Mannheim. Der geplante Abbruch des Collini-Büroturms stößt auf relativ großen Widerstand. Wie eine Sprecherin von Baubürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD) mitteilte, haben mehr als 100 Mannheimerinnen und Mannheimer Einwendungen dagegen erhoben. Diese würden nun gesichtet, geprüft und bewertet.
Wie lange das dauert, lässt sich der Sprecherin zufolge nicht verlässlich sagen. Sie betonte jedoch: „Aufgrund der städtebaulichen Bedeutung des Projekts wird dieses mit hoher Priorität bearbeitet und ein Abschluss bis Ende April angestrebt.“ Dann soll also feststehen, ob - und wenn ja, wie - das frühere Technische Rathaus am Neckarufer abgerissen werden darf.
Kampf für Sanierung
Der Widerstand gegen das Vorhaben des neuen Eigentümers, der in Heidelberg ansässigen Deutschen Wohnwerte GmbH, kommt von mehreren Seiten: Der Verein „Wir im Collini“, dem rund 75 Mitglieder des benachbarten Collini-Wohnturms angehören, hat eigenen Angaben nach Vollmachten von 79 Eigentümern, denen 124 Wohnungen gehören, gesammelt. Zum Teil wird die Eigentümergemeinschaft des Wohnturms laut Stadt aber auch durch einen Rechtsanwalt vertreten. Zudem gebe es Einwendungen aus dem Gewerkschaftshaus und von Nachbarn der Collini-Straße.
Die Vorgeschichte
- Das Collini-Center am Neckarufer ist ab 1972 gebaut worden. Es war Teil der Planungen für die Stadterneuerung zur Bundesgartenschau 1975.
- Der Gebäudekomplex besteht aus zwei Teilen: dem Wohnturm und dem Bürohaus mit Galerie, in dem früher das Technische Rathaus untergebracht war.
- Der Wohnturm ist in privatem Besitz.
- Der Büroturm gehörte früher der Stadt, die diesen 2020 an den Heidelberger Projektentwickler Deutsche Wohnwerte verkauft hat.
- Die Stadt hatte eine Sanierung ihres Technischen Rathauses für nicht sinnvoll erachtet und sich daher zum Verkauf entschieden.
- Dabei sollte jedoch nicht allein der höchste Erlös den Ausschlag geben. Vielmehr sollte von den sieben zugelassenen Bewerbern derjenige den Zuschlag erhalten, der das beste städtebauliche Konzept präsentierte.
Entsprechend gemischt dürfte der Inhalt der Schreiben sein: Während der Verein „Wir im Collini“ gegen den Abbruch des Büroturms kämpft und sich für eine Sanierung ausspricht, geht es dem Verwaltungsbeirat der Eigentümergemeinschaft des Wohnturms nach Angaben von dessen Vorsitzenden „vor allem um die Sicherung der teilweise verknüpften Versorgungseinrichtungen des Gesamtkomplexes und den Erhalt der Infrastruktur unseres Wohngebäudes während der Abbruch- und Bauphase“.
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Das Baudezernat prüft nun die Einwendungen und hofft, bis Ende April eine Entscheidung treffen zu können. Bis dahin möchte sich der Investor nicht konkreter zu seinem Vorhaben äußern, erklärte ein Sprecher der Deutschen Wohnwerte. Denn nicht nur der Zeitpunkt einer möglichen Erteilung, sondern auch der Inhalt der Genehmigung beeinflussten die weiteren Planungen des Unternehmens: „Und das sowohl in zeitlicher, als auch in technischer Hinsicht.“ Man stehe jedoch im Austausch mit der Stadt und werde „auch die Nachbarschaft rechtzeitig in den Dialog mit einbeziehen“, versprach er.
Aus diesem Austausch berichtete die Stadtverwaltung, dass das Wohnungsbauunternehmen die Planungen derzeit auf Basis des Wettbewerbsentwurfs fortsetze. Dabei gebe es „Änderungen und Anpassungen der Planung“. Diese bewegten sich jedoch „im Rahmen der nach einem Wettbewerb üblichen und notwendigen Überarbeitungen und Konkretisierungen, um aus einer Wettbewerbsidee eine baureife Planung zu machen“, erklärte die Sprecherin des Baudezernats. Dabei würden unter anderem auch „Gebäudehöhen, -stellung und -tiefen überprüft und kleinteilig angepasst“. Zudem würden Lösungen erarbeitet, die im Stadium des Wettbewerbsentwurfs noch offen gewesen seien, beispielsweise der barrierefreie Anschluss des Collini-Stegs.
Eineinhalb Jahre Verzögerung
Bei der Vorstellung ihrer Neubaupläne Mitte 2020 hatte die Deutsche Wohnwerte erklärt, rund um den 32-geschossigen Collini-Wohnturm insgesamt vier Gebäude errichten zu wollen, die zwischen fünf und 19 Stockwerke hoch sind. In den Erdgeschossen seien demnach Ladengeschäfte für die Nahversorgung sowie Gastronomie geplant, in den Etagen darüber Büros und insgesamt 230 Wohnungen. In rund einem Drittel davon soll die Sozialquote gelten. Das heißt: Die Kaltmiete pro Quadratmeter darf 8,17 Euro nicht übersteigen. Ursprünglich war geplant, in der zweiten Jahreshälfte 2022 mit den Neubauten zu beginnen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Der Investor des Collini-Büroturms muss öffentlich Farbe bekennen