Ludwigshafen. Die zahlreich erschienenen Verantwortlichen aus den Städten Mannheim und Ludwigshafen sowie von der Rhein-Neckar Verkehr GmbH (RNV) bemühen sich an diesem Donnerstagmorgen merklich um Optimismus. Sie haben zu einem Pressegespräch über die Verkehrsinfrastruktur zwischen den beiden Kommunen eingeladen, die maroden Rheinbrücken, die Hochstraßenprojekte und nicht zuletzt die seit Sommer gesperrte Stadtbahnrampe im Mannheimer Schlosspark stehen auf der Tagesordnung.
Ein Jahr soll diese nach Angaben von Mannheims Erster Bürgermeisterin Diana Pretzell noch außer Betrieb bleiben. Das ist die Nachricht des Tages.
Dass das Schreckenszenario eines Abrisses der Stelzenbrücke nicht zur Wirklichkeit wird, hatte sich vor einigen Wochen schon angedeutet. Am Donnerstag bestätigt es Pretzell nochmals hochoffiziell: „Wir wussten zunächst nicht, was uns ereilen wird. Jetzt können wir sagen, dass wir die Brücke sanieren können. Das ist eine gute Nachricht“, so die zuständige Bürgermeisterin. Innerhalb eines guten Jahres sollen die Arbeiten erledigt sein. Ab 2026 werden also wieder Straßenbahnen über die Konrad-Adenauer-Brücke nach Ludwigshafen rollen, so das Ziel.
„Die Untersuchungen haben ergeben, dass kein Ersatzneubau erforderlich ist“, sagt auch der Abteilungsleiter Ingenieurbau und Straßentechnik bei der Stadt Mannheim, Alex Stork. Die Situation sei also „nicht dramatisch“. Wie genau die Rampe instandgesetzt werden soll, stehe derzeit allerdings noch nicht fest. „Da gibt es mehrere Möglichkeiten“, so Stork. Es könne beispielsweise mit zusätzlich eingebauten Stahlteilen oder mit aufgeklebten Kunststofflamellen gearbeitet werden. „Für uns hat der Zeitfaktor absolute Priorität, wir werden ein Verfahren auswählen, das wir im gesetzten Zeitraum umsetzen können“, sagt er mit Blick auf das ambitionierte Ein-Jahres-Ziel.
Schäden an der Stadtbahnrampe im Sommer 2024 festgestellt
Wie mehrfach berichtet, ist die Stadtbahnrampe und damit die Straßenbahnverbindung zwischen Mannheim und Ludwigshafen über die Konrad-Adenauer-Brücke seit Sommer 2024 gesperrt, nachdem Risse im Spannbeton entdeckt worden waren. Hintergrund der hohen Dringlichkeit einer Sanierung ist, dass im Jahr 2026 die Verbindung über die Kurt-Schumacher-Brücke im Norden gekappt wird. Dann beginnt der Abriss der Hochstraße Nord in Ludwigshafen. Bis dahin muss die südliche Verbindung also wieder hergestellt sein. Dass dies bei den langwierigen Vergabeverfahren und der derzeit angespannten Situation in der Baubranche eine Herkulesaufgabe wird, ist den Verantwortlichen aus beiden Städten bewusst.
Auf Nachfrage dieser Redaktion konkretisiert Björn Berlenbach, Geschäftsführer der Bauprojektgesellschaft Ludwigshafen, dass der Abriss der ersten Bauwerke des Nord-Brückenkopfes an der Kurt-Schumacher-Brücke erst Mitte 2026 beginnen soll. „Wir haben also einen Puffer“, sagt er. Und auch Ludwigshafens Baudezernent Alexander Thewalt betont, dass man „reagieren“ werde, sollte es bei der Instandsetzung der Stadtbahnrampe zu größeren Verzögerungen kommen. Maßgabe müsse sein, dass immer eine Querung für den Öffentlichen Nahverkehr zur Verfügung stehe.
Wie genau es mit den beiden ebenfalls maroden Rheinbrücken zwischen den Schwesterstädten weitergeht, soll sich laut Alex Stork in den kommenden Monaten entscheiden. Im Frühjahr sollen nähere Ergebnisse zum Zustand der Konrad-Adenauer-Brücke vorliegen, die Brücke werde derzeit nachberechnet. Im Sommer dann werden Details zur Kurt-Schumacher-Brücke erwartet. „Unser Ziel ist es, beide Brücken noch möglichst lange zu erhalten“, so Pretzell. Seit Anfang Dezember gilt auf beiden Querungen ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern sowie ein Überholverbot und Abstandsgebot für Lkw, um die Bauwerke zu entlasten.
Brücken in der Übersicht
- Stadtbahnrampe: Die Auffahrtsrampe für Straßenbahnen zur Konrad-Adenauer-Brücke ist seit Juli 2024 wegen Rissen im Spannbeton gesperrt.
- Konrad-Adenauer-Brücke: Bei dem Bauwerk aus der Nachkriegszeit wurden Ermüdungsanzeichen im Material festgestellt. Laut Stadt Mannheim ist es überlastet. Aktuell gilt ein Tempolimit und Abstandsgebot für Lkw.
- Kurt-Schumacher-Brücke: Hier sind die festgestellten Schäden etwas gravierender. Auch sie sind auf Überlastung zurückzuführen. Derzeit läuft eine Schadensanalyse, aus der ein Instandsetzungskonzept folgen soll. Die Einschränkungen für Lkw gelten auch hier.
- Hochstraße Süd: Der Ersatzneubau kommt gut voran und soll planmäßig im ersten Quartal 2026 fertiggestellt werden.
Ein großes Interesse an der Leistungsfähigkeit der Infrastruktur zwischen Mannheim und Ludwigshafen hat auch die RNV. Die Sperrung der Stadtbahnrampe wirkt sich massiv auf den Betrieb aus, wie der technische Geschäftsführer Martin in der Beek berichtet. So sei die Fahrgastzahl, die täglich über den Rhein pendle, um rund ein Viertel zurückgegangen. Nutzten an einem gewöhnlichen Arbeitstag im Winter mit zwei funktionstüchtigen Brücken rund 35 000 Menschen das Angebot, sei die Zahl seit dem Ausfall der südlichen Querung um rund 10 000 zurückgegangen. „Und das in einer Zeit, in der der Nahverkehr boomt“, so in der Beek.
RNV-Geschäftsführer: „Ein Ersatzverkehr ist undenkbar“
Auch er fordert, dass immer eine der Verbindungen frei sein müsse. „Ein Schienenersatzverkehr zwischen beiden Städten ist für uns undenkbar“, so der technische Geschäftsführer. Busse würden wie Pkw in den Staus im Berufsverkehr steckenbleiben, außerdem würden für die großen Fahrzeuge wohl auch die Geschwindigkeitsbegrenzungen wie für Lkw auf den Brücken gelten. „Beim Verkehr über den Rhein drückt es besonders, deshalb sind wir froh, dass das Bauwerk erhalten bleiben kann“, sagte in der Beek mit Blick auf die Stadtbahnrampe.
Wie sich ein vollständiger Ausfall des rheinüberschreitenden Bahnverkehrs anfühlt, mussten Fahrgäste Ende 2024 mehrfach erleben. Wegen einer Baustelle waren an drei Wochenenden beide Brücken dicht. Damals pendelten Busse. Auch Martin in der Beek spricht also aus Erfahrung, wenn er einen Schienenersatzverkehr als untaugliche Alternative bezeichnet.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Nahverkehr über die Mannheimer Rheinbrücken bleibt eine Zitterpartie