Kommentar Zukunft des Mannheimer Collini-Büroturms: Viele Fragen, wenig Klarheit

In ihrem Kommentar bedauert Waltraud Kirsch-Mayer die Verzögerungen beim geplanten Abriss des Collini-Büroturms. Sie bringt für diesen Schandfleck im Stadtbild auch eine Revitalisierung ins Gespräch

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Waltraud Kirsch-Mayer
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Mannheim. Nichts Genaues weiß man nicht. Der Collini-Investor zeigt sich wortkarg. Nur so viel steht fest: Die Deutsche Wohnwerte ist gerade dabei, angesichts veränderter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen den Abriss des von ihr 2020 gekauften Büroturms samt anschließender Bebauung neu zu bewerten. Aber was bedeutet das? Will der Investor am prämierten Wettbewerbsentwurf – und damit an Vorgaben der Stadt – Abstriche machen? Beispielsweise an der 30-Prozent-Sozialquote für preisgünstigen Wohnraum.

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Oder gibt es Überlegungen, das Projekt auf Eis zu legen – wofür sich als Reaktion auf steigende Zinsen und explodierende Baukosten bereits andere Unternehmen entschieden haben. Bekanntlich verfügte der Immobilienkonzern Vonovia vor fünf Monaten einen Baustopp und kündigte an, die Planungen von 60 000 Wohnungen in die Schublade zu verbannen. Oder möchte der in Heidelberg ansässige Projektentwickler bei dem Mannheimer Großvorhaben abspringen?

Wie auch immer: Egal ob die Wirtschaftlichkeitsprüfung zu dem Ergebnis führt, dass entweder Abspecken oder Umplanen oder Einfrieren oder Aussteigen angezeigt ist, so würde jede dieser Lösungen Zeit, vermutlich viel Zeit beanspruchen. Mit dem Effekt, dass zwischen Quadraten und Neckarufer, also im Herzen der Stadt, das ehemalige Technische Rathaus weiterhin als Schandfleck hinter Absperrzäunen vor sich hin gammelt. Im wahrsten Sinne des Wortes keine schöne Aussicht.

Freilich wäre ein noch größeres Übel, wenn der Bürotrakt platt gemacht und erst danach der Investor erklären würde, der prämierte Wettbewerbsentwurf lasse sich aufgrund veränderter Marktbedingungen nicht mehr oder nur teilweise umsetzen. Schließlich gibt es so allerlei hochfliegende Bauprojekte mit unterirdischer Bruchlandung: Man denke an den gigantischen Krater in der Schwesterstadt Ludwigshafen seit Abriss der „Tortenschachtel“ am Berliner Platz.

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Sollten bei dem Collini-Büroturm in puncto Planung die Karten neu gemischt werden, bietet sich an, die Möglichkeit einer Revitalisierung einzubeziehen. Nicht nur aus ökologischen Gründen. Vermutlich würde sich kreatives Umwidmen eines Bestandsgebäudes weit schneller realisieren lassen.

Anlässlich der Bundesgartenschau 1975 ist das Collini-Center mit Wohnturm samt Bürotrakt und verbindender Galerie eingeweiht worden. Das Ensemble hätte verdient, dass seine Zukunft beim 50. Geburtstag nicht länger ungewiss ist.

Freie Autorin

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