Ludwigshafen. Seit dem 5. August vergeht kein Tag, an dem Joachim Paul die Welt um ihn herum nicht rebellisch macht. Er, der kleine betrogene AfD-Kandidat, gegen das große „Altparteienkartell“ mit einer zwar parteilosen, aber angeblich rot lackierten Ludwigshafener Oberbürgermeisterin namens Steinruck. Er hetzt, lügt und droht – und wenn er es nicht selbst macht, dann schreit sein Pfälzer Parteifreund Bernd Schattner aus Annweiler am Trifels in die Echokammern des Internets. Der Bundestagsabgeordnete schwadroniert dann über die Demokratie, die leise stirbt, weswegen alle nun für Joachim Paul in den Kampf ziehen müssten.
Tod dem grün-rot-schwarzen Ungeziefer“ hat jemand an den Wahlausschuss geschrieben. Das klingt wie 1933.
Seit mehr als zwei Wochen geht das so. Jeden Tag. Jetzt sind die ersten Kämpfer losgelaufen – anonym natürlich. Und haben Menschen mit dem Tod bedroht, die größtenteils politisch im Ehrenamt tätig sind und von ihren jeweiligen Parteien in den Wahlausschuss entsandt worden sind – was die AfD übrigens schlichtweg versäumt hat. Diese Menschen und ihre Familien, deren Namen ein regionales Online-Medium trotz erahnbarer Konsequenzen jüngst dann auch noch prominent auf einem Silbertablett servierte, leiden jetzt unter Angstzuständen und überlegen sich, ob sie sich am Wochenende noch auf die Dorfkerwe trauen.
Und während ein großer Teil der Gesellschaft diese Entwicklung bedauert und womöglich mal kurz innehält, stichelt Paul wenige Stunden nach Bekanntwerden dieser Vorgänge weiter und verhöhnt auf den AfD-Kanälen den Staat und seine Parteien. Will sagen: Die rhetorischen Angriffe in Ludwigshafen sind mit Sicherheit auch ein Resultat einer Kommunikationsideologie, die zersetzend und aufstachelnd wirkt. „Tod dem grün-rot-schwarzen Ungeziefer“ hat jemand an den Wahlausschuss geschrieben. Das klingt wie 1933.
Währenddessen machen die so verhöhnten „Altparteien“ tatsächlich Haustürwahlkampf. Sie bemühen sich um eine Fehleranalyse und um Lösungen für die Stadt. Sie laden zu Veranstaltungen ein. Sie haben ein Wahlprogramm entworfen, das man nachlesen kann. Joachim Paul hat hingegen nahezu nichts für seine Kandidatur getan. Ein ernstzunehmendes Programm ist nirgendwo nachzulesen. Die AfD Ludwigshafen erwähnt ihn auf ihrer Homepage mit keinem Wort. Für was steht der Mann eigentlich? Der Koblenzer stellt sich lediglich in seiner Heimat vor ein Haus und produziert Videos, die vom Ende der Demokratie in Ludwigshafen faseln. Konstruktiv ist da gar nichts. Schämen Sie sich, Herr Paul!
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Verhalten nach Wahlausschluss: Schämen Sie sich, Herr Paul!
Joachim Paul hat nahezu nichts für seine Kandidatur getan. Für was steht der Mann eigentlich? Stephan Alfter über das Verhalten des ausgeschlossenen AfD-Kandidaten.