Bahnverkehr Rhein-Neckar

Brief an Bahnchef Lutz: Landrat platzt wegen Stellwerk Ludwigshafen der Kragen

Züge bleiben stehen, weil Verantwortliche vorschriftsmäßig Pause machen: Fritz Brechtel ist als Landrat auch Vorsitzender des Zweckverbandes ÖPNV. Nun richtet er sich mit deutlichen Worten an den DB-Chef

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Stephan Alfter
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ZÖPNV-Vorsitzender Fritz Brechtel (r.), hier mit dem baden-württembergischen Verkehrsminister Winfried Hermann und dem heutigen Oberbürgermeister Christian Sprecht bei der Unterzeichnung von S-Bahn-Verträgen im Jahr 2017. © Thomas Rittelmann

Rhein-Neckar-Kreis. Die teilweise unerträglichen Zustände im Bahnverkehr in der Pfalz und im gesamten Rhein-Neckar-Raum stoßen dem Zweckverband ÖPNV und seiner Führung übel auf. Wegen der zahlreichen Zugausfälle und der mangelhaften Qualität im Personenverkehr hat sich der Vorsitzende des ZÖPNV, der Germersheimer Landrat Fritz Brechtel, nun direkt an Richard Lutz, den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn, gewandt.

Probleme beim Bahnverkehr: Landrat Brechtel kritisiert Bahn-Chef

Und das mit markigen Worten. „Die Personalsituation bei DB Netz ist ein Dauerbrenner, der für die Kunden und Kundinnen unerträgliche Maße annimmt. Schon seit vielen Monaten fallen in der Pfalz Züge aus, weil das für die Steuerung vieler Strecken im südlichen Rheinland-Pfalz zuständige Stellwerk in Neustadt an der Weinstraße unterbesetzt ist“. Auf die Situation hatte Fritz Engbarth-Schuff, Stellvertreter des Verbandsdirektors, in den vergangenen Monaten mehrmals hingewiesen. Geändert hat sich nichts.

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Ein großes Problem stellt tatsächlich die Personalsituation in den Stellwerken in der Metropolregion dar. Wer in der Region regelmäßig mit der S-Bahn unterwegs ist, weiß, wovon Landrat Fritz Brechtel spricht. In Ludwigshafen komme es, so der Verbandsvorsitzende, seit Monaten immer wieder zu Arbeitsschutzpausen, weil auch dieses Stellwerk unterbesetzt ist und dann - zum Teil mitten im Berufsverkehr - eine Stunde lang kein Zug fährt.

Allein dies sei an der Schnittstelle zwischen dem gesamten pfälzischen Bahnverkehr und dem Knotenbahnhof Mannheim ein „unhaltbarer Zustand. Mit dem Lahmlegen des Bahnverkehrs an einem ganzen Wochenende habe die Abteilung Netz der Deutschen Bahn Netz kürzlich unfreiwillig bewiesen, dass die Situation dramatisch ist.

Zug stoppt wegen Personalpause - Züge bleiben vor Ludwigshafen stehen

In der vergangenen Woche habe es wieder Arbeitsschutzpausen gegeben, weil ein Fahrdienstleiter allein nicht nonstop arbeiten dürfe und könne. In der Praxis blieben dann alle Züge vor Ludwigshafen eine Stunde stehen, und hinterher herrsche ein komplettes Chaos, weil sich die Züge gegenseitig im Wege stehen und die Arbeitszeiten der Lokführer nicht mehr zu den Zügen passen, die fahren sollen.

Ein Leser dieser Zeitung schilderte genau diesen Vorgang nach eigenem Erleben in einer E-Mail an die Redaktion. Er schrieb: „Der Regionalexpress von Saarbrücken nach Mannheim macht in Böhl 30 Minuten Halt wegen vorschriftsmäßiger Pause des Personals im Stellwerk Ludwigshafen.“ Es müsse Konsequenzen geben, fordert Landrat Brechtel vom Chef der Deutschen Bahn.

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„Ich erwarte von DB-Chef Lutz, dass er die Personalknappheit in der Pfalz vom Vorstand aus in den Fokus nimmt. Die Versuche, regional gegenzusteuern, reichen offenkundig nicht aus. Das Versprechen, mit freigesetztem Personal aus der Modernisierung der Stellwerke in Wörth, Germersheim und Speyer zusätzliche Personale für Ludwigshafen und Neustadt zu gewinnen, hat sich in Luft aufgelöst - dies hat sich als wertlose Beruhigungspille erwiesen“.

Hinzu kämen die Zugausfälle wegen fehlender Fahrer auf mehreren Strecken in Süd- und Vorderpfalz. Für Brechtel steht der Schienenverkehr mit der bevorstehenden Sperrung der Riedbahn vor einem großen Risiko: Komme es während der Sperrung der Riedbahn zu Störungen in Ludwigshafen, werde dies bundesweite Auswirkungen haben, so Brechtel. In knapp fünf Wochen startet die erste Sperrphase.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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