Gedenken

Stadt Speyer stellt Witwe von Helmut Kohl wegen Grab ein Ultimatum

Maike Kohl-Richter reagiert nicht auf Schreiben der Speyerer Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler. Es geht weiterhin darum, dass das Grab des Altkanzlers umzäunt und Video-überwacht ist

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Stephan Alfter
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Letzte Ruhestätte: Auf dem Kapitelfriedhof im Adenauerpark Speyer liegt Helmut Kohl begraben. © K. Venus

Speyer. Die Feierlichkeiten rund um den Tag der Deutschen Einheit haben die Aufmerksamkeit einmal mehr auf das Grab des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl (CDU) gelenkt. Rudolf Seithers, zwischen 1989 und 1991 Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramts, weilte beispielsweise anlässlich einer Gedenkveranstaltung in der Domstadt.

Was er und alle anderen Besucher der Grabstätte im Adenauer-Park zur Kenntnis nehmen mussten, ist die Tatsache, dass weiterhin ein Zaun die letzte Ruhestätte Kohls umgibt. Ebenso wird der Bereich weiterhin von einer Videokamera eingefangen. Dieser Zustand ist der Speyerer Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler (SPD) weiterhin ein Dorn im Auge, wie sie bereits mehrfach betonte.

Bisher kein Datum bekannt

Über den Wunsch der Beseitigung von Zaun und Kamera gab es zwar in diesem Jahr schon Kontakt zwischen der Stadt und der Witwe Kohls, die letzten Aufforderungen, in der Sache zu einer einvernehmlichen Lösungen zu kommen, scheiterten nach der Aussage einer Stadtsprecherin vom Montag allerdings. Zuletzt hatte Seiler Maike Kohl-Richter vor rund zwei Wochen gebeten, sich zu äußern - ohne Ergebnis bisher.

Sollte die Aufforderung weiterhin ignoriert werden, werde die Stadt selbst tätig werden und die Gegenstände entfernen, heißt es dort. Wichtig ist der Stadt aber der Hinweis, dass man nach wie vor an einer einvernehmlichen Lösung interessiert sei. Um weitere Gespräche zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu torpedieren, wolle man keine Auskunft für die Dauer des Ultimatums bekanntgeben.

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Der Kanzler der Einheit, wie Helmut Kohl genannt wird, war am 16. Juni 2017 in seinem Haus in Oggersheim gestorben und am 1. Juli 2017 auf seinen eigenen Wunsch hin in Speyer beerdigt worden. Zur Messe im Dom kamen damals politische Wegbegleiter aus vielen Ländern der Erde. Maike Kohl-Richter hatte auch gegenüber dieser Redaktion erklärt, sie „vollziehe“ im Adenauer Park den letzten Willen ihres Mannes. Ob dieser sich einen Zaun und eine Videokamera wünschte, die auf sein Grab gerichtet ist, ist nicht bekannt.

Vandalismus ist ausgeblieben

Die Söhne Helmut Kohls sind weiter nicht involviert in das Geschehen rund um das Grab ihres Vaters. Walter Kohl hatte schon im April gegenüber dieser Redaktion bedauert, dass das Grab weiterhin „einem Provisorium gleiche“. Es sei ein „ein trauriger Zustand, der nicht im Interesse unseres Vaters“ sei und sein Vermächtnis beschädige. Leider seien ihm und seinem Bruder die Hände gebunden, sagte Kohl im April. Er danke der Oberbürgermeisterin in Speyer für ihre Bemühungen.

Der anfangs von seiner Witwe befürchtete „Vandalismus“ im Umfeld des Grabes blieb aus. Journalistische Fragen zum weiteren Vorgehen beantwortete Kohl-Richter in den vergangenen Jahren nur in ganz seltenen Fällen. Aktuell wehrt sie sich gegen die vom Bundestag aus der Taufe gehobene Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung. Sie spricht dieser das Recht ab, den Namen ihres Mannes zu benutzen.

„Die staatliche Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung verletzt Helmut Kohls postmortale Rechte. Sie verletzt auch meine Rechte als seine Erbin“, schreibt Maike Kohl-Richter in einem aktuellen Brief, den sie zum 40. Jahrestag der Wahl ihres Mannes zum Bundeskanzler am vergangenen Samstag veröffentlichte. Er ist an den Stiftungsvorsitzenden Volker Kauder adressiert.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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