan nicht einsatzbereit. Mit etwa 17 Prozent Reserve kalkuliert die RNV normalerweise. Dass die Ausfallquote momentan höher ist, liege jedoch nicht nur an Reparaturen. Vielmehr würden Bahnen auch für Tests und als Fahrschulfahrzeuge sowie für planmäßige Wartungen aus dem Betrieb genommen, heißt es.

Schmerzt dann der Ausfall der auf der A 9 verunfallten Bahn?

Sehr. Denn das Fahrzeug war seit Mitte August im sachsen-anhaltinischen Halberstadt gerade erst frisch instandgesetztt worden. Die Sanierung des Wagenkastens sei planmäßig zur Hälfte der Lebenszeit der Bahn erfolgt. Es handelt sich dabei um das Modell RNV6/8, von dem das Unternehmen 58 besitzt.

Rhein-Neckar-Verkehr

RNV-Straßenbahn rutscht Böschung in Thüringen herunter

Veröffentlicht
Bilder in Galerie
6
Mehr erfahren

Wird die Bahn noch mal auf Mannheimer Schienen rollen?

Vorerst natürlich nicht - und die Prognose sieht düster aus. In der Nacht auf Dienstag verlor der Fahrer die Kontrolle über seinen Sattelschlepper, auf dem die Bahn auf dem Weg zurück nach Mannheim war - sie landete bei Triptis in Thüringen im Graben neben der Autobahn. Am Mittwoch sagte der Sprecher, die Bahn könne wohl nur noch für Ersatzteile ausgeschlachtet werden. Der Schaden ist massiv: Alle Innenverkleidungen sind zerstört. Das lässt laut des RNV-Sprechers darauf schließen, dass auch die Wagenstruktur massiv beschädigt wurde. Geschätzt wurde der finanzielle Schaden auf rund 2,5 Millionen Euro. Ob das Fahrzeug ein wirtschaftlicher Totalschaden ist, hängt davon ab, wie hoch die Summe ist, die die Versicherung der RNV erstattet. Das sei derzeit in genauso in Klärung wie das genaue Schadensausmaß. „Das Schadensbild lässt eine Instandsetzung sehr fraglich erscheinen“, so der Sprecher.

Ist es üblich, dass die RNV Bahnen nicht in Mannheim repariert?

Laut des Unternehmens finden die meisten Reparaturen intern statt - das gelte auch für aufwändige Sanierungen und Instandsetzungen nach Unfällen. Dafür werde seit etwa drei Jahren Personal und Wissen aufgebaut, so die Verkehrsgesellschaft. Die RNV6/8 war im rund 430 Kilometer entfernten Halberstadt, weil momentan viele Fahrzeugen gleichzeitig saniert werden müssten - und die Arbeiten keine Firma im näheren Umkreis hätte ausführen können. Aufträge in andere weiter entfernte Städte würden keine vergeben.

Wie viele Werkstätten besitzt die RNV?

Sechs: neben der Schwerpunktwerkstatt zwei weitere in Mannheim sowie je eine in Heidelberg, Ludwigshafen und Edingen. Etwa 170 Mitarbeiter sind dort beschäftigt.

Redaktion Leiter des Redaktionsteams Mannheim

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen