Riedbahnsanierung

Riedbahn-Sperrung: Lampertheimer Bahnhof wird nicht angefahren

Während der Riedbahn-Sperrungen wird die Bahn Lampertheims Bahnhof nicht anfahren - weder mit Zügen noch mit Ersatzbussen. Geplant sind andere Halteorte. Chaos scheint vorprogrammiert

Von 
Susanne Wassmuth-Gumbel
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An dieser Stelle auf der B 44 kurz vor dem Abzweig zur Römerstraße soll der Ersatzbus in Richtung Frankfurt halten. © Berno Nix

Lampertheim. Bahnkunden und Interessierte können sich am Mittwoch, 29. November, am DB-Infomobil über die Generalsanierung der Riedbahn im kommenden Jahr informieren. Das Info-Mobil macht von 14 bis 19 Uhr am Bahnhof Station.

Für die Sanierung wird die Bahnstrecke zwischen Frankfurt und Mannheim ab Juli nächsten Jahres für fünf Monate komplett gesperrt. Fahrgäste des Regional- und Nahverkehrs sollen dann auf den sogenannten Schienenersatzverkehr (SEV) mit Bussen umsteigen. Wie das funktionieren soll, können die Lampertheimer schon zum Jahresbeginn ausprobieren. Vom 1. bis 22. Januar wird die Strecke für vorbereitende Arbeiten gesperrt.

Riedbahnbaustelle: Lampertheimer Bahnhof wird nicht angefahren

Während der Sperrungen wird die Bahn den Lampertheimer Bahnhof nicht anfahren - weder mit dem Zug noch mit dem Ersatzangebot. Nach jetziger Planung halten die Busse des sogenannten Schienenersatzverkehrs in Lampertheim lediglich an zwei Haltestellen entlang der B 44: Die Ersatzhaltestelle Lampertheim-Nord soll aus der jeweiligen Fahrtrichtung vor der Kreuzung Wormser Straße/Andreasstraße/Hagenstraße und die Haltestelle Lampertheim-Süd jeweils vor der Kreuzung Mannheimer Straße/Römerstraße eingerichtet werden.

Das sorgt schon jetzt für reichlich Unmut in der Bevölkerung, sind doch diese Haltepunkte nicht an den bestehenden Stadtbusverkehr angebunden. Außerdem fehlen Parkmöglichkeiten für Autos oder Fahrräder, die Pendler aus der Kernstadt oder aus den Stadtteilen sonst am Bahnhof abstellen können. Das Chaos scheint programmiert.

Von der Bahn gibt es dazu noch nicht viel zu hören. Bei den Ersatzhaltestellen handle es sich in der Regel um „Haltestellen, die bereits im ÖPNV vorhanden sind und normalerweise auch von Linienbussen angefahren werden“, heißt es in den Informationen, die die Pressestelle der Deutschen Bahn zur Verfügung stellt. In Lampertheim ist das allerdings nicht der Fall.

Und auch in den anderen Riedkommunen müssen die Fahrgäste Fußwege in Kauf nehmen. In Bürstadt sollen die Ersatzbusse in der Industriestraße nördlich des Bahnhofs Halt machen. Auch dort ist keine reguläre Bushaltestelle. In Bobstadt gibt es keinen Stopp für den Ersatzbus. Hier verweist die Bahn auf die Stadtbuslinie 652 zum Bahnhof Bürstadt, um in den SEV umzusteigen.

In Biblis wird laut Bahn der Ersatzhalt im Wendehammer der Straße Beim Kreuz im nördlichen Gewerbegebiet eingerichtet - fernab jeder regulären Bushaltestelle. Nur in Groß-Rohrheim fährt der Schienenersatzverkehr an der regulären Bushaltestelle Bahnhof Ostseite in der Bibliser Straße ab.

Warum der Lampertheimer Bahnhof nicht angefahren wird

Wie Lampertheims Bürgermeister Gottfried Störmer erklärt, habe die Bahn die Planung des Schienenersatzverkehrs an die regionalen Verkehrsverbünde übertragen. Mit den Planern des hiesigen Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN) habe die Stadt in mehreren Gesprächen darüber verhandelt, wo die großen Busse in Lampertheim am besten halten könnten.

