Kreistagssitzung - Nach den Schlägen in Mutterstadt ist noch unklar, was mit Andreas Mansky passiert / Unter dem Namen „Schädel“ prügelte sich der 54-Jährige einst auf Spielen des 1. FC Kaiserslautern

Mutterstadt: AfD-Lokalpolitiker war bekannter FCK-Hooligan

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Stephan Alfter
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Als der 1. FC Kaiserslautern noch in der Bundesliga spielte, gab es eine größere Hooligan-Szene als heute. © dpa

Mutterstadt. Nach der Gewalteskalation am Montag im Vorfeld einer Kreistagssitzung beschäftigt sich am Mittwochabend der AfD-Landesvorstand mit den Vorkommnissen. Die klare Tendenz am Nachmittag – ein Parteiausschluss für den 54-jährigen Andreas Mansky, dessen Wohnanschrift laut Liste der Kreistagsmitglieder in Waldsee ist.

Doch wer ist dieser Mann, der am Montag im Vorfeld einer Gremiumssitzung im pfälzischen Mutterstadt dem dortigen Bürgermeister Hans-Dieter Schneider (SPD) ins Gesicht geschlagen und nach ihm getreten hat. So richtig gut kennt ihn niemand. Dass er große Probleme habe, erfährt man hinter vorgehaltener Hand. Eine Fotoaufnahme, auf der die Riege der Kreistagsmitglieder der AfD zu sehen ist, will die Partei nicht zum Abdruck freigeben.

Mutterstadts Bürgermeister Hans-Dieter Schneider (SPD) am Schreibtisch – inzwischen ohne Pflaster im Gesicht. © Klaus Venus

Auch Michael Frisch, dem rheinland-pfälzischen Landesvorsitzenden der AfD, ist Mansky nur flüchtig bekannt, wie er gegenüber dieser Redaktion sagt. Wurde er bisher als unauffällig und engagiert arbeitendes Mitglied der AfD-Kreistagsfraktion beschrieben, so ändert sich die Perspektive, wenn man sieht, welchen Weg der heute 54-Jährige bis zu seiner Wahl in den Kreistag genommen hat. Gewalt – das wird schnell klar – bestimmt schon in früher Jugend seinen Alltag. Und Alkohol auch.

Spitzname „Schädel“

Mansky ist vor 30 Jahren glühender Verehrer des 1. FC Kaiserslautern. Ein Beitrag des Bayerischen Fernsehens aus dem Jahr 1991 zeichnet ein Kurzporträt des 24-jährigen Mannes, der in der Bettwäsche seines Vereins schläft, dessen Teddybären ein FCK-Trikot tragen und dessen Wand Dutzende Eintrittskarten zieren. Das alleine unterscheidet ihn zu diesem Zeitpunkt nicht von hunderttausenden anderen jungen Menschen in Deutschland. Was ihn jedoch abhebt, ist das, was Mansky in der Dokumentation, die auf dem Internetkanal „Youtube“ abrufbar ist, mit seinen Worten ausdrückt. Seinen bürgerlichen Namen liest man dort nicht. Unter dem Pseudonym „Schädel“ ist er älteren FCK-Anhängern bis heute in der Kaiserslauterer Hooligan-Szene bekannt.

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„Andreas Mansky – Schädel“, so hat er es vor wenigen Tagen auch selbst in ein öffentlich einsehbares Online-Kondolenzbuch für den kürzlich verstorbenen früheren FCK-Präsidenten Norbert Thines geschrieben. Wegbegleiter und Beobachter aus den 80er und frühen 90er Jahren, die namentlich nicht genannt werden wollen, erinnern sich an einen jungen Mann, der den Verein intensiv und bis zur Selbstaufgabe begleitet habe. Alkoholexzesse gehörten demnach stets dazu. Seit etwa fünf Jahren sei er auf dem „Betze“ aber nicht mehr gesehen worden, schätzt einer.

In der Doku gibt sich Mansky alias „Schädel“ als selbstbewusster Schläger, der selbst auch mal einstecken muss. Nach einem Spiel des 1. FC Kaiserslautern gegen die Glasgow Rangers habe er sieben Tage im Koma gelegen, weil er einen Stein an den Kopf bekommen habe. Sein Schädel sei gebrochen gewesen. Das sei es ihm aber wert gewesen. Hooligan zu sein, sei sein Lebensinhalt, erzählt er. „Ich freue mich montags schon auf den nächsten Samstag.“ Fußball ohne Randale sei „scheiße“. Aus der Hooligan-Szene könne man sich nicht einfach verabschieden. „Man steckt da drin. Das ist Dein Leben“, sagt er zum Schluss.

Gewalt ist nicht gleich Gewalt

Ganz anders liest sich das auf seinem Facebook-Profil am 21. Juni 2020. Randale und Gewalt – als AfD-Politiker ist ihm das offenbar zuwider. Nach den Krawallen von Jugendlichen in Stuttgart setzt sich Mansky ins Auto und macht sich selbst ein Bild vor Ort. Er sichtet Spuren von Kämpfen sowie Blut auf dem Boden und urteilt, dass das eindeutig nach Migrantengewalt aussehe. Von der Gewalt, die von ihm selbst in jungen Jahren ausging, fällt in der darauf folgenden Diskussion kein Wort.

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Als diese Redaktion am Mittwochmorgen erneut versucht, mit Mansky in Kontakt zutreten, um seine Sicht auf die Vorgänge vom Montag zu hören, da meldet er sich zwar, legt aber nach wenigen Sekunden den Hörer wieder auf. Er wolle nicht mit uns sprechen. Zu diesem Zeitpunkt gibt es von ihm auch noch keine Stellungnahme, die dem Landesvorstand der AfD vorliegen würde. Man wolle ihm die Gelegenheit geben, wiederholt der Vorsitzende Michael Frisch , aber es gebe Anzeichen für eine Mehrheit, die für einen Parteiausschluss Manskys votiere. Ein Fraktionskollege aus dem Rhein-Pfalz-Kreis, der namentlich nicht genannt werden möchte, verurteilte Manskys Tat, warnte jedoch vor einer „Hexenjagd“.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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