Dom & Museum

Organist Jean-Baptiste Monnot beeindruckt mit Doppelkonzert in Speyer

Der französische Organist, hinterließ einen nachhaltigen Eindruck in Speyer mit einem Doppelkonzert, bei dem er sowohl im Dom als auch im Technik Museum auftrat. Seine klanglichen Illustrationen zum Stummfilmklassiker "Nosferatu" sorgten für Dramatik.

Von 
Uwe Rauschelbach
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Außergewöhnliche Konzertkulisse: Organist Jean-Baptiste Monnot zwischen Space Shuttle und Oldtimern bei seinem Auftritt an der selbst gebauten Reiseorgel im Technik Museum. © Technik Museum Speyer

Speyer. Mit einem Doppelkonzert hat der französische Organist Jean-Baptiste Monnot in Speyer einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Hatte er beim Internationalen Orgelzyklus im Dom mit einem ungewöhnlichen Programm aufgewartet, so präsentierte er anderntags im Technik Museum seine selbstkonstruierte Reiseorgel. Während Friedrich Wilhelm Murnaus Stummfilmklassiker „Nosferatu“ über die Leinwand flimmerte, unterlegte Monnot die schaurigen Szenen mit Improvisationen, die für Dramatik sorgten.

Dabei versprach bereits das Setting beträchtliche Spannung: In der Raumfahrthalle des Museums, wo Space Shuttles und andere kosmische Fluggeräte noch immer die unendlichen Weiten des Alls zu durchforsten scheinen, hatte Monnot die einzelnen Module seiner Orgel aufgestellt und damit die Voraussetzungen für räumliche Klangwirkungen geschaffen. Der Organist selbst thronte mit seinem Spieltisch auf einem erhöhten Podest, die Leinwand unmittelbar vor Augen.

Für ihn sei es eine Premiere, zu diesem Film zu improvisieren, stellte Monnot im Gespräch mit Domorganist Markus Eichenlaub klar. Tatsächlich wirkten seine klanglichen Illustrationen spontan und impulsiv. Auf dem Weg ins Schattenreich der Fantasie erwies sich der Organist als intuitiver Begleiter, der den für heutige Verhältnisse lang geschnittenen Szenen Dynamik verlieh. Aus dem postharmonischen Repertoire schöpfend, unterlegte Monnot das Geschehen rund um den blutdürstigen Grafen Orlok mit grotesk wirkenden Klangfiguren, die den zwielichtigen Charakter dieser „Symphonie des Grauens“ unterstrichen.

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Dabei beeindruckten nicht zuletzt die ausdrucksvollen und variablen Registereigenschaften der Reiseorgel, die mit Rücksicht auf die Transportbedingungen nur bescheidene Ausmaße aufweist. Dagegen hatte der Titularorganist der Abteikirche Sainte-Ouen in Rouen bei seinem Konzert am Vorabend im Speyerer Dom die komplette Klangfülle ausgelotet, die Haupt- und Chororgel einzeln wie im Zusammenspiel gestatten. Seine Interpretation bestach durch Musikalität, technische Virtuosität und klangliche Durchdringung des Materials. Ein Konzert, das auf diesem Niveau – trotz der hochrangigen Besetzung dieses Internationalen Orgelzyklus – nahezu einzigartig sein dürfte.

Musikalische Bezüge hergestellt

Obendrein hatte Monnot ein Programm zusammengestellt, das vielfältige Bezüge – zwischen den einzelnen Werken sowie zwischen den Komponisten – ermöglichte. Das versöhnliche Choralzitat „Was Gott tut, das ist wohlgetan“ strahlte seine besänftigende Wirkung sowohl in Max Regers „Trauerode“ zu Beginn aus wie in Franz Liszts Variationen über „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ am Schluss. Marcel Dupré war sowohl als Komponist vertreten wie als Bearbeiter der Listzschen Variationen für Orgel. Und Jean Guillou hatte nicht nur eine Orgelversion von Bachs „Musikalischem Opfer“ besorgt, sondern tauchte auch selbst mit zwei Stücken im Programm auf. Dass Monnot bei Guillou auch persönlicher Assistent war, komplettierte das Netz an Bezügen.

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Bereits mit Regers „Trauerode“ aus den Sieben Stücken opus 145 schuf Monnot, auch dank des Einbezugs der Chororgel, den Raum durchschwingende mystische Effekte. Seine Interpretation folgte weniger dem Ziel einer horizontalen melodischen Kontinuität als dem Anliegen, klangliche Tiefenstrukturen aufzudecken. Dank der differenzierten Registrierungen ließen sich auch in Marcel Duprés Präludium und Fuge H-Dur plastische Klangstaffelungen wahrnehmen, die sich reliefartig voreinander abbildeten.

In Bachs Triosonate mit Sätzen aus dem „Musikalischen Opfer“ ziselierte Monnot dann die filigranen kontrapunktischen Verflechtungen aus und demonstrierte in den von glitzernder Virtuosität sprühenden Allegro-Sätzen seine überragende Spieltechnik.

Akustische und harmonische Herausforderungen stellten hingegen die beiden aus dem „Saga“-Zyklus stammenden Stücke von Jean Guillou bereit, die die Orgel dank der heftigen Tonreibungen, der irisierenden Schwebungen und der motorisch stampfenden Bassmotive als zu futuristischen Ausdrucksqualitäten begabte Klangmaschine präsentierten.

Die Monumentalität des Instruments konnte Monnot im Finale mit Liszts Choralvariationen ausspielen, die sich in hymnischer Fülle verströmten und den Auftritt dieses Ausnahmeorganisten krönten.

Freier Autor

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