Da die Bahn einen Zehn-Minuten-Takt fahren und die Gesamtfahrzeit auf der Strecke zwischen Frankfurt-Hauptbahnhof und Mannheim-Luzenberg möglichst kurz halten möchte, sei das Anfahren des Lampertheimer Bahnhofs mit seinem räumlich begrenzten Vorplatz und den engen Straßen für die Planer nicht in Frage gekommen. „Das war aber unser Ziel, damit die Pendler wie gewohnt umsteigen können“, so Störmer.

Riedbahn-Sperrung: Neue Busflotte

  • Während der Sperrung der Riedbahnstrecke werden die Regional- und S-Bahnen des Nahverkehrs laut Deutscher Bahn durch 150 Busse ersetzt.
  • Es kommen barrierefreie Niederflurbusse mit WLAN und USB-Ladebuchsen zum Einsatz, die teilweise auch über Toiletten verfügen.
  • Während der dreiwöchigen Sperrung im Januar sind die ersten 70 Busse dieser neuen DB-eigenen Ersatzverkehrsflotte unterwegs.
  • Die Deutsche Bahn informiert unter www.riedbahn.de - auch über die Sanierung an sich. swa

Der Vorschlag der Stadt, die Busse an der Ostumgehung halten zu lassen, weil dort auf einer Wiese ein Park&Ride-Platz eingerichtet werden könnte, sei keine Alternative gewesen, weil der Bus dann durch die Neuschloß- und die Römerstraße wieder auf die B 44 gelangen müsste.

Auch das dauere der Bahn laut Störmer zu lange. Zumal davon ausgegangen werden müsse, dass der Bus hier in Stoßzeiten im Stau steht und nicht vorankommt. Vor allem dem Zeitfaktor sei auch die zweite Idee der Stadt zum Opfer gefallen, die auch die Bürgerkammer Neuschloß kürzlich vorgebracht hat. Den Stopp im Weidweg an der Hans-Pfeiffer-Halle mit ihren Parkmöglichkeiten hätten die Planer ebenfalls abgelehnt - auch weil der Bus hier nicht einfach wenden könne.

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Vorwürfe, die vor allem in den sozialen Medien laut werden, die Stadt habe sich nicht genügend gekümmert, weist der Bürgermeister zurück. „Wir bemühen uns seit Monaten um konstruktive Lösungen“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Störmer geht angesichts des Angebots davon aus, dass Lampertheimer, die es können, aufs Auto umsteigen werden - zumal die Busse zumindest tagsüber nicht den Mannheimer Hauptbahnhof anfahren werden, sondern die Fahrt schon auf dem Luzenberg endet.

Verkehrsaufkommen in Lampertheim wird steigen

„Wir werden 50 Prozent mehr Individualverkehr in Lampertheim haben in dieser Zeit, zumal ja auch die Menschen aus dem Ried durch Lampertheim durchfahren“, prognostiziert der Bürgermeister. Bisher seien auf der B 44 durchschnittlich 20 000 Fahrzeuge täglich unterwegs. Eine Verkehrszählung im Januar soll zeigen, wie viele es dann während der Sperrung sind.

„Das wird ein Verkehrschaos geben“, erwartet auch Lara Strubel, Vorsitzende des Lampertheimer Fahrgastbeirats. Schon jetzt sei auf Lampertheims Straßen in den Hauptverkehrszeiten viel los. Sie bedauert, dass der Schienenersatzverkehr nicht an den Takt des übrigen Busverkehrs angepasst ist und die Haltestellen schlecht zu erreichen sind. Sie denkt vor allem an die Fahrgäste und Pendler, die keine Möglichkeit haben, aufs Auto umzusteigen oder konsequent im Homeoffice zu arbeiten. Dass die Ersatzhaltestellen immerhin mit Sitzbänken, Mülleimern und digitalen Infotafeln ausgestattet werden sollen, tröstet Strubel nur wenig.

Die drei Wochen im Januar dürften für alle Beteiligten ein Vorgeschmack darauf sein, was Bahnfahrer ab Sommer für fünf lange Monate erwartet. Ein klein wenig Hoffnung, dass die Erkenntnisse im Januar noch etwas an der großen Planung ändern könnten, möchte Strubel sich allerdings noch bewahren. Auch wenn ihre Erfahrung als Fahrgastbeirätin eher die ist, bei solch großen Projekten wenig Einflussmöglichkeiten zu haben.

Redaktion Susanne Wassmuth-Gumbel ist stellvertretende Teamleiterin des Südhessen Morgen.

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