Alle Jahre wieder kommt die Linie 5 der RNV (früher OEG), und zwar in die Gemeinderäte der von der Bahn bedienten Städte und Gemeinden. Und ebenso regelmäßig geht es um Mehrkosten, die zu tragen sind. Auch jetzt steht wieder eine Erhöhung um rund sechs Prozent an.
Gemeinderäten bleibt keine andere Wahl
In den betroffenen Städten und Gemeinden haben formal die Gemeinderäte das letzte Wort, doch eine Wahl bleibt ihnen nicht. Wenn sie nicht wollen, dass die Bahnen durchfahren, ohne anzuhalten, müssen sie weiter für das Defizit zahlen.
In Edingen-Neckarhausen sind deshalb Mehrkosten von 70 000 Euro einkalkuliert. in Schriesheim 82 000 Euro und in Hirschberg rund 44 000 Euro. Beim Rhein-Neckar-Kreis liegt das Plus bei insgesamt etwas über 410 000 Euro. Heddesheim muss dagegen nur rund 10 000 Euro mehr einplanen.
Mysterium Nutzzugkilometer
Grund für die teilweise starken Differenzen ist unter anderem die Berechnung. Entscheidend sind dabei die Nutzzugkilometer, also die Strecke, die die Züge innerhalb einer Gemarkung zurücklegen. Je länger diese ist, desto mehr müssen die Kommunen zahlen. Nach Protesten vor allem von Schriesheim und Edingen-Neckarhausen gab es 2016 auf Vorschlag von Landrat Stefan Dallinger einen Systemzuschlag, der die Mehrbelastung ein Stück weit abfedern soll. Trotzdem bleiben die Summen beachtlich.
Schriesheim zahlt im kommenden Jahr voraussichtlich 1,4 Millionen Euro, nach Abzug des Kreiszuschusses bleiben immerhin 840 000 Euro. In Edingen-Neckarhausen sind es unter dem Strich rund 740 000 Euro. Rechnet man diese Summe auf die Bevölkerung um, kommt Edingen-Neckarhausen auf rund 52 Euro je Einwohner, in der Weinstadt Schriesheim sind es sogar fast 56 Euro. Hirschberg legt immerhin 46 Euro pro Kopf drauf. In Heddesheim fallen dagegen nur rund 14 Euro an. Aus Sicht dieser Gemeinde ist das aber absolut gerecht, weil es hier nur einen RNV-Haltepunkt am Ortsrand gibt.
Von Schriesheim schneller in Weinheim
Und was bringt der Anschluss ans Bahnnetz? Vom Bahnhof (RNV) in Heddesheim ist der Hauptbahnhof Mannheim mit den Linien 5A und 5 mit einem Umstieg in 30 Minuten zu erreichen. Vom Bahnhof Edingen dauert es 35 Minuten ohne Umstieg (Linie 5) oder 29 Minuten mit Umstieg in Neuostheim. Von Neckarhausen aus führt der schnellste Weg zum Bahnhof zu Fuß über die Brücke nach Ladenburg und dann weiter mit S-Bahn oder Regionalbahn. 15 Minuten Fußweg und 16 bis 17 Minuten Bahnfahrt addieren sich so zu einer guten halben Stunde.
Wer von Schriesheim aus nach Mannheim an den Hauptbahnhof will, muss mindestens einmal umsteigen und 42 Minuten einplanen. Der Bahnhof Weinheim (IC- und ICE-Haltepunkt) ist dagegen in nur 16 Minuten mit der Linie 5 zu erreichen.
Warum die Bahnen immer mehr kosten
Aber warum wird der Bahnverkehr immer teurer? Die RNV beantwortet diese Frage umfassend. Die Kosten für den Betrieb der Linie 5 setzten sich aus vielen Faktoren zusammen. Die wichtigsten seien sicherlich die Ausgaben für die Bereitstellung und Wartung der Fahrzeuge, das benötigte Fahr- und Dienstpersonal, den Fahrstrom und die Bereitstellung und Wartung der Gleis- und Fahrstrom-Infrastruktur. Davon werden die Tariferlöse abgezogen. Der Differenzbetrag wird auf die Streckenanteile der an die Linie 5 angebundenen Gemeinden und Kommunen (einschließlich Mannheim und Heidelberg) verteilt.
Bereits 2023 gab es laut RNV Kostensteigerungen in vielen dieser Bereiche, 2024 werden weitere folgen. „Durch den Tarifabschluss im öffentlichen Dienst sind unsere Personalkosten gestiegen und werden 2024 weiter steigen“, erklärt eine Sprecherin. Strom sei deutlich teurer geworden. Und durch die Anschaffung der neuen RNT-Fahrzeuge entstünden der RNV ebenfalls höhere Kosten. Bei der Infrastruktur seien die Materialpreise, beispielsweise für Stahl, gestiegen: „Das alles schlägt sich in der Kostenentwicklung der Linie 5 nieder.“
Deutschland-Ticket wirkt sich aus
Positiv lasse sich aus Fahrgastsicht vermerken, dass durch die Einführung verschiedener günstiger Tickets wie dem Deutschland- oder Jugendticket die Preise für den ÖPNV gesunken seien. Über geringere Tariferlöse trage dies indes auch zur Steigerung der durch die Kommunen zu tragenden Ausgleichsleistung bei.
Hoffnung auf mehr Geld vom Land
Das alles erklärt zwar das steigende Defizit, kann die Kommunen aber nicht zufriedenstellen. „Eine stärkere Beteiligung des Landes zur Entlastung der Kommunen wäre selbstverständlich wünschenswert“, heißt es dazu aus dem Rathaus Schriesheim auf Nachfrage vorsichtig. Und da gibt es durchaus hoffnungsvolle Anzeichen, wie Hirschbergs Bürgermeister Ralf Gänshirt kürzlich in einer Ausschusssitzung durchblicken ließ. Zwischen Landrat und Stuttgart würden „vielversprechende Verhandlungen“ über den Einstieg des Landes in die Finanzierung des ÖPNV an der Bergstraße geführt, sagte Gänshirt.
Ähnliche Andeutungen gab es kürzlich im Gemeinderat Edingen-Neckarhausen. Der dortige Bürgermeister Florian König (CDU) wollte das allerdings noch nicht kommentieren, weil bei den Gesprächen mit dem Landrat Vertraulichkeit vereinbart worden sei.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/neckar-bergstrasse_artikel,-neckar-bergstrasse-die-rnv-linie-5-wird-schon-wieder-teurer-_arid,2146268.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/edingen-neckarhausen.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/schriesheim.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/hirschberg.html
[4] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heddesheim.html
[5] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Die Finanzierung des öffentlichen Nahverkehrs ist eine Aufgabe für alle